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Steh dir nicht im Weg

Titel: Steh dir nicht im Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Dehner , Ulrich Dehner
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Antwort gerechnet. Es waren Beschuldigungen, und wenn darauf tatsächlich eine Antwort gekommen wäre, hätten die Eltern das vermutlich nur als Frechheit aufgefasst. Hätte man als Kind auf die Frage der Eltern, warum man einem alles zehnmal sagen müsse, mit »Weil ich neunmal keine Lust hatte zu reagieren« geantwortet, so wäre das zwar ehrlich, aber taktisch sehr unklug gewesen. Deshalb schwieg man damals betreten und fühlte sich mies. Beschuldigende Fragen, die man sich im Erwachsenenalter selbst stellt, lösen die gleiche gefühlsmäßige Reaktion aus. Durch innere Anschuldigungen entstehen Gefühle von Hilflosigkeit, Angst, |139| Ärger, Mutlosigkeit oder Scham. Man fühlt sich nicht in der Lage, konstruktiv über die eigene Situation nachzudenken. Die negativen Gefühle verschärfend kommt noch ein zweiter Mechanismus hinzu, zu dessen Erklärung wir ein wenig ausholen müssen.
    Wie durch Selbsthypnose innere Blockaden entstehen
    Aus der modernen Form von Hypnose, so wie sie heute therapeutisch eingesetzt wird, weiß man, dass sie die Aufmerksamkeit gezielt auf ganz bestimmte Punkte richtet. In der klassischen Hypnose und auch in der Bühnenhypnose macht man das, indem der Hypnotiseur Befehle gibt: »Ihre Augen werden immer schwerer und schwerer«. In der modernen Form von Hypnose, wie sie vom amerikanischen Psychotherapeuten Milton H. Erickson entwickelt wurde, verzichtet man auf Befehle, sondern lenkt die Aufmerksamkeit viel mehr mithilfe von Fragen. Man würde also eine Trance nicht mehr mit einem Befehl auslösen, sondern eher so: »Ich weiß nicht, ob Sie schon langsam das Gefühl von Schwere in Ihren Augenlidern spüren können?« Diese Art von Fragen löst innere Suchprozesse aus. Der Gefragte will die Frage beantworten und forscht deshalb bei sich selbst nach.
    Was passiert dabei detailliert? Wenn Sie eine solche Frage hören und sie beantworten wollen, müssen Sie zunächst Ihre Aufmerksamkeit auf Ihre Augen richten und sich fragen, wie sich das wohl anfühlt, wenn sich dort ein Gefühl von Schwere entwickelt. Um das herauszufinden, müssen Sie sich an Situationen erinnern, in denen Ihre Augenlider schwer waren, damit Sie entscheiden können, ob Sie dieses Gefühl jetzt spüren oder nicht. Sie erinnern sich also an das Gefühl von Schwere in Ihren Augenlidern – und wenn man sich intensiv an ein Gefühl erinnert, lässt man es dadurch wieder entstehen. Das heißt, es findet eine Hypnose in einen bestimmten Zustand hinein statt. Und das funktioniert nicht nur bei einem erfahrenen Hypnotiseur, jede Hypnose funktioniert auch als Selbsthypnose. |140| Die meisten Menschen sind sehr geübt darin, sich selbst zu hypnotisieren, ohne es jemals zu wissen. Jedes Abgleiten in einen Tagtraum zum Beispiel ist eine Selbsthypnose.
    Auch Probleme kommen oft erst durch eine Selbsthypnose zustande. Angst vor Haien zu haben ist in Gegenden, wo es Haie gibt, wahrscheinlich eine lebens- und gesundheitserhaltende Maßnahme. Um in einem deutschen Süßwassersee jedoch eine regelrechte Panik vor Haien zu entwickeln, braucht es eine ausgeklügelte Hypnosetechnik. Die Patientin, der das gelang, war mit einer einfachen Fragetechnik »erfolgreich«. Statt sich die konstruktive Frage zu stellen: »Gibt es in einem deutschen Süßwassersee Haie?« fragte sie sich beim Schwimmen: »Von wo wird der Hai kommen? Von vorn, von hinten, von rechts oder von links?« Mit diesen Fragen, die sie sich immerzu wiederholte, brachte sie es so weit, dass sie das Gefühl hatte, sie könne die Bisse der Haie schon spüren – es war eine perfekte Hai-Hypnose!
    Mit Problemhypnosen aller Art ist es nicht anders. Indem Sie sich immer nur Fragen zum Problem stellen, wird das Problem zunehmend präsenter. Wenn Sie sich innerlich dafür gewappnet fühlen, können Sie das am eigenen Leib ausprobieren, als Probe auf das Exempel. Erinnern Sie sich intensiv an eine Situation, als es Ihnen schlecht ging und stellen Sie sich folgende Fragen dazu:
Wo war das genau?
Was hatte ich denn damals an?
Warum habe ich mich so schlecht gefühlt?
Wo im Körper habe ich es am deutlichsten gespürt?
Wie hat das Ganze angefangen?
Und wie hat es sich immer schlimmer entwickelt?
Wie hat sich das angefühlt, als es immer schlimmer wurde?
    Man kann das auch zu zweit machen, wenn Sie einen Partner finden, der dazu bereit ist, sich einmal schlecht zu fühlen. Stellen Sie Ihrem Partner diese Fragen und beobachten Sie ihn dabei ganz genau. Sie werden feststellen, dass er immer

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