Sternenjagd
haben, ist, mit meiner Hilfe aus zehn Stunden Reparaturarbeit sechs zu machen. Dann fliegen wir zur Grenze, wo ich ein imperiales Patrouillenschiff kontaktieren kann.« Er hob sein Glas, als wolle er seinen eigenen Ausführungen zuprosten.
»Kommt gar nicht infrage.« Sie schüttelte entschieden den Kopf, während er den Inhalt des Glases in einem Zug leerte. »Ich habe in Port Rumor einen lukrativen Auftrag termingerecht auszuführen. Und ich denke nicht daran, ihn sausen zu lassen, nur weil Ihnen auf Szed irgendwelche Übungsspielchen aus dem Ruder gelaufen sind.«
»Sie verstehen das offenbar noch nicht. Ich kann einfach nicht drei Tage warten.«
»Nein, Sie verstehen es nicht! Dies ist mein Schiff. Wir fliegen nach Port Rumor. Ach, das passt Ihnen nicht?« Sie deutete auf den Sichtschirm, der die Furche im Dschungel zeigte. »Dann gehen Sie doch zu Ihrem Tark zurück. Ich bin sicher, die ’Sko werden früher oder später danach suchen. Oder Sie arbeiten unter meinem Kommando, bis Sie in drei Tagen in Port Rumor auf einen Frachter Richtung Grenze umsteigen können, der Sie nach Hause bringt. Jetzt kapiert?«
Es dauerte einen Moment, bevor er antwortete. »Kapiert.«
»Prächtig.« Sie sicherte die Ginflasche im Schrankfach und stellte die Gläser in den Geschirrkorb. Der Gin schlug an. Die Kopfschmerzen klangen ab. »Na dann, Rhis, mein Junge, wollen wir Sie mal an Bord unterbringen. Danach – so schlage ich vor – werde ich Sie mit den Problemen vertraut machen, die es in Ihrem aktuellen Lieblingsprojekt zu bewältigen gilt. Wenn Sie glauben, Sie schaffen es in weniger als zehn Stunden – gepriesen seien die Götter. Denn deren Hilfe werden wir brauchen, wenn dieses Schiff in zehn Stunden fliegen soll – das geht nur mit viel Hilfe von ganz oben.«
Sie stapfte los Richtung Korridor, blieb aber stehen, als sie keine Schritte hinter sich hörte. »Na, was?«, fragte sie mit unverhohlener Ungeduld und drehte sich zu ihm um.
Irgendetwas britzelte auf der kurzen Entfernung zwischen ihnen. Wie eine kleine Entladung der emotionalen Energie, die sich zwischen ihnen aufgebaut hatte, seit sie von dem Barhocker in seine Arme gerutscht war. Eine Art Ur-Magnetismus. Sie hatte keine Ahnung, ob er es auch spürte, ob es ihm genauso ging wie ihr. Sie holte schnell tief Luft, denn in ihr mischten sich spontaner Zorn und Nervosität mit etwas, was sie gar nicht so genau wissen wollte.
Rhis ’ Atmung schien sich im Rhythmus ihrem anzupassen. Er machte einen Schritt auf sie zu. Sein Blick umfing sie besitzergreifend, geradezu raubtierhaft.
Dann erlosch sein Gesichtsausdruck plötzlich, sein Mund war nur noch eine dünne Linie. »Los jetzt, Elliot! Es gibt viel zu tun. Ich habe keine Lust, durch Ihre Spielchen Zeit zu verlieren.«
»Meine –?« Sie warf ihm einen fassungslosen Blick zu, machte auf dem Absatz kehrt und marschierte leise fluchend durch den engen Korridor der Venture davon.
So viel zu Lieutenant Charming. Sie strich einen seiner Bonuspunkte.
Rhis folgte ihr in den Korridor und verfluchte sich für seine miserable, aufbrausende Art. Verfluchte auch die dumpf hämmernden Schmerzen in seiner Seite, die ihn hatten vergessen lassen, dass er auf ihre Kooperation angewiesen war und keine Feindseligkeiten brauchen konnte.
Auch auf ihr Schiff war er angewiesen. Sein ursprüngliches Vorhaben, es kurzerhand zu kapern, ergab keinen Sinn mehr, seit er wusste, dass sie sich fernab aller bekannten interstellaren Routen befanden. Und dass sie das Schiff erst mal reparieren mussten.
Ein funktionstüchtiges Schiff auf vertrautem Kurs zu leiten war leicht. Er musste nur die Programmierung überschreiben und den Kurs anpassen. Doch dieser Reparaturstopp auf einem unwirtlichen Planeten war ein deutlicher Hinweis darauf, dass es mit ein bisschen Kursanpassung nicht getan sein würde. Er mochte keine Überraschungen. Sie brachten immer unerwartete Probleme. Ihm schwante: Eine alte Circura Zwei konnte dermaßen mit Problemen vollgestopft sein, dass selbst er ans Ende seiner Weisheit gelangen würde.
Er musste trotzdem die Kontrolle erlangen, allerdings durch Täuschung. Er musste zahm wirken, freundlich, verständnisvoll. Alles, was er nicht war. Denn andernfalls war all das bedroht, wofür er sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte.
Er bemerkte ihren misstrauischen Blick, als sie vor einer verschlossenen Kabinentür stehen blieb und sich umdrehte. »Ihr Code zum Öffnen ist vier-sieben-acht.« Sie tippte den Code auf dem
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