SECHS
war davon überzeugt, dass es ein solches gegeben hatte - so frohgemut wieder nach Hause zurückgekehrt war, konnte doch nur bedeuten, dass etwas im Busch war!
Davon abgesehen: Warum sollte er ihm etwas von dem Kuchen abgeben? Natürlich war klar, dass er sich damit auf Sirkowskys Abschussliste setzte. Da er jetzt aber ohnehin vorhatte vom Radar der Welt zu verschwinden, konnte er das auch gleich mit dem ganzen Geld tun. Und sollte ihm Sirkowsky eines Tages auf die Spur kommen, verfügte er über die Mittel, dieses Problem zu lösen - lösen zu lassen. Für fünfzigtausend Euro, bestimmt auch weniger, fand sich schon jemand. Damit war es beschlossene Sache. Sirkowsky war aus dem Spiel.
Nachdem auch der letzte Elefant millimetergenau stand, stapfte Rentsch zum Spirituosen-Schrank. Sein Blick wanderte unentschlossen über die Etiketten der Flaschen. Am Ende wählte er einen einundzwanzig Jahre alten Bushmills. Billigfusel, zumindest wenn man Besseres kannte. Doch der Auchentoshan war als Vorschuss mit Heydarian gegangen – diesem Hundsfott. Darüber ärgerte er sich jetzt maßlos.
Nächstes, wenn auch kleineres Problem auf seiner Agenda: Swantje. Hier war eigentlich nur die Frage, ob er sich um sie kümmern oder sie unbehelligt ziehen lassen sollte?
Er spülte einen kräftigen Schluck die Kehle herunter.
Swantje zu beseitigen nahm jetzt, da er schnell handeln musste, zu viel Zeit in Anspruch. Insbesondere dann, wenn sie mit Sirkowsky gemeinsame Sache machen sollte. Das bedeutete nämlich, es jetzt eigenhändig erledigen zu müssen. Damit hatte er wohl keine andere Wahl, als sie am Leben zu lassen. Aber sie war als kleiner Punkt auf seinem Radar markiert und er würde reagieren, wenn sie sich ihm in den Weg stellen sollte – heute, morgen oder später.
Jetzt ließ sich Rentsch in seinen Sessel fallen. Über den wichtigsten Teil, wie er die Brenners „überreden“ würde, etwas von dem Gewinn abzugeben, wollte er nicht stehend nachdenken. Er nippte am Glas und schaute im schummrig beleuchteten Zimmer umher.
Wie viel wollte er überhaupt? Sicher, er konnte alles fordern, aber das machte die Sache nur schwieriger, möglichen Widerstand größer. Bei so viel Geld konnte er sich ihnen gegenüber Großzügigkeit leisten, der Familie so viel lassen, dass sie nicht auf den Gedanken kamen, ihm Schwierigkeiten zu bereiten.
Acht, neun, zehn Millionen für sich? Den Rest für die Brenners? Schließlich hatte er seine Kosten. Lebenslanges Abtauchen war teuer. Rentsch gluckste vergnügt. Er entschied sich für neun Millionen. Damit hatten die Brenners noch knapp zweieinhalb zur Verfügung.
Jetzt blieb noch die Frage übrig, wen von beiden er aufsuchen sollte. Dazu schien es ihm aber erst einmal ratsam, auszukundschaften, wer widerspenstiger war. Er ging davon aus, dass Frauen keine großen Probleme bereiteten, und eher die Männer diejenigen waren, die Widerstand leisteten. Das hatte er ja bei Steinmann gesehen. Aber brach man die Männer, zog auch der Rest mit. Davon war er noch immer fest überzeugt.
Da er aber beschlossen hatte, es dieses Mal gründlicher zu machen, wollte er jetzt auch alle Variablen kennen, aus ihnen berechenbare Konstanten machen. Sicher war sicher.
Rentsch stellte das Glas auf den Beistelltisch und begab sich zu seinem Schreibtisch. Er hob den Hörer ab und wählte die Nummer, die Frau Brenner ihm gegeben hatte. Auf der anderen Seite läutete es sechsmal. Dann wurde abgenommen.
„Brenner.“
„Frau Brenner? Hier Renck, von der
Deutschen Klassenlotterie Berlin.“
„Ja ...“, kam es unsicher. „Ist irgendwas nicht in Ordnung?“
„Oh! Nein, nein! Keine Sorge. Nur eine kleine Formalität, keine große Sache“, Rentsch lachte beschwichtigend.
„Die wäre?“
„Ich habe vergessen zu fragen, wo Ihr Mann zu finden ist? Da Sie erwähnten, dass er der Besitzer der Quittung ist, sind wir natürlich nur ihm gegenüber zur Auszahlung verpflichtet. Könnten Sie mir wohl seine Telefonnummer geben, damit ich mir das von ihm bestätigen lasse? Dann kann ich alles Weitere veranlassen.“
„Ist das wirklich nötig? Ich bin doch seine Frau.“
Rentsch überlegte. Dann hatte er die richtige Antwort.
„Nun, Frau Brenner. Ich verstehe Sie natürlich. Nehmen Sie es mir nicht übel, aber Sie könnten ja Gütertrennung vereinbart haben oder“, Rentsch räusperte sich, „sich vielleicht nicht mehr ... einig sein. Sie wissen schon.“
„Ich verstehe“, antwortete sie knapp. Einen Augenblick
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