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Stadt der Sterne strava2

Stadt der Sterne strava2

Titel: Stadt der Sterne strava2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: hoffman
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lieber nicht vorstellen.
    Die Feindschaften und Bündnisse in Remora wurden noch komplizierter durch die seltsamen Treuebündnisse jedes Bezirks zu einer anderen Stadt. Das verstand Georgia eigentlich noch nicht so recht. Wie konnte man in einer Stadt wohnen und gleichzeitig eine andere unterstützen? Es war, als ob man in London lebte und sich auch noch als Liverpooler fühlte. Na gut, man konnte ja in London leben und trotzdem Anhänger des Fußballvereins von Liverpool sein. Sie musste daran denken, dass ihr die Bezirke zuerst tatsächlich wie rivalisierende Fußballvereine vorgekommen waren. Aber die Feindschaft war ja schlimmer. Sie hatte gesehen, wie sich Cesare gefürchtet hatte, als die Fische hinter ihnen her waren, und dabei war er gewiss kein Feigling. Und sie hatte den Dolch in Gaetanos Gürtel bemerkt.
    Auch Lucien trug einen, obwohl er der sanfteste Junge war, der ihr je begegnet war. Talia war ein gefährliches Land und Remora schien die gefährlichste Stadt in Talia zu sein. Außerdem würden die Spannungen während der Stellata bestimmt schlimmer werden. Trotzdem, ihr waren die Gefahren der talianischen Stadt lieber als mit Russell im gleichen Haus zu wohnen.
    Die Manusch rollten ihre Schlafsäcke auf dem Haupthof der Widder-Ställe aus und ließen sich so bequem nieder, als würden sie auf Daunenfedern liegen und nicht auf Kopfsteinpflaster. Die gastfreundliche Teresa war bestürzt und kam mit weiteren Kissen und Decken daher, die gerne angenommen wurden, wenn man sie auch nicht brauchte.
    Georgia war kurz vor Sonnenuntergang auf ihrem Heuboden verschwunden, daher konnte sie nicht mehr sehen, wie der große, blinde Mann und seine Gefährtin die Arme grüßend gen Westen reckten, als die rote Sonne irgendwo am Rande des Widder-Bezirks hinter den Stadtmauern versank. Sie sangen leise in ihrer eigenen Sprache. Später fiel das ganze Haus zu den sanften Klänge der Harfe in den Schlaf.
    Cesare war schon früh auf und sah, wie sie, kurz nachdem sie aufgewacht waren, die Gesichter in die Richtung der Bezirke von Jungfrau und Waage gewandt, im Hof knieten und etwas sangen. Es wirkte wie die Begrüßung eines zurückgekehrten Wanderers. Er verstand die Worte nicht, die sie benutzten, aber ihr freudiger Gesichtsausdruck sprach für sich. Sie waren ein seltsames Volk, die Fahrenden, aber es erfüllte ihn mit Stolz, dass sie hier in seinem Bezirk waren, in seinem Haus, oder genauer gesagt: vor seinem Haus.
    Immerhin hatte Aurelio wohl nichts dagegen, im Haus zu frühstücken, und Teresa wollte nur zu gern beweisen, wie man Gäste bei ihnen daheim behandelte. Sie war entzückt die Manusch zusammen mit den Besuchern aus Bellezza zu Tisch zu haben. Raffaela bot ihre Hilfe an und war schon bald eifrig damit beschäftigt, den Kleinen Grießbrei zu füttern. Cesare hatte drei Schwestern, die viel jünger waren als er, und zwei Zwillingsbrüder, die überallhin krabbelten, selbst über die Füße des blinden Harfners, der sie jedoch so wenig beachtete, als seien sie die Hunde des Hauses.
    Cesare holte einen der Zwillinge unter dem Tisch hervor und hob ihn auf die Knie. Es war Antonio, der Unternehmungslustigere der beiden. Er streckte die dicken Ärmchen nach Cesares Gesicht aus und krähte vor Vergnügen. Cesare lächelte ihn an. Aber Antonio und die anderen waren keine richtigen Geschwister.

    Aus Paolos erster Ehe stammte nur Cesare, dessen Mutter gestorben war, als er noch sehr klein war. Paolo hatte Teresa vor zehn Jahren geheiratet. Der andere Zwilling, Arsenio, fing laut an zu heulen, weil er sich in eine Ecke manövriert hatte und stecken geblieben war. Teresa bückte sich, um ihn aufzunehmen, doch dabei fiel eines der kleinen Mädchen um, das die Arme bereits nach der Mutter ausgestreckt hatte. Alsbald fingen alle Kleinen zu schreien an – normalerweise war genau das der Zeitpunkt, an dem Cesare in die Stallungen floh.
    Aurelio wandte sich nach dem Geschrei um.
    »Soll ich spielen? Würde es die Kinder beruhigen?«, fragte er. Ohne auf eine Antwort zu warten, brachte ihm Raffaela seine Harfe und schon bald füllten die wunderbar zarten Töne die Küche, sodass kein Platz für Traurigkeit blieb. Die Zwillinge saßen mit großen Augen auf Paolos Schoß und lutschten an den Daumen und die kleinen Mädchen zwirbelten sich die Haare und kuschelten sich an Cesare, Lucien und Dethridge.
    Georgia hörte die Harfe, kaum dass sie auf dem Heuboden gelandet war. Der letzte Klang, den sie in London vor dem Einschlafen

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