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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
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das, was Sie wollten, aber mehr kann ich einfach nicht für Sie tun. Gehen Sie auf das Schiff. Kehren Sie nach Deutschland zurück. Ich lege Ihnen diese persönliche Bitte ans Herz. Hören Sie auf mich.«
    Mafalda schenkte dem Handelsherrn einen Blick, in dem sich ihre gesamte Verachtung gesammelt hatte. Sie würdigte die Scheine keines Blickes. Stattdessen hob sie den Kopf, verneigte sich kurz vor Groth und sagte: »Nun, wenn Sie nichts tun wollen, dann kann ich Sie nicht dazu zwingen. Ich hoffe nur, Sie bekommen eines Tages, was Sie verdienen.« Dann verließ sie mit gestrafften Schultern das Zimmer. Sie hörte nicht mehr, wie Groth mit dem Kopf auf die Schreibtischplatte sank und hemmungslos zu weinen anfing.

Vierzehntes Kapitel
    T itine begab sich auf die Plaza de Armas. Sie trug ein sackartiges Kleid, aber weder Schuhe noch Strümpfe. Dafür in jeder Hand einen Korb, der mit je einem mächtigen Stein gefüllt war. Als sie am Rande des Platzes angekommen war, wuchtete sie die Steine, von denen jeder an die zwanzig Pfund wog, aus den Körben. Dann umwickelte sie die Steine mit einem haltbaren Strick und befestigte diesen Strick jeweils an ihrem linken und an ihrem rechten Knöchel.
    Eine weiße Frau, die sich mit einem Fächer ein wenig Luft zuwedelte, hielt ihr blütenweißes Seidenkleid ein wenig gerafft, so dass der Stoff nicht mit dem Schmutz der Straße in Berührung kam. Dann fragte sie: »Was tun Sie da?«
    »Ich werde nach El Rincón pilgern«, erwiderte Titine freundlich.
    Die Weiße schüttelte den Kopf. »Aber um Himmels willen, aus welchem Grund denn? Sie sind eine Weiße. Wenn Sie Buße tun wollen, so gehen Sie zur Beichte und stiften Sie hernach ein paar Kerzen. Das, was Sie hier vorhaben, ist nur etwas für die Schwarzen. Die kriechen wie Tiere auf dem Boden, sind ja selbst beinahe welche. Kommen Sie, meine Liebe, ich helfe Ihnen auf.«
    Die Frau machte Anstalten, nach Titines Arm zu fassen, aber Titine rief: »Lassen Sie mich! Verschwinden Sie! Und reden Sie nicht über Dinge, von denen Sie keine Ahnung haben!«
    Die Frau wich zurück, schnappte empört nach Luft, ließ einige wenig damenhafte Flüche über Titine regnen, dann wandte sie sich ab und stapfte wütend davon. Ein alter schwarzer Mann, ein Bettler, hatte die Szene beobachtet. Er kam nun näher, nahm von seinem Handgelenk eine Kette mit Holzperlen und reichte sie Titine. »Die Götter mögen Sie schützen, meine Liebe!«, sagte er. »Ich wünsche Ihnen, dass Sie auf der Pilgerfahrt erfahren, was Sie wissen möchten. Sie haben sich Großes vorgenommen. Geben die Götter, dass Sie es schaffen.«
    »Danke!« Titine sah den Mann voller Wärme an. Diese Worte hatte sie gerade jetzt dringend gebraucht. Denn erst hier, am Rande des belebtesten Platzes von Havanna, war ihr klargeworden, was es hieß, die fünfzehn Meilen bis zur Kirche des heiligen Lazarus auf Händen und Knien zu kriechen. Niemals hatte sie bisher auf den Boden unter ihren Füßen geachtet, doch jetzt sah sie ihn. Schwarze Käfer versuchten, unter ihr Kleid zu krabbeln. Der Boden selbst war von dem Ausgespuckten der Männer bedeckt. Grünlicher Schleim, manchmal sogar mit Blut durchsetzt, wartete darauf, von ihren Knien berührt zu werden. Titine zuckte zusammen und musste an sich halten, um sich nicht vor Ekel zu schütteln.
    Eine immer größere Menschenmenge versammelte sich um sie herum. Titine wagte kaum, nach oben zu schauen. Das hatte sie nicht gewollt. Nein, das nicht. Sie wollte keine Aufmerksamkeit erregen, sondern einfach nur die Dinge tun, von denen sie glaubte, dass sie getan werden mussten. Mühsam kroch sie die ersten Meter, aber sie konnte nicht verhindern, dass klagende, schmerzerfüllte Laute aus ihrer Kehle drangen. Ein junger Mann, ein Mischling, nahm einen der Steine um Titines Bein hoch. Sie wollte ihn wütend anfahren, doch er sagte zu ihr: »Lassen Sie mich einen Teil Ihrer Last tragen. Nur ein kleines Stück. Einer trage des anderen Last. So sagt man doch bei Ihnen, nicht wahr?« Und diese einfache Geste war es, die Titine die Tränen in die Augen trieb, die sie den Dreck nicht mehr erkennen ließ, die sie vorwärtstrieb, immer weiter von dem Platz entfernte.
    Den Zuschauern wurde langweilig. Sie hatten genug gesehen. Die Schwarzen zuckten mit den Schultern und spuckten auf den Boden. Wenn eine Weiße sich so schinden wollte, bitte sehr. So kam sie jedenfalls wenigstens nicht dazu, einen Schwarzen zu quälen.
    Die weißen Frauen und Männer wandten

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