Steh dir nicht im Weg
der Welt zu schaffen, genügt es oftmals, mit den automatisierten negativen Gedanken zu arbeiten und sie erfolgreich mit glaubwürdigen positiven Gedanken zu beantworten. Doch es gibt auch Probleme oder Situationen, bei denen Sie gleichzeitig unterstützend an der eigenen Gefühlslage arbeiten sollten. Dazu dient der »Ressourcentransfer« oder »Ressourcentransport«. Das ist eine Technik aus der modernen Hypnotherapie, die von dem schon erwähnten amerikanischen Psychologen Milton H. Erickson entwickelt wurde.
Jeder Mensch verfügt über eine große Menge an inneren Ressourcen: Das sind innere Hilfsquellen wie Stärken, Fähigkeiten oder Fertigkeiten, aber auch positive Einstellungen und Glaubenssätze, sowie Erinnerungen an Menschen und Begebenheiten, die Kraft verleihen. Alles, was Sie stärkt, motiviert, fördert, unterstützt oder Probleme lösen lässt, ist eine Ressource. Wann immer Sie handelnd Ihr Leben bewältigen, machen Sie das mithilfe der Ressourcen, die Ihnen zur Verfügung stehen. Darum könnte man sagen, dass irgendein Ereignis deshalb zum Problem wird, weil Sie keinen Zugang zu Ihren vorhandenen Ressourcen finden.
Wenn Sie die Ressourcen zur Verfügung haben, meistern Sie auch schwierige Situationen souverän, geistesgegenwärtig und einfallsreich. Ist der Zugang zu den inneren Ressourcen jedoch abgeschnitten, fühlen Sie sich blockiert, unsicher und hilflos. Dass der Zugriff |147| auf die vielen Ressourcen manchmal blockiert ist, liegt zum einen an hinderlichen negativen Gedanken, zum anderen aber daran, dass man sich überhaupt nicht vorstellen kann, sich in einer Problemsituation gut und sicher zu fühlen. Es fehlen die entsprechenden inneren Bilder.
Vielleicht möchten Sie sich innerlich schon auf die Suche nach Ihren eigenen Ressourcen begeben? Was könnte für Sie alles eine Ressource sein? Lassen Sie Ihre Gedanken ein bisschen durch Ihre Erinnerungen wandern und suchen Sie nach allem, was Sie unterstützt und stark macht. Sie können dabei bis in Ihre Kindheit und Jugend zurückgehen – was damals für Sie eine Ressource war, wird es Ihr Leben lang sein! Eine meiner (Ulrich Dehners) starken Ressourcen stammt beispielsweise aus der Zeit, als ich etwa fünfzehn Jahre alt war:
Beispiel: Ich war seit kurzem Mitglied eines Judoclubs und besaß gerade mal einen gelben Gürtel, war also ein blutiger Anfänger. Von meiner Statur her hätte ich mich damals hinter einem Laternenpfahl verstecken können. In diesem Club trainierten auch Erwachsene, und einer von ihnen, ein sehr kräftiger Dreißigjähriger, machte sich einen Spaß daraus, den Anfängern immer wieder zu zeigen, was für ein toller Hecht er war: Er beförderte sie recht schmerzhaft mit dem immer gleichen Wurf auf die Matte. Nachdem es mich erwischt hatte, schwor ich mir, dass er das mit mir kein zweites Mal machen würde. Da ich wusste, dass er immer den gleichen Wurf machte, konzentrierte ich mich beim nächsten Mal, als er mich zum Kampf aufforderte, darauf, ihn im richtigen Moment auszuhebeln – und statt meiner landete er auf der Matte! Das war ein sensationeller Erfolg, denn er war mir ja eigentlich haushoch überlegen, aber von da an hatte ich meine Ruhe vor ihm. Alle anderen Jugendlichen im Club, die auch schon unter ihm zu leiden hatten, waren natürlich begeistert über meinen geglückten Coup: Einen Moment lang war ich der Star. Für mich brachte das die Überzeugung: »Wenn ich etwas wirklich will, kann ich das Unmögliche möglich machen!« Dieser |148| Glaubenssatz war mir immer wieder hilfreich. Und wenn es darum ging, schwierige Aufgaben zu bewältigen, tat es gut, diese Art der Entschlossenheit wieder zu spüren und den Triumph, es geschafft zu haben.
Vielleicht hatten Sie ja ähnliche Erlebnisse in Ihrer Kindheit: Es gelang Ihnen etwas, das Ihnen keiner zugetraut hätte, oder Sie erlebten eine Situation, in der Sie unbeschwert, sorglos und fröhlich waren. Während Sie weiterlesen, kann ein anderer Teil Ihrer Aufmerksamkeit immer mehr Ihrer eigenen Ressourcen zusammentragen. Sie müssen sich dabei jedoch nicht auf Ihre Kindheit und Jugend beschränken. Viele Ressourcen entwickelt man auch erst im Erwachsenenalter. Damit etwas zur Ressource wird, reicht es übrigens durchaus, es nur kurz oder nur ein einziges Mal erlebt zu haben – sobald es für Sie erinnerbar ist, wird es auch wieder aufrufbar! Denn darum geht es beim Ressourcentransfer: Ressourcen, die vorhanden, aber nicht abrufbar sind, in die
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