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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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die sichelförmige Narbe gezeichnet war.
    Sie runzelte die Stirn. »Von Oskar?«
    »Nun ja, er hatte allen Anlaß oder dachte es zumindest. Er kam dazu, wie Maximilian und ich mit Rolf rangen. Max wollte seinem kleinen Bruder eine Lektion erteilen und hat mich um Hilfe gebeten. Natürlich lag es uns fern, ihn zu verletzen. Oskar warf sich in die Bresche, damit der Kampf ausgeglichener wurde. Er ging mit einem Stock des Königs auf mich los, der zur Abwehr von Bettlern und Hunden mit einer scharfen Spitze beschlagen ist. Ich konnte von
    Glück sagen, noch ziemlich glimpflich davongekommen zu sein. Das alles ist natürlich schon lange her. Es passierte, kurz nachdem Rolf die Zwillinge bekam.«
    »Mir... scheint es unwahrscheinlich, daß Rolf für diese Verteidigung dankbar war«, meinte Angeline.
    »Das ist richtig. Er hat Oskar zurückgepfiffen, sehr zum Ärger von Max und mir. Aber das ist es eben, was ihn als Anführer auszeichnet und weshalb jeder von uns selbst die stumpfsinnigsten Befehle ausführt, wie beispielsweise den, die Wälder nach Eurer Kusine abzusuchen.«
    »Oder mich zu bewachen?«
    Meyer ging auf diesen erneuten Vorstoß nicht weiter ein, sondern lächelte kopfschüttelnd.
    »Und was ist mit Oskars Hand? Ich hoffe, er wurde gestern nacht nicht schwer verletzt. Schließlich ist er heute morgen schon wieder ausgeritten.«
    Meyer wurde ernst. »Ein bedauerlicher Unfall. Ich gäbe viel darum, wenn es nicht geschehen wäre, und habe mir schwere Vorwürfe gemacht. Es ist aber nur ein unkomplizierter Bruch, der bald verheilen wird, und wie es sich für einen Soldaten der Leibwache gehört, hat sich Oskar dadurch nicht von seiner Pflicht abhalten lassen.«
    »Vielleicht bleibt er nicht so lange weg wie die anderen?«
    »Ich bin sicher, daß er seinen Auftrag erfüllen wird. Aber Ihr könnt darauf rechen, daß alle vor Einbruch der Dunkelheit zurückkommen.«
    Sie warf ihm einen Blick zu. »Warum betont Ihr das?«
    »In aller Frühe kam Monsieur de la Chaise hierher. Dieser Herr sorgt heute abend für unsere Unterhaltung, oder, besser gesagt, für seine eigene.«
    »Ihr meint, er gibt eine Soiree?«
    »Aber nein, nichts derart Anständiges. Er sprach von einem Diner, das er im Herrenhaus zubereiten und von seinen Dienern hier servieren lassen will. Er hat Händler beauftragt, teure Weine zu schicken, und ein paar fahrende Musikanten engagiert, von denen er schwört, daß sie weit und breit am flottesten aufspielen.« »Aha, deshalb will er kommen. Das soll seinem Ruhm, eine Königliche Hoheit bewirtet zu haben, mehr Glanz verleihen. Seine Tischgespräche werden von der Schilderung dieses Abends noch lange zehren.«
    »Ich glaube, nicht in Damengesellschaft.«
    »Bitte?«
    »Um dem Fest die nötige Würze zu geben, wird eine Fuhre Damen aus New Orleans erwartet.«
    Angeline sah dem Mann lange in die grauen Augen, blickte dann zu Boden und stellte die Kaffeetasse auf den Tisch. »Ach so. Das ist wirklich äußerst gastfreundlich von Monsieur de la Chaise.«
    »Es klingt ein wenig nach Kuppelei. Aber wie ich bereits andeutete, wird unser freundlicher Gastgeber wohl auch der größte Nutznießer sein. Das heißt, wenn seine Frau nicht Wind davon bekommt. Wir wurden streng ermahnt, nichts zu verraten, wenn wir sie zufällig treffen sollten.«
    Angeline gelang mit Mühe ein krampfhaftes Lächeln. »Dann wird er wohl eine Enttäuschung erleben. Solche komplizierten Arrangements sind nicht geheimzuhalten, besonders wenn das Essen unter den Augen seiner Frau zubereitet wird. Madame kennt inzwischen bestimmt jedes Detail, wenn sie es nicht schon weiß, seit er die Bestellung beim Händler aufgegeben hat.«
    »Der Ärmste!«
    »Ja«, stimmte sie zu, doch mit den Gedanken war sie ganz woanders. Sie verstummte für kurze Zeit völlig und holte dann tief Luft. »Ihr... Ihr seid der einzige Wachtposten heute?«
    »Ja, abgesehen von unserem unentbehrlichen Sarus.«
    Sie sah ihn zweifelnd an und biß sich auf die Lippen. Schließlich platzte sie heraus: »Wenn wir uns einig sind, daß Ihr mich gestern entkommen lassen wolltet, könntet Ihr dann nicht... vielleicht...«
    »Es noch einmal tun?« Er schüttelte den Kopf. »Ich wollte, ich könnte es.«
    »Ich... verstehe.«
    »Wenn Ihr glaubt, es sei wegen der Prügel, die ich gestern nacht bezogen habe, so irrt Ihr Euch. Es ist jetzt eine Frage des Prinzips. Gestern konnte ich aus Mitleid in die andere Richtung sehen, und das ging noch als bloße kurzzeitige Unaufmerksamkeit

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