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Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe

Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe

Titel: Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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über dem die Möwen kreisten und die Wolken dahinzogen. Im Gegensatz zu allen anderen Dingen, die das Leben ihm zu bieten hatte, wurde ihm die Kontemplation einer Wand niemals langweilig.
    Schorge war entsetzt von der Nachricht der verschwundenen Lehrer, die ihm Jaque überbrachte. „Wer“, fragte er, „weist mich jetzt zurecht, wenn ich zu lange auf einen Punkt schaue?“ In seiner dunklen, dröhnenden Stimme schwang Hilflosigkeit, und seine kleinen Augen schienen sich vollends unter den fleischigen, haarlosen Brauen verkriechen zu wollen.
    „Ich kann das übernehmen“, meinte Jaque. Und seufzend fügte sie im Selbstgespräch hinzu: „Wenn das alles ist, wofür du Lehrer brauchst …“
    „Ich habe Angst, mich zu verlieren“, erklärte der Ogr mit dem tiefen, heiligen Ernst eines Kindes. „Das ist das Einzige, wovor ich Angst habe. Einen Fels anzustarren, ist schön, aber auch sehr gefährlich, weißt du? Schon viermal hätte ich mich fast verloren.“ Zur Illustration streckte er drei Finger seiner linken und einen Finger seiner rechten Hand in die Höhe. Warum er nicht alle vier Finger nahm, die er an einer Hand hatte, blieb ein Rätsel.
    Weitere Schüler trafen ein. Barabald kam ins Zimmer geeilt, um die Neuigkeiten zu erfahren. Man hatte ihn schon von weitem gehört, denn er trug ein buntes Flickenkleid mit Hunderten von scheppernden Glöckchen daran. Sein Grinsen war wie ein lebendiges kleines, kaum gezähmtes Tier, das auf seinem Gesicht umhersprang. Als er die Nachricht hörte, lief er ruhelos im Zimmer auf und ab, wobei er nach jedem dritten Schritt einen kleinen Hüpfer einlegte. „Unsere Lehrer verschwinden aus ihren Gemächern. Gemach, Gemach, was ist daran paradox?“, fragte er sich selbst mit seiner kieksenden Stimme. „Dass es auf Valkynguur ohne Lehrer leerer ist? In ihren Zimmern sind sie nicht, und auch nicht in ihren Paukerschlägen, in ihren Wissenslücken? Hat sie etwa jemand durch die Lehrermangel gedreht? Oder hat ihnen vielleicht“, er grinste anzüglich, „jemand ein Katheder gelegt? Haben sie heimlich am Pult gepult, stehen sie in der Kreide, ist ihnen ein Referad abgebrochen, oder leckt ihr Intellekt?“ Während er sprach, wurde seine Stimme immer lauter, bis sie den Saal füllte wie das Solo einer verstimmten Fanfare.
    Schorge bückte sich, umfasste Barabalds Fußknöchel (der nicht reagierte, weil er schon mitten im nächsten Wortspiel war), riss den Clown in die Höhe und hielt ihn mit seinen gewaltigen Händen empor. Unter dem Beifall der übrigen Anwesenden ruderte Barabald in schwindelnder Höhe mit den Armen und zog Grimassen, voller Angst, der Ogr könnte ihn fallen lassen.
    „Er ist witzig“, sagte Jaque zu der neben ihr stehenden Sunray. „Ich dachte immer, er sei nicht witzig, aber er ist es. Bravo, Barabald, bravo! Er spielt den zitternden Idioten meisterhaft, nicht?“
    „Was gedenkt ihr wegen der verschwundenen Lehrer zu unternehmen?“ Zum ersten Mal an diesem Tag meldete sich Arthuris zu Wort. Der Ritter hatte sich von der Tafel erhoben, an der er gespeist hatte, und stützte sich auf sein Schwert. Er machte einen trägen Eindruck – träge und trocken. Jaque wusste, dass Sabel mit ihrem Säbel die Namen ihrer Vorfahren bis zur siebten Generation in die Wand geritzt haben würde, ehe Arthuris seine schwere Waffe auch nur gehoben hatte. Doch dieses Schwert durfte nicht unterschätzt werden – ebenso wenig wie der Mann, der es führte. Wenn der Ritter es wollte, konnte er damit ein neues Fenster in die dicken Steinmauern der Festung schlagen, während Sabels Waffe nur an der Oberfläche zu kratzen vermochte. Arthuris weilte noch nicht lange unter ihnen. Erst neulich hatte man ihn als neuen Schüler aufgenommen. Er beobachtete, taxierte die anderen, und Jaque verstand den skeptischen Blick in seinen Augen.
    Die Schüler von Valkynguur waren ein besonderer Haufen. Die Götter hatten bei der Erschaffung der Welt keine Adjektive für solche Leute gemacht, und was die Menschen später dazu erfunden hatten, konnte die illustre Truppe auch nicht wirklich beschreiben.
    Außer Jaque, Sabel, Felinep, Schorge, Barabald, Arthuris und dem exotischen Schlangenmädchen Sunray, das sich in den kleinsten Raum verstauen konnte, gab es noch vier weitere Schüler.
    Mikyal, Melana, Mad Kao und N’n.
    Mad Kao war eine verrückte Nonne aus dem Osten – Jaque hatte versucht, andere, respektvollere Bezeichnungen für sie zu finden, doch irgendwann hatte sie es aufgegeben. Die

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