Stadtfeind Nr.1

ihrer Eltern, in meinem Bett, wenn mein Vater noch bei der Arbeit war, und einmal in einer Kabine der Damentoilette im Megaplex, etwas, was ich nicht unbedingt empfehlen würde. Es gab kein Halten für uns. Eine Zeit lang war alles entweder Vorspiel oder Nachglut, und das Leben war schön. Dann versöhnten sich Sammy und Wayne, und alles ging den Bach runter.
    Offenbar hatten Carly und ich den Markt für hemmungslosen Teeniesex nicht aufgekauft. Ohne unser Wissen gaben sich Sammy und Wayne ebenfalls leidenschaftlich ihrem eigenen sexuellen Erwachen hin, wenn auch notwendigerweise im Verschwiegenen. Sie hatten mir nicht einmal erzählt, dass sie wieder miteinander redeten. Ich erfuhr es zur gleichen Zeit wie alle anderen, als Waynes nichts ahnende, wiedergeborene Mutter eines Abends in sein Zimmer trat und ihn und Sammy in der dampfenden Hitze nackter Leidenschaft unterbrach. Die Einzelheiten der hässlichen Szene, die sich anschließend abspielte, erfuhr ich nie, aber sie endete damit, dass Wayne aus seinem Elternhaus geworfen wurde. Für ein paar Tage fand er bei Sammy Unterschlupf, aber als Mrs. Hargrove erfuhr, dass er mit Sammy zusammenwohnte, stürmte sie zu den Habers und verlangte, ihr Sohn solle augenblicklich mit ihr das Haus verlassen und sie unverzüglich zu ihrem Priester begleiten. Wayne weigerte sich, seine Mutter zu sehen, und Lucy war letztendlich gezwungen, die Tür zuzuknallen und zu verriegeln, als Mrs. Hargroves Zornesausbruch in Gewalt auszuarten drohte.
    Elaine Hargrove stand in der bitteren Kälte jener Winternacht fast eine Stunde im Freien, jammerte wie von Sinnen um ihren Sohn und verfluchte Lucy und Sammy aus vollem Hals, bis einer der Nachbarn schließlich Sheriff Muser rief. Er traf zehn Minuten später ein und schaffte es nach einer hitzigen Unterredung, die hysterische Frau auf die Rückbank seines Wagens zu bugsieren. Dann klopfte er an Lucys Tür und verlangte mit Wayne zu sprechen, der bestätigte, entgegen den Behauptungen seiner Mutter nicht gegen seinen Willen im Haus festgehalten zu werden. Muser fuhr Waynes Mutter nach Hause, wobei ihm von der völlig verstörten Frau zweifellos die ganze Fahrt über die Ohren voll gequatscht wurden, und empfahl Mr. Hargrove, den Hausarzt zu rufen, um seiner Frau ein Beruhigungsmittel verabreichen zu lassen. An diesem Abend warnte der gute Sheriff seinen Sohn Mouse davor, nach Spielen und Trainings mit einem Homosexuellen zu duschen. Vermutlich hatte Mouse das Telefon schon in der Hand, noch bevor sein Vater das Zimmer verlassen hatte, denn am nächsten Morgen wusste jedes Kind in der Bush Falls High von Sammy und Wayne.
    Als Carly an jenem Abend anrief, um mir zu sagen, dass sie die Neuigkeit von einer ihrer Freundinnen erfahren hatte, war ich völlig verblüfft. Ich wusste bereits, dass sie schwul waren, was im Grunde nur zeigt, wie geschickt ich es inzwischen verstand, diese ganze Geschichte zu leugnen. Mein Dad war noch mit dem Wagen bei der Arbeit, also nahm ich mein Fahrrad und strampelte wie besessen den Hügel hoch zu Sammys Haus. Eine unbestimmte Furcht hämmerte gegen meine Eingeweide wie die tiefsten Tasten eines Konzertflügels. Sammy und Wayne hatten im Wohnzimmer ihr Lager aufgeschlagen und sahen Ein himmlisches Vergnügen, als Lucy mich ins Haus ließ. Sie warf einen Blick auf meine verschwitzte, panische Miene, und ihr Lächeln schwand.
    »Oh, nein«, sagte sie und schloss die Augen. Einen Augenblick lang sah es aus, als würde sie vielleicht in Ohnmacht fallen, und ich streckte eine Hand aus, um ihr Halt zu geben. »Er kann das alles nicht noch einmal durchmachen«, sagte sie, während sie mit den Tränen kämpfte, und ich dachte: Noch einmal?
    Da sich weder Wayne noch Sammy im Stande gesehen hatten, mir auch nur zu sagen, dass sie wieder Freunde waren, wussten sie im Grunde, dass irgendetwas nicht stimmte, als ich nicht überrascht war, sie zusammen anzutreffen. »Was ist los, Joe?«, sagte Wayne unbehaglich, während Sammy mich ängstlich anstarrte.
    »Sie wissen es«, sagte ich, noch immer leicht keuchend von meiner hektischen Fahrradfahrt. »Alle wissen es.«
    »Alle wissen was?«, sagte Wayne, aber ich konnte erkennen, dass er begriffen hatte. Eine ganze Minute lang sprach niemand ein Wort, und dann sagte Sammy: »Dieser verdammte Muser«, und lehnte sich zurück, mit einer Miene, aus der tiefste Verzweiflung sprach. Im Fernsehen küsste Diane Sam und schlug ihn dann ins Gesicht, und das Hintergrundgelächter lachte.
    »Ich