Silver Dragons 02 - Viel Rauch um Nichts-neu-ok-26.12.11
Phylakterium
war nur ein Gefäß, May. Das Stück Drachenherz kann nicht zerstört werden,
jedenfalls nicht mit deinen Fähigkeiten.«
»Es freut mich, das zu hören«, erwiderte ich. Die
Blicke, die mir alle zuwarfen, verwirrten mich. »Und was ist das große
Geheimnis, das außer mir hier jeder zu kennen scheint?«
»Das Stück Drachenherz muss ein Gefäß haben. Es
kann nicht alleine existieren - es muss entweder Teil eines Ganzen sein, das
dadurch zu einer unendlich machtvollen Waffe würde, oder es muss in einem Gefäß
aufbewahrt werden. So lautet das Gesetz.«
»Dann hast du es also in ein anderes Amulett getan,
willst aber jetzt nicht mehr, dass ich darauf aufpasse?«, fragte ich. »Das kann
ich dir nicht übel nehmen. Ich habe mich ja wirklich als unwürdig erwiesen.«
Die Stille, die folgte, hing schwer im Raum.
»Nein, mein kleiner Vogel. Wir brauchten kein
anderes Phylakterium zu beschaffen.« Leicht wie eine Feder glitt Gabriels
Daumen über meine Knöchel. »Wir brauchten es deshalb nicht, weil das Stück
Drachenherz sich selbst ein Gefäß gesucht hat, als das Phylakterium zerstört
war.«
Ein Schauer lief mir über den Rücken.
Seine Augen bohrten sich in meine, drangen mir
silbern bis auf den Grund meiner Seele und erfüllten mich mit Licht. »Du bist
das Gefäß, Gefährtin. Das fünfte Stück des Drachenherzens hat dich zur Aufbewahrung
ausgewählt. Du bist jetzt das Phylakterium.«
11
»Ich kann es nicht glauben, dass ich das
Drachenherz geworden bin.« Ich jammere nicht oft, aber ich muss zugeben, dass
ich in diesem Moment gerne geheult hätte.
»Das bist du auch nicht. Du bist nur das Gefäß, das
ein Fünftel des Herzens aufbewahrt.«
»Du sagst das so, als käme das jeden Tag vor, als
ob es etwas ganz Unwichtiges wäre, und doch fahren wir hier durch ein
ausgetrocknetes Flussbett, um die größte Koryphäe in Sachen Drachenwissen, die
dir eingefallen ist, um Rat zu fragen.« Ich biss mir auf die Zunge, als der
Jeep durch ein besonders großes Schlagloch fuhr. »Sind das wilde Pferde?«
Gabriel blickte auf die kleine Pferdeherde, die
durch das gelbliche Gras streifte. Die Erde war hier so rot wie die Sonne, die
langsam am Horizont unterging. Viel gab es hier nicht zu sehen, hauptsächlich
hohes Gras, kleine, vertrocknete Büsche und Akazienbäume, aber ich fand die
Landschaft seltsam anziehend.
»Brumbies«, sagte er.
»Wie bitte?«
»Wildpferde nennt man hier Brumbies.«
»Ah.«
»Ich hatte sowieso vor, mit dir hierher zu fahren«,
sagte er und riss das Steuer herum, um ein kleines braunes Tier nicht
anzufahren. »Bilby!«
»Dir auch Bilby«, erwiderte ich fröhlich.
Gabriel
lachte und schaltete die Scheinwerfer des Landrovers an. »Das war ein Bilby,
mein kleiner Vogel. Sie gehören zu den gefährdeten Tierarten und sind
nachtaktiv, deshalb bekommt man nur selten welche zu sehen. Sie sind mit der
Grund, warum wir hier draußen sind.«
»Hier draußen in der Pampa?« Ich spähte durch das
staubige Fenster. Die Ansammlung kleiner Gebäude verschwand in der Ferne. Der
Himmel glühte rötlich orange, als die Sonne hinter den Hügeln versank und alles
in einen warmen gelblichen Schimmer tauchte. »Allzu viele Leute scheinen hier
nicht zu leben. Liegt es daran, dass es so trocken ist?«
»Zum Teil. Lajamanu ist eine relativ neue Siedlung.
Die weiße Regierung hat die Warlpiri hierher umgesiedelt, einschließlich der
Familie meiner Mutter. Zu Anfang gab es ein paar Probleme, aber schließlich
wurden die Leute hier sesshaft. Es ist vielleicht nicht gerade das, was man
unter einer gut funktionierenden Gemeinschaft versteht, aber sie kommen
zurecht.«
»Ich verstehe.« Wir waren auf einem winzigen
Flughafen gelandet, mit einem Flugzeug, das scheinbar nur von Klebeband und
Hoffnung zusammengehalten wurde. Der Ort war sehr klein, aber ich hatte gerade
einmal Zeit, einen einheimischen Künstler zu bewundern, der ein Bild in
leuchtenden Farben malte, bevor Gabriel Maata und Tipene in die eine Richtung
schickte, und wir uns mit einem zerbeulten alten Landrover, der offensichtlich
schon bessere Zeiten gesehen hatte, in die andere bewegten.
»Die Wulaign Rangers in diesem Gebiet leben draußen
im Busch und überwachen die Tiere.« Wir holperten über tiefe Schlaglöcher um
eine spitze Felsformation herum auf eine Baumgruppe zu. Ein letzter Strahl der
untergehenden Sonne fiel auf eine Stelle zwischen den Bäumen. »Da vorne ist der
Fluss. Dort werden wir wahrscheinlich die Nacht
Weitere Kostenlose Bücher