Silberband 017 - Die Hundertsonnenwelt
abzuschneiden, dann stellte Atlan jedoch fest, daß sich die Unsichtbaren hinter ihnen versammelt hatten.
Atlan versuchte, ihre Lage möglichst unbeteiligt zu beurteilen. Eigentlich taten sie nichts anderes, als ständig vor den Feinden zu flüchten in der zweifelhaften Hoffnung, von einem terranischen Raumschiff gerettet zu werden. Der Arkonide fragte sich, ob nicht die Möglichkeit bestand, mit den Feinden zu verhandeln. Bisher hatten die Unsichtbaren stets ohne Warnung angegriffen. Entweder waren sie von Natur aus durch und durch bösartig, oder sie sahen in den Terranern einen gefährlichen Feind, den sie mit allen Mitteln bekämpfen wollten.
Niemand brauchte Atlan zu sagen, daß die Männer, die in gleichmäßiger Reihe hinter ihm gingen, ebenso erschöpft waren wie er. Der Grad seiner Erschöpfung änderte sich seltsamerweise sprunghaft. Größte Sorgen machte er sich um Gucky. Zwar klagte der Mausbiber nicht, aber gerade seine Ruhe zeigte Atlan an, daß der Mutant mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Die ständigen Erkundungssprünge kosteten Gucky alle Kraftreserven, die in seinem kleinen Körper vorhanden waren.
Atlan hob seinen Arm, und die Gruppe hielt an. Der Mausbiber watschelte ein Stück auf Atlan zu und ließ sich auf einem Felsbrocken nieder.
»Die Hälfte ist geschafft«, erklärte er. »Es kommt mir fast so vor, als wären wir vorher schneller vorwärtsgekommen.«
»Schon möglich«, brummte Atlan. »Da wurden wir auch nicht ständig von den Laurins bedroht, außerdem waren wir munterer.«
Gucky grinste schwach. »Ob die Laurins wissen, was wir vorhaben?«
Atlan deutete zu den Eingängen des Stützpunkts. »Sie werden es spätestens dann herausfinden, wenn wir dort angelangt sind. Ich glaube nicht, daß sie uns freiwillig dort hineinlassen werden.«
Mit einem Ruck erhob sich Gucky von seinem unbequemen Sitz.
»Wir müssen weiter«, piepste der Mausbiber. »Sie holen auf.«
Es schien, als hielten sich die Laurins bewußt zurück, um darauf zu lauern, was die Terraner als nächstes tun würden. Atlan beobachtete, wie sich die Männer unter sichtbaren Anstrengungen wieder in Marsch setzten. Er wartete, bis auch der letzte in Bewegung gekommen war, erst dann ging auch er weiter.
Obwohl sie in der Dunkelheit den Laurins noch mehr unterlegen waren, wünschte Atlan die Nacht herbei, die endlich diese unbarmherzige Flamme vom Himmel nehmen würde. Eine Sonne, sonst der Lebensspender, wurde hier zu einem gnadenlosen Mörder.
»Jetzt sind sie aufgewacht«, stieß Gucky plötzlich hervor.
Atlan war zusammengezuckt. Er riß seine Waffe von der Schulter herunter.
»Was ist los?« herrschte er den Mutanten an, obwohl ihm sein scharfer Ton im selben Augenblick leid tat. Doch Gucky schien es in diesem Augenblick ziemlich gleichgültig zu sein, ob man höflich zu ihm war oder nicht.
»Sie haben bemerkt, daß wir vorhaben, in den Stützpunkt zu gelangen«, berichtete er erregt. »Sie bleiben nicht länger hinter uns.«
»Was bedeutet das?« erkundigte sich Dr. Bryant.
»Sie schneiden uns den Weg ab«, sagte Wuriu Sengu düster.
Atlan warf dem Späher einen kurzen Blick zu. »Hoffentlich greifen sie jetzt nicht an.«
»Das kommt ganz auf uns an«, meinte Gucky. »Wenn wir keinen weiteren Versuch machen, näher an die Eingänge heranzukommen, lassen sie uns in Ruhe. Das heißt, daß sie warten, bis wir hier verschmort sind.«
Dr. Bryant wurde von einem Hustenanfall geschüttelt. Als er wieder Luft bekam, erkundigte er sich: »Was geschieht, wenn wir weitergehen?«
»Das«, verkündete Atlan müde, »werden Sie in wenigen Minuten erfahren, Doc.«
Rhodan, der außer Tschubai und Marshall der einzige war, der noch stand, wandte sich an den Teleporter.
»Wie fühlen Sie sich, Ras?«
Der Mutant versuchte zu lächeln, aber es blieb bei einer Andeutung. Sein schwarzes Gesicht war eingefallen und wirkte grau.
»Fragen Sie nicht danach, wie es mir geht«, sagte er. »Fragen Sie mich besser, was Ihnen gerade eingefallen ist.«
»Also gut, Ras«, Rhodan nickte. »Halten Sie sich für kräftig genug, um uns nacheinander über diesen See zu schaffen?«
In Tschubais Gesicht zeichnete sich Erschrecken ab.
»Das wären mindestens zehn oder elf Teleportersprünge mit dreifacher Belastung«, murmelte er. »Ich kann nicht garantieren, ob ich alle schaffen kann. Es ist möglich, daß ich nach zwei Sprüngen pausieren muß.«
Rhodan überblickte den grauen See, der wie eine festgefügte Masse
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