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Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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solltet Ihr jetzt besser gehen. Ich denke, das wird kein Anblick, der einer Dame wie Euch angemessen wäre.«
    Sie lächelte nachsichtig. »Oh, Claude, wie kommt Ihr nur auf so etwas? Ihr wisst doch, dass ich nur aus dem einen Grund hier bin, um ein Auge darauf zu haben, wie Ihr den guten Captain behandelt. Denn er gehört ja schließlich mir, nicht wahr?«
    Der Major setzte ein wissendes Lächeln auf. »Richtig. So hatten wir es vereinbart. Ich stehe tief in Eurer Schuld und habe Euch geschworen, dass Ihr ihn haben könnt. Sobald ich mit ihm fertig bin.«
    »Und Ihr habt außerdem geschworen, Ihr würdet ihn mir in einem akzeptablen Zustand überlassen. Denkt dran, Claude, Geschäft ist Geschäft.«
    Malbec zuckte die Schultern, und Steel erstarrte. Er war also gleichsam die Prise der Marquise. Wie das für ihn ausgehen würde, konnte er nur erahnen. Das Gespräch der beiden diente gewiss dem Zweck, ihn mit unbestimmter Angst zu erfüllen. Die Marquise ließ ihr helles Lachen erklingen.
    Malbec bedachte Steel derweil mit einem schadenfrohen Grinsen. »Was genau habt Ihr denn für unseren Freund hier ersonnen, meine Liebe?«
    Erst jetzt trat die Marquise vor und durchbohrte Steel mit einem Blick, der ihm kalt in die Glieder fuhr. Rasch löste er sich von diesen Augen und starrte stattdessen auf den großen Edelstein, den die Dame an einer Kette um den Hals trug.
    »Ich hasse die Briten«, sagte sie mit kaltem Unterton. »Auch Ihr würdet nichts als Hass empfinden, wenn Ihr Euren Vater hättet sterben sehen. Er starb an den Wunden, die ihm die Briten in der Schlacht zugefügt hatten. Er hatte sein Augenlicht verloren und konnte seine Kinder nicht aufwachsen sehen. Später pflegte ich meinen Mann – oder besser das, was mir von ihm geblieben war. Er galt als der hübscheste Mann in Frankreich, Captain. Doch als man ihn mir nach der Schlacht von Ramillies nach Hause brachte, bot er einen grässlichen Anblick. Eure englischen Dragoner hatten ihn übel zugerichtet. Sie hatten ihn in einem Winkel des Schlachtfeldes aufgespürt, weitab von seinem Regiment. Er war verwirrt, weil er vom Pferd gefallen war. Sie kamen zu viert. Er hatte sich schon ergeben, ihnen sogar seinen Degen angeboten. Es bedeutete ihnen nichts. Sie schlugen ihn dennoch nieder. Ein Säbelstreich riss ihm das Gesicht auf, vom rechten Auge bis zum linken Kiefer. Bei einem zweiten Hieb büßte er seine Nase ein. Und die ganze Zeit lachten diese elenden Hunde. Dann ließen sie ihn zum Sterben zurück. Aber er war ein kräftiger Mann. Sein Diener brachte ihn nach Hause, zurück nach Agen. Dort starb er später in meinen Armen und schluchzte wie ein kleines Kind.«
    Sie zitterte bei diesen Erinnerungen. Dann huschte ihr Blick von Steel zu Malbec und wieder zurück. »Und so schwor ich Rache für die Ermordung meines Gemahls, Captain. Ich werde mich an den Mördern und deren Kameraden rächen. Mit Euch gedenke ich ein Spiel zu spielen, in dem Gleiches mit Gleichem vergolten wird. Ich werde Euch Euer Augenlicht nehmen. Den Rest Eures Körpers möchte ich in dem Zustand bewahren, in dem er jetzt ist: vollkommen, kraftvoll und schön. Und dann ersinne ich alle nur erdenklichen Möglichkeiten, wie Ihr zu meinem Vergnügen beitragen könnt. Ihr werdet mit mir in meinem Château in Agen leben. Zumindest so lange, bis ich Euer überdrüssig bin.«
    Dieses Schicksal hätte Steel sich nicht träumen lassen. Zudem schien Malbec – ein Offizierskamerad, der einem Ehrenkodex verpflichtet war, der über Grenzen hinweg Geltung besaß – das barbarische Ansinnen der Dame billigen zu wollen. Steel war klar, dass er entkommen musste. Vielleicht brauchte er nur auf Zeit zu spielen, um eine Gelegenheit zur Flucht zu erhalten. Dafür müsste er allerdings erst noch die nächste Stufe des Verhörs überstehen.
    Voller Unbehagen überlegte er, was der Major ihm jetzt zufügen würde. Gewiss eine subtilere Art der Folter als diese brutale Prügelorgie, unter der er bislang gelitten hatte. Wann würden sie ihn blenden? Und auf welche Weise? Ihm schauderte. Verzweifelt versuchte er, nach einer Fluchtmöglichkeit zu suchen.
    Der Major hatte die Marquise kurz in den Arm genommen und wandte sich nun wieder Steel zu. »Ihr wirkt überrascht, Captain, dass ein Offizier sich so verhält. Aber Ihr vergesst sicher, dass ich mich in Ostende aufgegeben habe. An jenem Tag sah ich zu viel Blutvergießen. In England, als Gefangener, hatte ich angenommen, ich wäre vielleicht imstande, die

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