Showtime (Tim: Teil 3) (German Edition)
bis 22:00 Uhr angesagt. Anschließend erledigen wir, was auch immer im Haushalt zu erledigen ist, bevor wir ins Bett gehen. Um 5:30 stehen wir wieder auf. Charlie besteht darauf, dass wir am Wochenende länger schlafen, also versuchen wir da, nicht vor 9:00 Uhr aufzustehen. Meistens sind wir aber schon eher wach.«
»Die Grundausbildung bei den Marines ist weniger streng. Ich kann es nicht glauben.«
Prexy schüttelte mit dem Kopf.
»Glauben Sie es ruhig«, sagte ich. »Tim verfolgt diesen Stundenplan mindestens seit der 9. Klasse. Und er blüht darin auf. Das trifft besonders aufs Turnen zu. Er liebt den Schwebebalken und verbringt jeden Tag Zeit damit, auch wenn es ein Frauenelement ist.«
»Das hält mich nicht davon ab«, sagte Tim. »Ich liebe es und es ist schön, an etwas arbeiten zu können, bei dem man zur Abwechslung mal nicht auf die Form und jede Menge Regeln achten muss.«
»Ich warte immer noch auf die erste Hiobsbotschaft.«
»Passen Sie besonders auf die zweite auf«, merkte ich an.
Prexy funkelte mich einen Moment lang an, dann lachte er.
Nachdem wir Prexy‘s Büro verlassen hatten, gingen wir zur Buchhandlung, um noch ein paar Lehrbücher für mich zu kaufen.
Der Unterricht begann am Mittwoch und mein Stundenplan würde nicht leicht werden, da ich auch noch meinen Job hatte — auch wenn ich mir meine Zeit dort relativ frei einteilen konnte. Ich versuchte, an den Nachmittagen selbst zum Training zu kommen, aber ich musste es aufgrund von Vorlesungen oder der Arbeit das eine oder andere Mal ausfallen lassen.
Das war ein Problem.
Morgens konnte ich nicht Trainieren, weil die Anlagen nicht früh genug geöffnet wurden. Abends war kein Training möglich, weil es zu dunkel war. Ich musste versuchen, eine Lösung dafür zu finden.
Tim stürzte sich sofort wieder in sein Training. Er war der beste Turmspringer des Landes, wenn nicht sogar der Welt, aber er behielt sein aufwändiges Training bei.
Im Turnen war er bei weitem noch nicht gut genug, um sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren. Er hatte im vergangenen Jahr nur langsam Fortschritte gemacht, was sich mit Frank‘s Anwesenheit jedoch fast über Nacht ändern sollte.
Frank war ein wirklich guter Coach, wenn auch kein Top-Coach. Er beanspruchte diesen Titel für sich auch nicht und er passte perfekt nach North Dakota.
Sein Einfluss auf Tim‘s Turnen machten aus einem guten Turner einen Anwärter für die Olympischen Spiele — und das in nur einem Schuljahr.
Tim‘s Entwicklung an den Ringen, am Boden und am Reck überraschte uns alle und war direkt auf Frank‘s Einblick zurückzuführen.
Es begann alles damit, dass Frank beim Turmspringen anwesend war und Tim bei jeder seiner Trainingseinheiten beobachtete. Er sagte nie mehr als ein hallo und er kommentierte nie Tim‘s Training. Er sah einfach nur zu.
Tim fragte ihn ein paar Mal, was er von seinen Sprüngen hielt, bekam aber nie mehr als ein toll als Antwort. Tim fragte ihn, warum er nie mehr sagte.
Frank erklärte, dass es nicht sein Fachgebiet war und dass er ihm mehr Schaden anrichten als helfen würde, wenn er sich mit seiner Amateurmeinung einmischen würde.
Tim schaute ihn einen Moment lang an und fragte dann, warum er so viel Zeit in der Schwimmhalle verbrachte.
»Um meinen Star-Turner besser kennenzulernen. Wenn ich ihn nicht besser kenne als er sich selbst, kann ich ihm nicht helfen, zu den Olympischen Spielen zu kommen. Und genau dafür werde ich dieses Jahr bezahlt.«
Die erste große Erkenntnis lieferte Frank uns, als er uns an einem Abend zum Essen einlud.
Nach einem wundervollen Abendessen mit ihm, seiner Frau und seinen beiden kleinen Söhnen nahm er uns mit in sein Büro, setzte uns hin und kreierte mit einer kurzen Unterhaltung einen olympischen Champion.
»Tim, ich habe dich jetzt einen Monat lang beim Turmspringen beobachtet. Natürlich habe ich dich auch beim Turnen beobachtet, aber im Moment möchte ich über das Turmspringen reden. Du hast ein Level an Konzentration, das ich noch nie bei einem Menschen gesehen habe. Ich glaube fast, das Sprungbrett kann unter dir weg brechen und du würdest dich einfach weiter auf deinen nächsten Sprung vorbereiten. Ich habe gesehen, dass du versuchst, die gleiche Konzentration beim Turnen aufzubringen. Ich gebe zu, dass es dir in weiten Teilen auch hilft.«
Er schaute Tim einen Moment lang an.
»Ich bin mir sicher, dass du das beibehalten könntest und du würdest dich auch weiterhin langsam
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