Steinhauer, Franziska
Ultental?“
„Das weiß ich nicht, aber ich kenne seinen Namen: Kevin Baumeister. Nachdem er ins Spital kam, habe ich allerdings nichts mehr von ihm gehört. Das Haus der Satanisten ist ja nicht beschädigt worden, und die meisten Kinder Lucifers sind dorthin zurückgekehrt. Er wahrscheinlich auch.“
„Könntest du das für mich herausfinden?“, bat Maja, ohne recht erklären zu können, warum sie ausgerechnet am Schicksal dieses Mannes so interessiert war.
„Aber ja. Ich fahre nachher ohnehin dort vorbei.“
Es entstand Unruhe auf Mendettis Seite. Offensichtlich sprach er mit einem Kollegen. Dann meldete er sich wieder.
„Maja, gerade habe ich den DNA-Abgleich bekommen. Die Blutspuren an der Taschenlampe stammen tatsächlich von dem erschlagenen Pfarrer!“
„Hm. Das ging ja schnell, bedeutet aber nicht zwingend, dass Mario auch zugeschlagen haben muss. Oder gibt es Fingerspuren auf dem Griff?“
„Nein, heutzutage tragen Täter Handschuhe. Die Verbrecher gucken zu viele Fernsehkrimis!“, murrte der Commissario.
Sie tauschten noch einige Informationen aus und verabschiedeten sich dann herzlich voneinander.
„Als ich nach dem Brand aus dem Wald kam, fiel mir ein junger Mann auf, der am Feuer saß und dort ganz in Gedanken versunken eine Hand briet“, begann Klapproth zu erzählen, und Paulsen schüttelte sich bei diesem Bild. „Jetzt hat unser Rechtsmediziner bestätigt: Diese Hand gehörte zur Leiche von Nocturnus. Der Mann hatte sie ihm abgetrennt. Er hält sich für einen Menschenfresser.“
„Was will er dann bei den Satanisten? Wäre da nicht eine sadistische Gruppierung besser geeignet?“
„Sein Name ist Robert Müller.“
„Aha“, antwortete Paulsen und verstand nicht, was er mit dieser Information anfangen sollte.
„Ich dachte erst, er sei noch minderjährig, tatsächlich ist er jedoch schon Mitte zwanzig.“ Sie bemerkte den ratlosen Blick des Kollegen und setzte hinzu: „Robert Müller ist Nocturnus’ kleiner Bruder!“
„Ahhh! Verdammt, können Sie denn nicht etwas vorsichtiger sein?“, beschwerte sich Kevin Baumeister bei dem Arzt, der den Verbandswechsel vornahm.
Der Mediziner inspizierte die Wunde kritisch undmeinte dann missbilligend: „Damit gehören Sie ins Krankenhaus! Eine so großflächige Verbrennung dritten Grades ist nichts für eine ambulante Behandlung! Mit ein bisschen Pech haben Sie allerbeste Chancen, an einer Sepsis zu sterben!“
„Das ist meine Sache! Ihre ist es, die Wunde zu versorgen. Das ist Ihr Job. Abgesehen davon, dass ich zäh genug bin – das bisschen wird mich schon nicht umbringen!“, quetschte der Patient zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, während der Arzt damit begann, das nekrotische Gewebe an den Wundrändern abzutragen.
Er fragte sich, wie sein Patient diese Schmerzen überhaupt aushalten konnte. Die Rückseite der Oberschenkel sowie Teile des Gesäßes und des Rückens waren verbrannt. Haut gab es hier keine mehr – der junge Mann würde sein weiteres Leben lang unter schmerzhaften Vernarbungen zu leiden haben, sich vielleicht nie wieder richtig bewegen können.
Wenn er diese Verletzungen überhaupt überlebte.
Jakob Gumper saß neben Amalias Bett.
Blass lag die kleine Gestalt in den Kissen, Schläuche versorgten sie mit Medikamenten, und nur das regelmäßige Piepen des Überwachungsmonitors bewies, dass das Herz dieser mutigen Frau noch schlug.
Ihre Augen waren geschlossen, doch ihre leicht nach oben gezogenen Mundwinkel zauberten den Eindruck eines Lächelns auf ihr Gesicht.
„Ich war so ein Esel!“, bekannte Jakob leise. „So ein egoistischer Idiot!“
Seinen Kopf zierte erneut ein dicker weißer Verband, sein rechter Arm war bis über den Brustkorb eingegipst,was Bewegung und Atmung deutlich behinderte. Das linke Auge war fast vollständig zugeschwollen, und die schwarzblaue Unterblutung sorgte dafür, dass es von Ferne so aussah, als trüge er eine Augenklappe, die jedem Piraten Ehre gemacht hätte.
„So ein Starrsinn!“, murmelte er gerade, als die Tür sich öffnete und Dr. Gneis seinen Kopf hereinsteckte. Er zwinkerte Jakob aufmunternd zu.
„Ja, so ist es recht. Rede ihr gut zu. Erzähl ihr, wie wir die Angreifer in die Flucht geschlagen haben und dass es allen irgendwie ganz gut geht.“
Er lachte herzlich und klopfte mit der Krücke gegen seinen Gips am linken Unterschenkel.
Dann hüpfte er wieder hinaus, zog die Tür hinter sich zu und machte auf der Nachbarstation einen Krankenbesuch bei
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