Sturm der Verfuehrung
entführte sie in selige Träume.
Charlie lag, in seiner Befriedigung zu schwach, um die Arme mehr als locker um Sarah zu schlingen, von ihrem süßen Gewicht beschwert, auf dem Rücken und hörte ihre geflüsterten Worte durch seinen Kopf geistern.
Er starrte zu dem seidenen Baldachin in der Farbe ihrer kornblumenblauen Augen hinauf und fragte sich, wie sein wunderbarer Plan hatte so schrecklich schiefgehen können.
Als die Sonne ihre Rosenfinger über den Horizont streckte, drang Charlie mit seinen Fingern durch das Portal aus wundgeliebten Lippen in die warme, weiche Höhle dahinter ein und lockte Sarah aus dem Schlaf. Als sie sich seufzend regte, nahm er sie, und sie lächelte.
Er ritt sie langsam, absolut kontrolliert, wachsam, verzweifelt bemüht, sich zu überzeugen, dass seine Sucht, sein wütender Hunger, nachgelassen hatte. Dass die Macht, die ihn antrieb, sein hirnloses Begehren anfachte, das trotz aller Gegenwehr unweigerlich in ihm aufstieg und die Herrschaft über ihn an sich riss, schwächer geworden war.
Sie war nicht schwächer geworden. Nicht im Mindesten.
Sie war sogar stärker geworden.
Er hielt Sarah in den Armen, bis sie wieder einschlief. Dann drehte er sich auf den Rücken und starrte nach oben, ohne etwas zu sehen, stellte sich der Wahrheit.
Alathea hatte recht gehabt: Bis zu ihm hatte sich die Liebe jedes männlichen Morwellan bemächtigt. Bei seinem Vater hatte sie sich zur Besessenheit gesteigert, ihn dazu getrieben, Risiken einzugehen, die beinahe die Familie, das Earldom und alles zerstört hätten, was im lieb und teuer war.
Mit diesem Beispiel vor Augen hatte Charlie sich für einen anderen Weg entschieden, geglaubt, mit einer konventionellen Heirat die Liebe auszuschließen und so sein Leben unter Kontrolle zu behalten, vor diesem gefährlichen Gefühl sicher zu sein.
Stattdessen hatte das Schicksal sich einen Spaß mit ihm erlaubt und ihn, in seiner Arroganz unvorsichtig, in die Falle tappen lassen, die er sich selbst gestellt hatte.
Er hatte Sarah geheiratet, die süße, unschuldige Sarah, und nun sah er sich mit genau dem Aspekt konfrontiert, den er seiner Ansicht nach durch seinen Schachzug ausgeschlossen hatte.
Er liebte seine Frau.
Es hatte keinen Sinn, so zu tun, als wäre es nicht so, nicht mehr, nicht mit diesem Gefühl in der Brust, das seine Klauen in sein Herz geschlagen hatte.
Er hätte es kommen sehen müssen, aber er hatte es nicht getan. Er hätte erkennen sollen, was Sarah so anders machte, was sie in buchstäblich jeglicher Hinsicht von allen Frauen unterschied, doch er hatte keine Erfahrung auf diesem Gebiet gehabt. Der Gedanke, dass er sie unbedingt haben wollte, weil er sie liebte, war ihm überhaupt nicht gekommen.
Nun liebte er also, war ein Opfer dieses nicht zu steuernden Gefühls geworden und würde von nun an bis in alle Ewigkeit von dieser unwiderstehlichen Macht regiert werden, die so leicht zu Besessenheit führen konnte.
Von der gleichen Macht, die seinen Vater an den Rand des Ruins getrieben hatte.
Statt ein Bollwerk gegen den Untergang zu sein, hatte diese Heirat sich in seinen schlimmsten Albtraum verwandelt.
Wie sollte er damit leben? Was konnte er tun?
12
Das Schließen einer Tür, gefolgt von leisen Schritten, weckte Sarah auf. Sie blinzelte, schaute um sich und erinnerte sich, wo sie war. Ein Blick zur Seite zeigte ihr, dass sie allein im Bett lag.
Sonnenlicht drang zwischen den Vorhängen herein, Charlie war nirgends zu sehen.
Gwen, die sie von Conningham Manor mitgenommen hatte, stellte vorsichtig einen Krug mit dampfend heißem Wasser auf die Kommode und griff nach dem Knauf einer Tapetentür. Als sie bemerkte, dass Sarah wach war, lächelte sie. »Ich dachte, ich wecke Sie lieber, Miss - m’Lady, meine ich. Ich habe Ihnen Wasser zum Waschen gebracht.« Sie öffnete die Tapetentür und deutete mit dem Kopf auf den Raum dahinter. »Das da ist Ihr Ankleidezimmer - haben Sie es schon gesehen?«
»Äh ... nein.« Sarah strich sich die Haare aus dem Gesicht. Sie hatte nichts außer dem Bett gesehen, seit Charlie sie daraufgelegt hatte. Als sie die Bettdecke Zurückschlagen wollte, fiel ihr ein, dass sie nackt war. Sie errötete.
Gwen ebenfalls. »Ich bringe Ihnen Ihren Morgenrock.«
Sarah ließ ihren Blick wandern, sah ihr wunderschönes Brautkleid auf dem Boden liegen. Als sie sich an den Ausdruck in Charlies Augen erinnerte, während er es ihr ausgezogen hatte, lächelte sie in sich hinein. Gwen brachte ihr den
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