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Sterbensangst (German Edition)

Sterbensangst (German Edition)

Titel: Sterbensangst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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gekommen waren. Dass es ein schöner, sonniger Tag gewesen war. Dass überall sonst im Land die Kämpfe bereits abflauten, als die Männer, die vor der Niederlage flohen, an unserer Kirche vorbeikamen. Sie waren betrunken, und sie waren wütend.
    Sie trieben meine Familie und ihre Freunde in die Kirche. Niemand außer mir kam lebend wieder heraus, daher kann auch niemand sagen, was geschehen ist. Einige der Leichen hatten Einschusslöcher im Hinterkopf. Andere waren an Machetenschlägen gestorben.
    Ich weiß nicht, warum ich verschont blieb. Ich wurde unter den Leichen gefunden. Ich blutete aus einem Schnitt an der Schulter. Ich glaube mich an weiße Menschen in blauen Uniformen zu erinnern, aber das ist vielleicht nur Einbildung.
    Ich rede mir ein, dass ich den Männern verziehen habe, was sie getan haben. Ich weiß, dass ich mich damit selbst belüge. Aber ich bete jeden Tag zu Gott, dass die Lüge Wahrheit wird. Er hat mir eine neue Familie geschenkt. Ich habe jetzt ein gutes Leben. Zuerst hatte ich Angst, dass Freetowns Partnerstadt ein Spiegelbild meiner Heimat sein würde. Dass die Seiten ihrer Geschichte auch mit Blut geschrieben wären. Aber diese Stadt hat mich willkommen geheißen. Meine neuen Eltern bitten mich nie darum, zu vergessen.
    Und ich habe mich Gott noch nie so nah gefühlt. Sein Tempel nimmt mich auf. Die Dreifaltigkeitskirche ist für mich zu seinen warmen und liebenden Armen geworden. Ich fühle mich geborgen in ihrem Schoß. Ich bete darum, dass ich die Stärke finden werde, Ihm zu gefallen und mich Seiner Liebe würdig zu erweisen …
    Ein Kloß bildet sich in McAvoys Kehle, und seine Augen brennen. Als er aufblickt, sieht Vicky ihn gespannt an.
    »Sehen Sie, was ich meine«, sagt sie und beißt sich auf die Lippen. »Was für eine Vergeudung.«
    McAvoy nickt langsam.
    »Sie haben mit ihr darüber gesprochen?«, fragt er heiser, mit belegter Stimme.
    »Natürlich. Aber sie wusste nicht viel über die Ereignisse. Nur das, was die Nonnen im Waisenhaus ihr erzählt hatten. Sie war mit ihrer Familie zusammengetrieben und in die Kirche gebracht worden. Manche wurden mit Macheten ermordet. Andere erschossen. Manche vergewaltigt.
    Eine Einheit der Blauhelme fand Daphne zwischen den Leichen. Man hatte mit einer Machete auf sie eingehackt, aber sie überlebte.«
    McAvoy ballt die Fäuste. Die Sache macht ihm schwer zu schaffen.
    »Wer wusste sonst noch davon?«
    »Die Details? Nicht viele. Keine Ahnung, was sie ihren Adoptiveltern erzählt hat. Sie wissen, dass ihre ganze Familie getötet wurde, aber was mit Daphne geschah …«
    »Haben Sie den Text irgendjemandem gezeigt?«
    Vicky schürzt die Lippen und stößt die Luft aus. »Vielleicht ein oder zwei Leuten«, antwortet sie und weicht seinem Blick aus. Zum ersten Mal wirkt sie so, als hätte sie etwas zu verbergen.
    McAvoy nickt. Seine Gedanken sind ein einziger Wirbelsturm.
    »Glauben Sie, es gibt einen Zusammenhang?«, fragt Vicky. »Ich meine, es wäre einfach ein zu großer Zufall, nicht wahr? Eine Kirche. Ein Hackmesser. Es war doch eine Machete, oder?«
    Ohne nachzudenken nickt McAvoy. Dann wird ihm klar, dass er nicht weiß, ob die Information öffentlich ist oder nicht, und rudert zurück. »Möglicherweise«, sagt er.
    Vicky sieht aus, als wäre sie hin- und hergerissen zwischen dem Bedürfnis zu weinen und zu fauchen. Sie ist zornig und traurig zugleich. »So ein Mistkerl«, sagt sie.
    Abermals nickt McAvoy. Er überlegt, wie er weiter vorgehen soll. Am liebsten würde er sofort Trish Pharaoh anrufen und ihr von der Sache berichten, wie es die Vorschriften verlangen. Aber laut Vorschrift müsste er jetzt eigentlich im Büro sitzen und Telefondienst schieben, und dagegen hat er in dem Moment verstoßen, als er sich mit Vicky verabredete.
    »Das wirkt fast so, als versuche jemand zu Ende zu bringen, was vor all den Jahren begonnen hat«, meint Vicky und starrt in ihr leeres Glas. Sie blickt auf und mustert ihn grimmig. »Wer könnte so etwas tun?«
    Er ist der Polizist. Der Mann, der Erklärungen geben kann. Die Dinge durchschaut.
    Er wünschte, er wäre eines solchen Respekts würdig.
    Er kommt nicht los von Daphne Cottons Worten. Von der einfachen, schönen, unberührten Unschuld eines Geistes, der sich nicht hat verbiegen lassen von den Verletzungen, deren Opfer sein Körper geworden ist.
    Plötzlich will er demjenigen, der dafür verantwortlich ist, weh tun. Im nächsten Augenblick hasst er sich selbst dafür, aber er kann nichts

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