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Sense

Sense

Titel: Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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finden, der ein Kunde von dir sein könnte. Oder zumindest höchstwahrscheinlich mit dem einen oder anderen deiner Kunden zu tun hat.«
    »Soso«, sagte Scuzzi und deutete einladend von dem Glasröhrchen in seiner Rechten zu der weißen Pulverspur vor sich auf dem Schreibtisch.
    Ich machte eine dankend verzichtende Geste und fragte: »Ist dir der Name >Sascha Sentz< ein Begriff?«
    Scuzzi zog unter Schnorcheln seinen Kopf über die halbe Tischplatte, bevor er blinzelnd und sich die Nase zuhaltend zu mir aufsah. »Sascha >Pascha< Sentz?«, quetschte er hervor. »Klar kenn ich den. Exakt der Mann, der mich da gerade angerufen hat.«
    Ich musste mich innerlich am Stachelhalsband reißen, um mich nicht mit einem Hechtsprung bäuchlings auf Scuzzis Schreibtisch zu werfen und nach dem Telefon zu grapschen, in der völlig aussichtslosen Hoffnung, den Teilnehmer am anderen Ende noch zu erwischen oder zumindest einen Rest, ein Echo des letzten Gesprächs aus dem Hörer wringen zu können wie eine letzte Portion Zahncreme aus einer eigentlich schon länger leeren Tube. Doch es kostete Anstrengung. Genauso, wie nicht mit vor Übereifer zitternder Stimme einen Wust von Fragen herauszuspeien. Pierfrancesco und ich sind Freunde, sicher, doch wir alle müssen irgendwovon leben. Außerdem schenken wir uns schon unsere völlig ungeteilte Zuneigung, und das, da sind wir uns ziemlich einig, muss, was Geschenke angeht, reichen.
    Also bemühte ich mich ein paar Atemzüge lang um eine Miene und Haltung gelassener, fast schon gleichgültiger Nonchalance. Jede Zurschaustellung von Eifer in diesem Stadium unserer Verhandlungen würde mich kosten.
    Ich schürzte die Lippen. Ich sah zur Decke. Ich verschränkte die Hände hinter dem Rücken und drehte Däumchen. Gerade wollte ich mich räuspern und eine unschuldige, kleine Frage in den Raum stellen, da kam Scuzzi mir zuvor.
    »Du willst wissen, von wo er angerufen hat?«, riet er.
    Ich biss mir auf die Zunge, um nicht ja, ja, ja! zu geifern. Zwanzigtausend, dachte ich und wand mich, innerlich.
    »Das wird nicht billig.« Und er grinste wissend und zufrieden.
    Zwei Minuten lang ergingen wir uns in einem bei jedem Seitenwechsel hitziger werdenden Schlagabtausch mit Zahlen, dann erzielten wir eine Einigung, und weitere eineinhalb Minuten später waren wir unterwegs.
    »Er würde nicht lange bleiben, hat er gesagt«, meinte Scuzzi, während wir das Treppenhaus hinunterdonnerten wie eine Gerölllawine, »also sollten wir uns beeilen.«
    Was er doch manchmal für einen überflüssigen Scheiß redet, dachte ich und krallte mich ins Geländer, um nicht haltlos aus der Kurve zu fliegen. Wahrscheinlich, dachte ich und nahm die letzten fünf Stufen in einem Satz, wahrscheinlich weicht ihm der unaufhörliche Missbrauch doch so langsam den Keks auf.
    Auf der Straße brauchte Scuzzi nur eine irritierte halbe Sekunde, um den vor einem Stromkasten auf der schraffierten Fläche unter dem Halteverbotsschild linkisch mit einem Rad auf dem Randstein abgestellten Crown zu erspähen. Und zu seufzen.
    »Schon wieder so ein Haufen«, murrte er, und hastete gebeugt in den Nieselregen hinein. »Warum kaufst du nicht endlich mal einen Porsche?« Scuzzi hat keinen Lappen. Nie gehabt. Kein Bedarf. Erstens ist er die meiste Zeit über nicht nüchtern genug, um Fahrstunden zu absolvieren. Und zweitens hat er ja mich. Nur meine Fahrzeuge waren ihm immer schon zu popelig. Wir hatten dieses Thema deshalb nicht das erste Mal.
    »Warum kaufst du keinen Porsche?«, entgegnete ich routiniert und schwang mich hinters Lenkrad.
    Er steckte den Kopf zur Türe herein und sah mich skeptisch an. »Damit du ihn anschließend zuschanden fährst?«
    Und wir lachten kurz und albern, während Scuzzi umständlich einstieg und ich den Motor startete, hochdrehte und Fahrstufe >S< hereinriss. Manche Witze, finden wir, werden erst durch ständige Wiederholung so richtig gut.
    »Los, los, los!«, forderte ich.
    »Ja, ja, ja«, murrte er. »Muss erst mal Platz finden in diesem . diesem .« Er fand kein rechtes Wort.
    Der Motor hämmerte unter das Drehzahldach und klang dabei wie sechs Mann, die Tooooor!! brüllen, wobei einer leider heftig stottert und deshalb über >To-to-to-to-to-to!< nicht hinauskommt, noch standen wir, und ich fieberte vor Ungeduld.
    »Wohin?«, fragte ich.
    »Richtung Kottge.« Und peng, Türe zu.
    Also Richtung Kassenberg, linkes Ruhrufer, auf halber Strecke zwischen Stadtmitte und Saarn. Ich riss die Fuhre auf der Hinterhand

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