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Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer

Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer

Titel: Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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erst im letzten Augenblick kommen sehen.«
    Lara starrte nach vorn, in das fahle Silberlicht, das die beiden Monde über die Wüste warfen. Rechterhand erhoben sich die Garrathon-Berge, zu weit entfernt, als daß man das Schiff hätte erkennen können. Lara zog die Unterlippe zwischen die Zähne. Sie zitterte innerlich, und fast erstaunt wurde sie sich bewußt, daß es ihr die ganze Zeit über gelungen war, ihre Angst zu beherrschen.
    Sie drehte sich um, genau wie Hunon, der schon seit einigen Minuten gespannt den Verfolger beobachtete.
    »Jetzt!« sagte Charru gepreßt. »Festhalten!«
    Lara atmete scharf ein.
    Zu sehen war nichts. Aber Charru hatte sich das Gelände eingeprägt, besaß ein instinktives, untrügliches Gefühl für die Besonderheiten der Landschaft. Er wußte genau, wo der unsichtbare Zeitkanal verlief.
    Lara spürte die jähe Beschleunigung, stützte die Hände gegen das schimmernde Armaturenbrett und widerstand der Versuchung, die Augen zu schließen.
    »Dayel!«
    Die Stimme schien von weither zu kommen, stach wie eine feine Nadel in sein Bewußtsein. Eine Hand rüttelte an seiner Schulter. Dayel stöhnte auf, und der jähe Schmerz, der durch seinen Körper flutete, vertrieb endgültig die dunklen Wogen der Ohnmacht.
    Blitzhaft erwachte die Erinnerung.
    Lyrrios! Bar. Nergal! Die Priester...Dayel riß die Augen auf. Eine bärtige Hünengestalt beugte sich über ihn: Karstein. Im ersten Moment glaubte der junge Akolyth, den Fürsten von Mornag neben ihm zu sehen. Dann erkannte er den weicheren, fast noch kindlichen Zug in dem schmalen bronzenen Gesicht, das ungebärdige Funkeln der saphirblauen Augen, und begriff, daß er Jarlon vor sich hatte.
    »Was ist passiert? Nun rede schon!«
    Die Stimme klang zornig, ungeduldig. Jarlon war es gewesen, der den Bewußtlosen geschüttelt hatte. Jetzt wollte er ihn an der Akolythen-Robe packen, doch hinter ihm stand der weißhaarige Gerinth und zog ihn energisch zurück.
    »Nimm dich zusammen, Jarlon! Bar Nergal sitzt noch genau da, wo er sein soll, also besteht kein Grund zur Panik. - Karstein, die Wasserhaut!«
    Dayel trank gierig: seine Mundhöhle war trocken wie Zunder. Gerinth stützte ihn und half ihm dann auf die Beine, der Junge mußte sich mit dem Rücken gegen die Wand lehnen. Sein ganzer Körper schmerzte, Übelkeit wühlte in seinem Magen, aber das Bewußtsein, versagt zu haben, war schlimmer.
    »Meine Schuld«, flüsterte er. »Ich hätte wissen müssen, daß es eine Falle ist, ich...«
    »Es ist nichts passiert, wofür du dir die Schuld geben müßtest«, sagte Gerinth ruhig.
    »Bar Nergal...«
    »... ist immer noch eingesperrt. Sie sind alle über dich hergefallen, nicht wahr?«
    »Nur vier«, murmelte Dayel. »Sie...sie hatten Lyrrios vorgeschickt. Er ist einfältig, nicht ganz bei Verstand. Ich dachte, er brauchte Hilfe. Und dann waren sie plötzlich alle da. Es ging so schnell.«
    »Hattest du kein Schwert?« fragte Jarlon giftig. »Ich hätte sie in Stücke gehauen, ich...«
    Gerinth wandte sich um.
    Sekundenlang bohrten sich seine nebelgrauen Augen in die blauen des jungen Mannes. Langsam schüttelte der Älteste den Kopf.
    »Das glaube ich nicht«, sagte er deutlich. »Außerdem kannst du das, was zwischen Dayel und den Priestern ausgefochten wird, nicht beurteilen.«
    »Ich...«
    »Weißt du noch, wie es unter dem Mondstein war? Ich kenne jemanden, der da mit der Jagdbeute eines ganzen Tages in die Falle der Tempeltal-Wächter ging. Eine sehr einfache Falle.«
    »Da war ich vierzehn Regenzeiten alt!« begehrte Jarlon auf.
    »Und trugest seit zwei Regenzeiten ein Schwert, wie es Dayel erst vor ein paar Stunden bekommen hat«, ergänzte Gerinth trocken. »Deine Gegner waren nur zu zweit, und ich kann mich nicht erinnern, daß du besonders ruhmreich aus dem Kampf hervorgegangen bist. Damals hast du mit dir selbst gehadert, so wie es Dayel jetzt tut. Aber kein anderer ist gekommen und hat dir Vorwürfe gemacht, oder?«
    Jarlon schluckte. Gerinth unterdrückte ein Lächeln, weil sich die widersprüchlichen Empfindungen des jungen Mannes deutlich auf seinem Gesicht spiegelten. Die Erinnerung war scharf und lebendig. Er wußte noch, was er damals gefühlt hatte. Mit einer heftigen Bewegung strich er sich das Haar aus der Stirn.
    »Trotzdem kann man notfalls auch vier von den verdammten Priestern in die Flucht schlagen«, brummte er. »Nur natürlich nicht, wenn man zum erstenmal im Leben ein Schwert in der Hand hat. Du mußt es eben üben, Dayel.

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