Seelenfänger
Friedens zu schaffen, oder vielleicht sollte ich besser sagen: Welten des Friedens. Möchtest du mir dabei helfen, Zacharias?«
Zacharias deutete auf Kronenberg und die anderen Männer. »Woher kommen diese Traveller? Und warum habt ihr Teneker festgehalten?«
»Ich habe Kronenberg und die anderen gefunden«, sagte Salomo. »Ich habe nach ihnen gesucht und sie gefunden, sie und viele andere. Sie alle sind meine Freunde geworden. Einige von ihnen misstrauten mir zu Anfang, so wie Teneker, aber schließlich wurden sie alle zu Freunden, und ich werde auch mit ihm Freundschaft schließen, da bin ich sicher.«
Zacharias sah dorthin, wo Teneker saß, mit geschlossenen Augen und nassem Haar.
»Sie haben nach Talenten gesucht, wie die Foundation?«, fragte Florence.
Salomo achtete nicht auf sie; sein Blick verweilte auf Zacharias. »Du sitzt im Rollstuhl, Zacharias«, sagte er mit einer Stimme, die bis in die fernsten Winkel seiner Seele reichte, angenehme Wärme brachte und ein Gefühl von Geborgenheit vermittelte. Ein Bild entstand: ein warmes Kaminfeuer, davor ein Schaukelstuhl und jenseits der Fenster eine dunkle, kalte Winternacht. »In der anderen Welt bist du ein Gefangener des Rollstuhls. Hast du nicht oft daran gedacht, wie es wäre, für immer hierzubleiben, in dieser Welt – oder in diesen Welten –, in der du einen funktionierenden Körper hast, in der du dir den Körper geben kannst, den du möchtest, in der du sein kannst, was du möchtest? Ich kann dir alle deine Wünsche erfüllen, wenn du dich mir anschließt.«
»Zach …«, hauchte Florence, gerade laut genug.
Für einen Moment war die Versuchung groß, denn etwas in der Stimme versicherte ihm, dass Salomo tatsächlich imstande war, ihm diesen Wunsch zu erfüllen.
»Ich bin seit Jahren unterwegs«, fügte der kleine Mann mit dem großen Kopf und den leuchtenden Augen hinzu. »Ich reise durch das Netz der Welten, immer auf der Suche nach neuen Freunden …«
»Er will die ganze Foundation übernehmen!«, stieß Tene ker plötzlich hervor, und Zacharias begriff, warum er so still dagesessen hatte, mit geschlossenen Augen. Um Kraft zu sammeln. »Deshalb hat er mich festgehalten. Damit ihr kommt, mich zu retten. Er wird auch die anderen holen, sie alle. Ich habe euch gewarnt! Warum habt ihr nicht auf mich gehört?«
Einer der anderen Männer stand auf, ging zu Teneker und legte ihm die Hand auf die Schulter, woraufhin er wieder die Augen schloss und schwieg.
»Wir bauen Utopia«, sagte Salomo. »Wir schaffen uns Welten, in denen wir alle sein können, was wir wollen. Du bist ein starker Traveller, Zacharias, der Beste der Foundation, auch wenn manche daran zweifeln.« Er sah kurz zu Kronenberg. »Mit dir werden wir noch stärker und können die letzten Grenzen überwinden, die letzten Barrieren durchstoßen. Hilf mir, Utopia zu bauen, und ich verspreche dir, dass du das Leben führen kannst, das du immer führen wolltest. Ich erlaube dir sogar, Florence zu behalten. Sie ist nur eine Therapeutin, eine Kognitorin, und damit eine Fremde in diesen Welten, eigentlich nur Ballast für jemanden wie dich. Aber ich gestatte ihr, bei dir zu bleiben.« Salomo lächelte. »Als Zeichen meiner Freundschaft, Zacharias.«
Die wohlige Wärme breitete sich weiter in ihm aus, und plötzlich wurde ihm klar: Wenn er noch etwas länger wartete, gab es kein Entrinnen mehr, denn das Wohlbehagen würde dazu führen, dass er sich selbst Ketten anlegte, die er später nicht wieder abstreifen konnte.
Und dann dachte er: Er erlaubt mir, Florence zu behalten? Wie großzügig von ihm. Was soll sie sein? Ballast ?
»Und wenn ich mich weigere?«, fragte er mit plötzlichem Trotz.
Das Lächeln verschwand von Salomos Lippen. »Entweder du hilfst uns oder du hilfst uns. Wahre Freiheit ist Einsicht in die Notwendigkeit, Zacharias. Es muss gehandelt werden, jetzt , denn jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür.«
Die anderen Traveller kamen näher, aber Zacharias ließ sich davon nicht beeindrucken. Er war der Beste in der Foundation, das hatte dieser Mann, dieser Narr namens Salomo, selbst gesagt.
»Wie dumm«, sagte er und lauschte kurz den Stimmen von Körper und Geist, die ihm mitteilten: Wir sind be reit . »Wie dumm, von Freiheit zu sprechen und Zwang zu meinen.«
Salomo schüttelte langsam den Kopf. »Wie schade«, sagte er. »Wie schade, Zacharias. Ich hatte gedacht, dass wir ohne den Schmerz von Missverständnissen Freunde werden können. Manchmal gehen Freiheit und
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