Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes
eng gewesen. Mica ließ von seiner Schulter ab. Tizzio zog eine Grimasse aus Enttäuschung und Resignation.
„Einen Moment“, sagte Selene. „Die Frage ist doch, ob die Strega etwas über diese Marke weiß oder nicht.“
Sofort hellte sich Tizzios Miene wieder auf. „Sie weiß nichts! Auf Tugend und Sittsamkeit habe ich stets großen Wert bei ihr gelegt. Sie ist unberührt und vollkommen ahnungslos, was Männer anbelangt. Erst recht hat sie nicht erfahren, was die Verbindung zwischen Alphawölfen und ihren Gefährtinnen erfordert. Sie war schließlich noch sehr jung, als sie ins Kloster ging.“
„Wunderbar! Dann wird ihr nichts fehlen, wenn sie nicht markiert wird.“
Eine unglaubliche Hitze stieg Ruben zu Kopf. Waren sie alle verrückt geworden? „Es wäre Betrug. Tizzio kann seinen Part der Vereinbarung nicht einhalten.“
„Verwerflich, ohne Zweifel“, gab Mica zu und schenkte ihm ein sarkastisches Grinsen. „Andererseits heiligt der Zweck die Mittel. Es gilt, zwei Leben zu retten – und das ist noch nicht alles.“
Nein, es gab noch mehr. Die Notwendigkeit eines Friedens. Cassian und die Treue gegenüber seiner Sippe. Seine Nichte, ein kleines Mädchen, das Schutz benötigte. Kneifen konnte er nicht. Aber seine Freiheit opfern wollte er auch nicht. Jäh setzte sich Selene dicht neben ihn. Seine Bauchdecke krampfte, als sie sich an ihn schmiegte und in sein Ohr säuselte.
„Mein Schöner, wir verlangen nicht zu viel von dir. Lass deinen Charme spielen, hätschele deine Braut und stelle dich bei Gefahr vor sie. Hexen können durchaus ein Quell der Freude sein, wenn sie dich ins Herz schließen.“
„Und sollte ihr trotzdem etwas zustoßen, wird dir niemand Vorwürfe machen“, warf Tizzio ein.
Ruben nahm ihn kaum wahr. Selenes Nähe war süß und sinnlich und sorgte für einen Hitzeschub, der sich zwischen seinen Beinen sammelte. Ihr Erdbeermund war ihm ganz nah. Ihrem Duft konnte er sich nicht entziehen. Er stieg ihm zu Kopf und machte ihn trunken. Sanft streichelte sie seinen Oberarm, während ihr Wispern über sein Haar streifte, nahe seiner Ohrmuschel.
„Du bist stark und wirst es meistern. Gib der Strega ein Versprechen, nimm dich ihrer an und bewege sie dazu, mir zu helfen. Ich brauche dich.“
Seine Glieder gehorchten ihm nicht länger. Es gelang ihm nicht, von ihr abzurücken. Er gierte nach weiteren gewisperten Worten, eindeutigeren Berührungen. Ihre Stimme wurde zu geschmolzenem Gold, das heiß durch seine Adern brannte.
„Ruben“, murmelte sie und näherte sich seinen Lippen. Er schloss die Augen. „Erfülle mir diesen einen Wunsch, und ich stille deine Sehnsucht und werde deine Braut sein in der Hochzeitsnacht. Eine lange, sinnliche Nacht in meinen Armen. Wonnen, die deine Träume übertreffen. Eine Nacht der Lust gewidmet. Was gibt es Schöneres?“
Im Moment fiel ihm nichts Schöneres ein. Bilder blitzten hinter seinen geschlossenen Lidern auf, heraufbeschworen von Selene. Er und sie, aneinandergeschmiedet von blankem, rohem Verlangen. Sie würde es stillen, um es neu zu entfachen.
Er fuhr zusammen. Nein!
„Pst, bleib ruhig, mein schöner Wolf. Ich gebe dir meinen Eid. Du wirst dieses einzigartige Geschenk überleben, für das andere bereitwillig starben. Von meinem Gift wirst du nichts spüren. Ich werde dich nicht beißen. Du hast mein Wort.“
Er lauschte auf sein brodelndes Blut, auf das Pochen in seinen Lenden und kostete den Rausch ihrer Worte aus. Sein Atem ging stoßweise. Wenn dies ein Vorgeschmack sein sollte, was würde sie erst mit ihm machen, wenn er in diesen Handel einschlug? Er würde natürlich nicht zustimmen. Das Wort einer Lamia war nichts wert.
Sie hauchte einen Kuss auf seinen Mundwinkel, der seine Knochen pulverisierte.
„In Ordnung, ich mache es.“
Abrupt riss er die Augen auf. Er hatte zugestimmt. Ohne es zu wollen. Selene glich einer satten Katze, und Mica strahlte ihn an. Einzig Tizzio hatte sorgenvoll die Stirn gerunzelt. Die Lamia erhob sich.
„Ist er nicht bezaubernd? Eine Augenweide und eine große Verlockung. Die Strega wird ihm verfallen. Erinnert euch meiner Worte.“
Er hielt sich nicht für bezaubernd, sondern für einen Idioten. Binnen weniger Minuten hatte Selene ihn in einen Zustand hochgradiger Erregung versetzt. Der Schritt seiner Hose spannte. Keinem konnte es entgehen. Hastig schlug er die Beine übereinander. Für den Bruchteil eines Herzschlags hatte er sogar den Tod für eine Nacht mit Selene für einen
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