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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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die beiden Freunde aus reiner Neugierde hergekommen, hatten nur zusehen wollen. Nun aber sollten sie ihre Seelen an den Teufel verschenken! Mario sah, wie Julian leicht mit den Schultern zuckte. Es war ein Spiel und der Schwur letztendlich gleichgültig, schien sein Blick zu sagen, aber wenn sie jetzt nicht mitspielten, würden sie keine zweite Chance mehr erhalten.
    „Wenn du nicht willst, dann verschwinde möglichst unauffällig von hier“, flüsterte Julian. „Ich jedenfalls bleibe!“
    Mario zögerte nicht länger. Die Atmosphäre und die Worte, die ihm wie aus der Seele gesprochen waren, hatten ihn viel zu sehr in ihren Bann gezogen.
    Es wurde so still, dass Mario dachte, nicht nur er, sondern auch alle anderen hätten den Atem angehalten.
    Niemand verließ den Versammlungsort.
    „Gut – wenn ihr euch denn entschieden habt, dann macht euch bereit, das Feuer der Erkenntnis zu empfangen und Lucifer zu begegnen!“
    Die Neulinge wurden von ihren jeweiligen Begleitern angewiesen, ihre Oberkörper vollständig zu entblößen.
    Danach traten sie mit nackter Brust in einer Reihe vor den Priester, der ein langes Kultmesser in der Hand hielt.
    „Denkt an die, die euch schaden!“, forderte Nocturnus in einem Ton, der keinen Widerspruch akzeptierte. „Denkt an die, die eure Lebenskraft schwächen, euch auslaugen, quälen und missbrauchen! Denkt an jene, die euch binden und zwingen, euch belügen und betrügen, euch wertvolle Lebenszeit stehlen! Denkt an die, die euer Leben verplanen, als gehöre es ihnen, die verhindern, dass ihr genießt, was doch für euch erschaffen wurde, die verhindern, dass ihr euch selbst fühlen könnt!“
    Zufrieden beobachtete der schwarze Mann, wie die Gesichter der Neulinge hart, ihre Blicke starr und ihre Lippen schmal wurden.
    „Lasst den Hass auf all diese Quälgeister frei durch euren Körper fließen! Wehrt euch nicht länger dagegen! Macht Platz für Lucifer, der euch die Freiheit bringt!“
    Mario spürte, wie die Wut erneut in ihm aufflammte und Besitz von ihm ergriff.
    Der Priester trat nahe an ihn heran, legte die linke Hand auf seinen Kopf, und Mario kam es so vor, als verbrenne ihn ein gewaltiges inwendiges Feuer. Der Schweiß lief ihm in Strömen über Brust und Rücken. Er öffnete den Mund, um die Flammen in seinem Inneren entweichen zu lassen, vor seinen Augen flimmerten gleißende Punkte, und er hörte sich schreien. Mit einem Wutgeheul, von dem er nie vermutet hätte, dass es in ihm steckte, sank er zu Boden, wälzte sich dort hin und her und krümmte sich wie in einem nicht enden wollenden Krampf, bis seine Stimme so heiser geworden war, dass nur noch ein raues Krächzen aus seinem Kehlkopf drang.
    „Lucifer wählt dich zu seinem Jünger!“, verkündete der Priester feierlich. „Erhebe dich!“Mario versuchte wieder zu Atem zu kommen und rappelte sich mühsam, am ganzen Körper bebend auf. Mit glänzendem Oberkörper stand er vor Nocturnus.
    Der Priester reichte ihm das Messer.
    Sie traten zum Altar, und Nocturnus öffnete entschlossen die Kiste.
    „Tritt heran an den Altar, in das magische Zeichen!“ Mario tat, wozu er aufgefordert worden war.
    Der Priester hob ein gefesseltes schwarzes Huhn aus der Kiste und forderte:
    „Lege deinen Hass in diese Klinge! Führe einen kraftvollen Todesstoß, der ein Schlussstrich sein wird unter dein bisheriges unterdrücktes Leben! Dann bade im Blut deines Opfers und reibe dich mit ihm ein!“
    Marios Hand vibrierte vor gebündelter Kraft und Entschlossenheit. Er packte das wehrlose Huhn, stach ohne einen Moment des Zögerns zu, ließ das Messer danach auf den Altar fallen, hielt das Huhn hoch über seinen Kopf und genoss den euphorisierenden Augenblick, in dem das warme Blut über seinen Oberkörper floss.
    Dann legte er das tote Tier an die Stelle, auf der er zu Beginn des Aufnahmerituals gestanden hatte, und trat zurück in die schwarze Gruppe, die gebannt das Schauspiel verfolgt hatte.
    Kevin Baumeister war begeistert.
    Nocturnus würde bei ihrem nächsten Treffen voll des Lobes sein!
    Bei Julian äußerte sich das Auflodern der höllischen Flamme ähnlich wie bei seinem Freund. Auch er schrie seinen Hass aus Leibeskräften in die Nacht hinein, stürzte jedoch nicht zu Boden. Entschlossen führte auch er das geforderteRitual durch und trat neben Mario in die Gruppe zurück.
    Nicht alle Kandidaten schafften es, das Huhn zu töten. Einer erbrach sich während der Zeremonie, ein anderer wurde beim Anblick des Blutes auf dem

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