Sonst kommt dich der Jäger holen
Extras wie Massagen zusätzlich.
»Neunhundert«, sagte ich, einfach mal so.
»Okay«, sagte sie.
Eine Viertelstunde später hatte ich das Angebot schriftlich. Ich googelte die Soulution Group, ein Eventmarketingunternehmen aus Berlin, und das genannte Hotel im Allgäu und konnte mein Glück kaum fassen. Wellness vom Feinsten! So was hätte ich mir niemals geleistet. Da fiel mir Flipper ein. Verdammt, war ich durch den Wind. Zehn Minuten später hatte ich auch ihn eingecheckt. Ich knuddelte meinen schwarzen Gefährten, dem das überhaupt nicht recht war. »Jetzt ist Franza total brav«, teilte ich ihm mit, und er wedelte. Brav kannte er. Es gehörte zu den wohlschmeckenden Worten aus seiner Welpenzeit, denen Wiener Würstchen folgten. Braver Flipper, brave Franza, alles im Dotter. Diesmal würde Felix sich nicht über mich ärgern müssen. Ich würde seinen Rat befolgen und einfach verschwinden. Ich bin dann mal weg, simste ich ihm.
*
Tichow schnippte die Zigarette aus dem halb geöffneten Fenster des dunklen 7er BMW .
Sein V-Mann-Führer reichte ihm ein Kuvert. »Für deine Auslagen.«
Tichow steckte es ein, zögerte.
»Ja?«, fragte der V-Mann Führer und ließ die Hand sinken, mit der er eben den Zündschlüssel hatte drehen wollen, um den Parkplatz an der Isar zu verlassen, der gern von Familien genutzt wurde, die in den Tierpark wollten.
»Ich soll die Frau mit dem Hund kaltmachen«, sagte Tichow und starrte nach vorne, wo zwei blonde Kinder einem roten Ball hinterherrannten.
Der V-Mann-Führer folgte seinem Blick. »Lass bloß deine Finger von der Frau«, sagte er ruhig.
»Deshalb erzählte ich es dir, Leo.«
»Wer will das? Wer hat dir den Auftrag gegeben?«
Tichow zündete sich die nächste Zigarette an und legte sie mit vier Zügen in Asche.
»Ich chabe nicht viel Zeit«, sagte Tichow, und der V-Mann-Führer hörte, dass sein bester Mann unter großem Stress stand. Es passierte ihm nur selten, dass sein Akzent durchdrang.
»Ich chabe drei Tage. In funf Tagen steigt die Party. Danach sind wir weg. Ich glaube nicht, dass in diesem Jahr noch einmal ein Treffen stattfindet. Also nicht hier. Vielleicht in Kiew. Vielleicht in London. Es ist nicht gut gelaufen für mich. Meine Objektschutzmannschaft hat dreimal Scheiße gebaut. Ich muss aufpassen.«
»Ich weiß.«
Tichows Wangenmuskeln mahlten.
Der V-Mann-Führer legte seine Hand auf Tichows sehnigen Unterarm, der aus seinem roten Hemd ragte. Der reagierte nicht darauf.
»Wir finden eine Lösung. Bis dahin hältst du die Füße still.«
Der V-Mann-Führer startete den Motor. Langsam rollte die dunkle Limousine über den knirschenden Kies des Parkplatzes.
59
Frau Wolfram hatte den Tisch für zwei gedeckt. Eier unter gehäkelten Häubchen, Schinken, Käse, Tomaten, drei Sorten Marmelade, Honig, Müsli. Felix starrte leicht fassungslos auf das Arrangement. Was sollte das hier werden. Ein Date?
Aber wenn er schon mal da war, konnte er auch eine Breze essen. Und er konnte ein Foto machen. Für Laura. Ein Beweismittel sozusagen, wie diese Frau versuchte, ihn zu bestechen. Frau Wolfram fühlte sich geschmeichelt, als Felix sein Handy zückte. Und dann fiel ihr etwas ein. »Ich muss Ihnen auch ein Foto zeigen.«
Felix nahm Platz.
»Kaffee?«
»Gern.«
Während Sie ihm aus einer Porzellankanne mit kleinen blauen Blümchen einschenkte, bat er sie: »Vielleicht erzählen Sie mir erst mal, was denn so dringend sein soll.«
»Nicht sein soll, Herr Kommissar! Es ist dringend. Sonst hätte ich Sie doch nicht gebeten, die weite Fahrt auf sich zu nehmen. Dieses kleine Frühstück hier ist quasi eine Entschädigung dafür.«
Felix nahm sich eine Breze aus dem geflochtenen Brotkorb, der mit einer rotweißkarierten Stoffserviette ausgelegt war.
»Vielleicht ist es ja auch nichts. Aber manchmal ist es doch gerade das Nichts, das einen auf die Spur bringt.«
Er nickte.
»Es geht um meinen Schwager, den Mann von meiner Schwester.«
Er trennte ein Stück Butter ab, streifte es an der Breze ab. »Ihren Schwager?«
»Ja. Ich habe mir das alles noch mal überlegt. Am Donnerstag war ich bei meiner Schwester. Ich habe Ihnen ja gesagt, dass ich keinen so tollen Kontakt zu ihr habe, seitdem sie geheiratet hat. Schmeckt es Ihnen?«
»Die Breze ist wirklich gut«, lobte Felix, der noch immer keine Ahnung hatte, wovon Frau Wolfram sprach.
Sie lächelte und fuhr fort. »Sie haben ja gebaut und dann die Kinder – also irgendwie war immer so eine Konkurrenz
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