Silberband 078 - Suche nach der Erde
bewegen als sie. Inzwischen würde der Läufer weitere Skelette entdeckt haben. Er würde feststellen, dass er der letzte Überlebende an Bord und deshalb auf die vier Besucher angewiesen war.
Bevor Mervan weitere Überlegungen anstellen konnte, flammte am Ende des Gangs ein Bildschirm auf. Fronchie wurde darauf sichtbar. Es war nicht zu erkennen, von welchem Teil des Schiffs aus er sprach.
»Geht zum nächsten Interkomanschluss!«, verlangte der Läufer.
»Wo bist du?«, schrie Abartes. »Was soll das alles?«
»Kommen Sie!«, sagte Mervan. »Wir wollen tun, was er sagt. Auf diese Weise finden wir am schnellsten heraus, was er eigentlich vorhat.« Die vier Männer gingen zu dem Interkom.
»Wir sehen und hören dich, Fronchie!«, sagte Mervan. Er war nicht so ruhig, wie er sich nach außen hin gab.
»Wie habt ihr sie getötet?«, krächzte Fronchie erbittert.
»Bei allen Planeten!«, brachte Amun hervor. »Er glaubt, dass wir für das Ende der Besatzung verantwortlich sind. Mervan, das müssen Sie ihm unter allen Umständen ausreden, bevor ein Unheil passiert.«
Abartes zog ihn von der Säule weg und herrschte ihn an: »Halten Sie jetzt Ihren Mund!«
»Ich habe befürchtet, dass du auf eine solche Idee kommen würdest«, sagte Mervan zu dem Mahsackener. »Aber dein Verdacht ist nicht haltbar. Sieh dir die Skelette genau an. Du wirst feststellen, dass die Besatzung dieses Schiffs bereits vor Jahrtausenden gestorben ist.«
»Dann müsste ich ebenfalls tot sein«, wandte Fronchie ein. »Ich glaube, dass ihr Verbrecher seid, deshalb werde ich euch vernichten. Ich kenne das Schiff genau.«
»Fronchie!«, rief Mervan beschwörend. »Tu nichts Unüberlegtes! Sieh dir die Skelette genau an! Außerdem gibt es an Bord zahlreiche Zeitmesser. Die solltest du dir ebenfalls ansehen.«
»Ihr habt sie absichtlich verstellt, ich kann euch nicht trauen.«
Für einen Augenblick fühlte Mervan sich aus dem Gleichgewicht gebracht. Wie sollte er ihre Unschuld einem Wesen beweisen, das offenbar mit aller Macht an ihre Schuld glauben wollte? Allein die Tatsache, dass Fronchie sich vor einem Angriff mit ihnen in Verbindung gesetzt hatte, machte Mervan Hoffnung.
»Warum hätten wir dich aufwecken sollen?«, fragte Mervan. »Das ergibt doch keinen Sinn, Fronchie. Wären wir die Verbrecher, für die du uns hältst, hätten wir dich getötet oder schlafen lassen. Irgendwann hätte das Instrumentarium deines Tiefschlafbehälters versagt.«
»Ihr wolltet mich aushorchen.«
»Es hat keinen Sinn«, mischte Abartes sich ein. »Sprechen Sie weiter mit ihm und versuchen Sie ihn aufzuhalten. Wir werden inzwischen nach ihm suchen.« Er hatte Interkosmo gesprochen, sodass Fronchie ihn nicht verstehen konnte.
»Hier geblieben!«, rief Mervan nun scharf. »Er würde sofort merken, was wir vorhaben. Wir müssen ihn mit Zurückhaltung behandeln. Solange er mit uns redet, kann er uns nicht angreifen.«
Er wandte sich wieder an den Läufer. »Sieh dir in Ruhe das Schiff an«, schlug er vor.
Fronchie schien nachzudenken. »Allein eure Anwesenheit spricht gegen euch!«, sagte er schließlich. »Ich kann mir nicht erlauben, ein Risiko einzugehen. Ihr seid bewaffnet und habt eure Ausrüstung dabei. Ich werde euch in jedem Fall vernichten, denn ich …«
Er unterbrach sich plötzlich und drehte den Körper zur Seite. Offenbar hatte er etwas entdeckt, was ihm bisher entgangen war.
»Ich glaube … ich glaube«, sagte er völlig verwirrt, »dass ich mich geirrt habe.« Damit wurde die Verbindung unterbrochen.
Eine Zeit lang standen die vier Männer ratlos im Korridor. Mervan spürte instinktiv, dass etwas Entscheidendes geschehen war. »Es wird am besten sein, wenn wir unsere Suche nach Sauerstoffvorräten fortsetzen«, sagte er schließlich. »Fronchie verhält sich jetzt vielleicht neutral, aber das bedeutet noch lange nicht, dass er uns helfen wird.«
Plötzlich tauchte Fronchie am Ende des Korridors auf.
»Da ist er wieder!«, rief Amun alarmiert. »Er hält irgendetwas in den Händen.«
»Eine Waffe!«, schrie Abartes. Er riss seinen Thermostrahler heraus und zielte auf den Läufer. Mervan war mit einem Satz bei ihm und drückte ihm den Arm nach unten.
»Lassen Sie mich!« Abartes machte sich gewaltsam frei. »Wollen Sie warten, bis ein Unglück passiert?«
Er hob die Waffe erneut. Inzwischen war Fronchie so nahe herangekommen, dass Mervan sich von der Harmlosigkeit des Gegenstands in den Händen des Mahsackeners überzeugen konnte.
Weitere Kostenlose Bücher