Schwerter der Liebe
aber an ihr Ohr, und als sie einen Teil dessen hörte, was mit dem Akzent des Conde de Lerida gesprochen wurde, horchte Juliette auf.
«... dass du deinen Angelegenheiten im Schutz einer Maske nachgehst, beunruhigt mich, mon ami. Es mag zwar notwendig gewesen sein, aber ich kann wohl darauf zählen, dass du damit wieder aufgehört hast.«
»Jedenfalls momentan«, antwortete Nicholas. »Hat Blackford es dir gesagt?«
»Er war um dich besorgt, so wie es jeder gute Freund wäre. Was den Mann angeht, den du angeblich verletzt haben sollst, ist er kein müßiger Bonvivant, und er neigt zu einer sofortigen Reaktion, wenn er auf unsanfte Weise auf sein Verhalten aufmerksam gemacht wird. Er wird deinen Skalp haben wollen, wenn er ihn kriegen kann.«
»Dazu muss er mich erst mal finden.«
»Du glaubst, ein weiterer Mann mit Maske würde genügen, um ihn zu verwirren? Sei kein Dummkopf. Durch deinen Akzent und deinen magischen Degen würde dich sogar ein Blinder erkennen können.«
Eine Maske. Das Wort hallte in Juliettes Kopf nach, während ihr mit Entsetzen bewusst wurde, was da gerade gesagt worden war. Nicholas hatte jemanden mit seinem Degen zur Rede gestellt und dabei sein Gesicht hinter einer Maske versteckt. Um wen anders als Daspit sollte es sich dabei handeln? Und doch hatte Nicholas ihr geschworen, er sei nicht der maskierte Angreifer gewesen, der Paulettes zukünftigen Ehemann verletzt hatte. Was sollte sie davon halten?
Vollkommen in Gedanken versunken, war ihr nicht aufgefallen, dass ihre Verfolger sie wieder eingeholt hatten. Sie bemerkte es erst, als der Dunkelhaarige gleich neben ihr zum Sprechen ansetzte.
»Mademoiselle, einen Augenblick bitte, wenn Sie gestatten.«
Sofort drehte sie sich zur Seite weg. »Sie müssen mich entschuldigen.«
Der andere Gendarm nahm den Schlagstock hoch und berührte ihren Arm, damit sie stehen blieb. »Wir müssen darauf bestehen, es tut uns leid.«
Beide hatten getrunken, was ihr in dem Moment klar wurde, da sie bemerkte, wie sehr ihr Atem nach Alkohol roch. Vielleicht waren sie noch nicht so angetrunken, dass sie sich mehr herausnehmen würden, als es in weiblicher Gesellschaft gestattet war. Dennoch versperrten sie ihr den Weg, grinsten gutmütig und machten keinen Hehl aus ihrem Interesse an Juliettes Dekollete. Sie warf Nicholas einen flüchtigen Blick zu und sah ihm an, dass er die Konfrontation mitbekommen hatte. Sein Gesicht war ihr zugewandt, auch wenn die schmalen Sehschlitze im schwarzen Samt vor seinen Augen sie nicht erkennen ließen, ob er wusste, wer sie war.
»Hübsche Unbekannte«, sagte der pockennarbige Gendarm und musste aufstoßen. »Wir bitten Sie inständig, unsere Namen für einen Walzer auf Ihr Programm zu setzen. Das heißt, falls noch ein Walzer für uns frei ist ...«
»Nun, was das angeht ...«
»Sie können sich dem Gesetz nicht widersetzen, das wissen Sie. Wenn Sie es versuchen, werden wir uns gezwungen sehen, Sie hinter Schloss und Riegel zu bringen.«
Verärgert über die plumpe Art dieser Männer, baute sich Juliette vor ihnen auf. »Verzeihen Sie, Messieurs, aber die Wahl des Tanzes gehört meinem Verlobten, und der wartet bereits auf mich. Wenn Sie mir also bitte Platz machen würden.«
Der dunkelhaarige Gendarm kam näher. »Mademoiselle, hören Sie auf uns. Wir sind das Gesetz, und Sie müssen es respektieren. Und ein einziger Tanz mit jedem von uns, ich flehe Sie an. Ist das zu viel verlangt?«
»Viel zu viel sogar.«
Die Antwort kam von Nicholas, der sich zwischen die beiden schob und sich dann zu Juliette stellte, während eine Hand auf dem Heft des mit Edelsteinen besetzten Rapiers an seiner Seite ruhte. »Mademoiselle Inkognito hat geantwortet. Wollen Sie die Antwort infrage stellen?«
»Maus non, Monsieur.« Der Pockennarbige machte sofort einen Schritt nach hinten und versuchte, seinen Schlagstock hinter dem Rücken zu verstecken, während sein nervöser Blick sich nicht von Nicholas' Augen lösen konnte. »Wir bitten inständig um Verzeihung, Mademoiselle. Nicht wahr, Gaston? Und wir flehen Sie an, uns zu vergeben und uns gehen zu lassen.«
Stammelnd schloss sich sein Freund ihm an, dann zog er seinen Gefährten mit sich, noch bevor Juliette mehr tun konnte, als murmelnd deren Entschuldigung anzunehmen. Die beiden machten noch zwei oder drei Schritte nach hinten, dann drehten sie sich auf dem Absatz um und eilten davon.
Juliette sah ihnen nach und war sich zur gleichen Zeit bewusst, mit welch finsterem
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