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Showtime (Tim: Teil 3) (German Edition)

Showtime (Tim: Teil 3) (German Edition)

Titel: Showtime (Tim: Teil 3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Jäger
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verbessern. Aber denk bitte einmal über die Ringe nach. Im Grunde ist das nichts anderes als ein Kraft-Test. Wenn ein Turner die T-Position hält, nutzt er jedes bisschen Muskelkraft, das ihm zur Verfügung steht. Die Arbeit im Kraftraum und andere Wege, um an Muskelkraft zuzulegen, sind im wesentlichen die Grundlage für den Erfolg an den Ringen. Zugegeben, am Barren und am Reck brauchst du auch Kraft, aber Stil und Anmut können hier viel ausmachen. An den Ringen brauchst du Muskeln.«
    Tim wartete. Er hatte noch immer nichts gesagt, was mich ein bisschen überraschte. Er sah Coach Frank einfach nur neugierig an.
    »Tim, Muskelkraft ist nicht deine Stärke. Für das Turmspringen ist es auch nicht wichtig. Wenn du aufgrund des Springens beim Turnen kürzer trittst, dann ist es meistens die Kraftarbeit, auf die du verzichtest.«
    »Ich hoffe, Du sagst mir jetzt nicht, dass ich mehr Krafttraining machen muss«, warf Tim ein.
    Coach Frank lächelte.
    »Nein, das sage ich nicht. Du hast immer deine eigenen Entscheidungen getroffen, was dein Training angeht und ich respektiere deine Selbstanalyse. Du weißt am besten, wie du deine Zeit am sinnvollsten nutzen kann. Ich will in eine ganz andere Richtung. Es klingt vielleicht radikal, aber ich glaube, dass dir deine Konzentration an den Ringen schadet.«
    »Seine Konzentration schadet ihm?«, fragte ich ungläubig. »Ist nicht genau das seine größte Stärke?«
    »Ja«, stimmte Frank zu. »Du hast recht. Und er nutzt sie prächtig, sowohl als Turmspringer als auch als Turner. Wir sind uns einig, dass es das ist, was ihn von der Masse abhebt. Aber, Tim, ich denke, dass es dich an den Ringen behindert. Wenn du deine Konzentration in ein Kraftelement steckst, dann konzentrierst du dich automatisch auf deine Muskelkraft — und damit auf ihre Grenzen. Du weißt ganz genau, wie weit du dich selbst pushen kannst und so weit gehst du auch. Das ist eine ernsthafte Einschränkung. Lass es einfach. Du musst dir etwas anderes suchen, worauf du dich konzentrieren kannst. Die Ringe enthalten ziemlich einfache Routinen. Manche sind schwer auszuführen, aber nichts davon hat die Komplexität deiner Sprünge oder der Bodenübungen. Wenn du sie einmal drauf hast, machst du sie im Schlaf. Tu es einfach. Finde etwas anderes, worauf du dich fokussieren kannst.«
    »Was?«, fragte Tim.
    Ich sah ihn verletzt an.
    »Wenn du das fragen musst, dann gibt es ein ernsthaftes Problem.«
    »Charlie, ich denke immer an dich. Das weißt du genau.«
    »Frank hat nicht denken gesagt, sondern fokussieren . Versuche, dich genauso auf mich zu konzentrieren, wie du dich vor und während eines Sprungs darauf konzentrierst. Denk darüber nach, was ich gestern getan habe oder morgen tun werde. Oder heute Nacht.«
    Tim kicherte.
    »Versuche, kein Detail zu übersehen. Und lass dich beim Turnen einfach gehen.«
    Ich sah Frank an.
    »Ich glaube, du hast da wirklich einen Punkt.«
    Tim versank in Gedanken.
    Er versuchte sich 10 Minuten lang zu konzentrieren, intensiver als bei seinen schwereren Sprüngen, wie er mir später sagte.
    Frank und ich saßen nur da und schwiegen. Wir ließen ihn einfach denken.
    »Okay, Leute«, sagte Tim schließlich. »Lasst uns in die Turnhalle fahren. Ich muss das ausprobieren.«
    »Jetzt?«, fragte Frank verblüfft.
    »Natürlich meint er jetzt , Frank. Du kennst ihn doch. Wenn du am Abend nicht in die Turnhalle möchtest, hättest du diese Unterhaltung nie anfangen dürfen. Er wird nicht schlafen können, bevor er das nicht versucht hat.«
    Wir fuhren zur Turnhalle, Tim ging sich umziehen und Frank baute die Ringe auf. Ich hatte eine Idee.
    Ich zog mein Oberteil aus und stellte mich ein paar Meter von den Ringen genau in Tim‘s Blickfeld.
    Frank hob ihn an die Ringe und Tim starrte mich an. Dann ging er in die T-Position. Er schaute mich weiter nur an. Ich wäre gerne in seinen Kopf gekrochen, um seine Gedanken zu lesen. In seinen Augen war aber nichts als Liebe zu lesen.
    »Okay, das reicht«, sagte Frank.
    Tim ließ die Arme locker.
    »Komm runter«, sagte er und wartete, bis Tim die Ringe losgelassen und wieder festen Boden unter den Füßen hatte. »Was denkst du, wie lange du diese Position jetzt gehalten hast?«
    »Fünf oder 10 Sekunden«, sagte Tim überzeugt.
    »Bei 25 Sekunden habe ich okay gesagt«, antwortete Frank mit einem breiten Grinsen.
    Ich umarmte Tim und küsste ihn. Frank umarmte uns Beide.
    Tim liefen Tränen über das Gesicht.
    Frank‘s Einblicke in seine

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