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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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gewandt hatte. Der wiederum war mit ihr bei mir aufgekreuzt, allerdings erst – ich rechnete kurz nach – vier Tage später. Wieso eigentlich erst dann? Ich machte mir eine Notiz, den Imam darauf anzusprechen.
    Mujo selbst war bereits in der Nacht auf den Freitag oder allenfalls am Samstag ermordet und auf bizarre Weise im See versenkt worden .
    Am Ende des Dokuments befand sich meine Liste offener Fragen. Sie wurde immer länger.
    Frage eins: Wann genau hatte sich Mujo bei Gotti krank gemeldet? War das vor oder nach dem Vorfall beim Paradeplatz gewesen?
    Zwei: Was zum Teufel hatte er zwischen Montagmittag und Freitag nacht gemacht?
    Drei: Weshalb hatte er seiner Frau keinen reinen Wein einge schenkt?
    Vier: Weshalb hatten sich Jasmina die Eisprinzessin und Kulenović nicht schneller bei mir gemeldet?
    Fünf: Wieso eigentlich hatten sie nicht sowieso sofort die Polizei ver ständigt und eine Vermisstenmeldung aufgegeben? Die Erklärung, dass Jasmina Hasano vić einfach kein Vertrauen in die Polizei hatte, befriedigte mich nach wie vor nicht.
    Sechs: Was war am Paradeplatz vorgefallen? Wen oder was hatte Hasanović gesehen oder was war da sonst mit ihm los gewesen?
    Sieben: Weshalb wurde Mujo ermordet?
    Acht: Wo wurde er ermordet?
    Neun: Wer hatte ihn ermordet?
    Und zehn: Was hatten die Tatumstände zu bedeuten? Was sollte das alles? Weshalb hatte man ihn vor der Tat so furchtbar verprügelt, dass er einen Schädelbruch sowie einen Leberriss davontrug? Wieso der zugenähte Mund, das Geld darin, das Versenken im See? Hatte irgend was davon eine tiefere Bedeutung? Ich dachte mit zusammenge falteten Hän den nach und ergänzte die letzte Frage noch mit fünf Unterpunkten: A, woher stammte die Hellabrunner Mischung; B, woher stammte die Angelschnur; C, woher stammte das Stahlträger stück; D, womit war das Opfer nach Wollishofen transportiert worden, und E, wes halb zum Teufel ausgerechnet nach Wollishofen?
    Mangels Alternativen begann ich mit der ersten Frage. Ich nahm also das Telefon zur Hand und rief Giulio Gotti an. Es stellte sich heraus, dass er sich genau erinnerte: Hasanović hatte ihn während eines Meetings mit dem Ver sicherungs makler der Firma angerufen, und zwar etwa in der Mitte. Gemäss seiner Agenda hatte das Meeting um halb zwei begonnen. Ich bedankte mich, legte auf und überlegte. Irgend etwas war also am Paradeplatz vorgefallen, und erst danach hatte sich Hasano vić krank gemeldet.
    Bezüglich des Rests der Fragen konnte ich bisher nur Vermutungen anstellen. Aber ich konnte ein wenig fabulieren und einige Arbeitshypo thesen aufstellen. In meinem Beruf war es nicht angebracht, an Zufälle zu glauben. Oder anders gesagt, ich war mir durchaus bewusst, dass einige Dinge rein zufällig passierten und daher auch bei meinem Fall nicht hinter allem ein tieferer Grund stecken musste, aber bei der Lösung musste ich davon ausgehen, dass dem nicht so war. Stattdessen stellte ich Hypothesen auf und versuchte diese anschliessend zu überprüfen. Mit der Zeit ergab sich dann die Lösung sozusagen von selbst. Zumindest theoretisch .
    Ich arbeitete mich systematisch von oben nach unten durch die Liste. Also: Wahrscheinlich bestand ein Zusammenhang zwischen Hasanovićs mysteriöser Beschäftigung zwischen Montagnachmittag und Freitag nacht und dem Vorfall am Paradeplatz. Ebenso gab es wahrscheinlich auch einen guten Grund, weshalb er seiner Frau nichts davon erzählt hatte. Und möglicherweise hing die Tatsache, dass Kulenović und Jas mi na Hasanović mich erst vier Tage nach dem Ver schwin den ihres Man nes aufgesucht hatten , mit ihrer Weigerung zusammen, eine Ver miss ten mel dung bei der Polizei aufzugeben.
    Ich lehnte mich zurück und stand auf, um mir eine weitere Tasse Kaffee zu holen. Mein Gehirn brauchte Treibstoff.
    Zurück an meinem Pult ging ich weiter die Liste durch. Vielleicht hing der Grund für Mujos Ermordung mit dem Paradeplatz-Vorfall zusammen, und mög li cherw eise standen auch die Mörder in irgendeiner Verbindung dazu. Auch Grund und Ort der Tat konnten in einem Zusammenhang stehen, mussten es aber nicht . Das gleiche galt für den Ort des Verbrechens und die Identität der Mörder. Letzere hing vielleicht – ich unterstrich das Wort –  auch mit der Herkunft der Hellabrunner Mischung, der Angelschnur und des Stahlträgerstücks, das für den Transport eingesetzte Fahrzeug und der Wahl von Wollis ho fen als Standort für die Entsorgung der Leiche zusammen. Und schliess lich waren

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