Sturz Der Engel
Kräfte so einsetzen, dass Ihr sie tötet, ohne zu viele eigene Männer zu verlieren?«
»Da wir mehr als zehnmal so stark sind wie sie und Bogenschützen haben, dürfte das möglich sein.« Gethen lächelt grimmig. »Ich möchte noch einmal betonen, dass Ihr ausgesprochen hässliche Ideen habt, Fürst Sillek.«
»Das mag daran liegen, dass mir das Kämpfen nicht behagt.«
»Mir behagt es auch nicht. Überhaupt nicht.«
Die Männer schütteln den Kopf, dann lenkt Gethen sein Pferd zur Hauptstreitmacht, um seine Befehle zu erteilen.
XCV
D ünne, dunstige Wolken zogen über den blaugrünen Himmel. Sie konnten die Sonne nicht ganz verdecken, dämpften aber ein wenig das grelle Licht und die Hitze. Die Brise, die sonst immer wehte, war eingeschlafen, das Gras stand still und schlaff auf den Wiesen. Durch die Windstille schien der Nachmittag fast noch heißer, als wenn bei wolkenlosem Himmel der Wind geweht hätte.
Nylan ging gerade über die Zufahrt zur Schmiede zurück, als die äußere Triangel dreimal angeschlagen wurde. Sie war in einem kürzlich auf dem Hügel aus Ziegeln gemauerten kleinen Turm untergebracht. Er hatte kaum zwei weitere Schritte gemacht, als drei weitere Schläge ertönten.
Überall auf den Feldern ließen die Wächterinnen Körbe und Hacken fallen und eilten zum Turm, wobei sie sich unterwegs die Schwerter umgürteten. Zwei Wächterinnen – Cessya und Nistayna – ritten schon den Hügel hinauf. Bevor Nylan die Schmiede erreichte, ritt auch Istril, die drei gesattelte Pferde führte, an ihm vorbei. Weindre, Kyseen und Kadran übernahmen die Tiere und ritten gemeinsam zum Wachturm.
Istril runzelte die Stirn und folgte den dreien nicht, sondern kehrte im Galopp zu den Ställen zurück, wo Ydrall gerade mit drei weiteren Pferden aufgetaucht war.
Nylan nickte. Fierral oder sonst jemand hatte einen Weg gefunden, wie die Arbeiterinnen von den Feldern und aus der Küche möglichst schnell bewaffnet im Sattel saßen. Ein Glück, dass die Holzfällerinnen noch damit beschäftigt waren, die Ställe zu erweitern, statt schon wieder unten in den Wäldern Holz zu schlagen.
Ydrall führte Rybas Braunen, Fierrals Pferd und das Tier, auf dem Berlis zu reiten pflegte.
Der Ingenieur hatte gerade erst die Tür der Schmiede erreicht, als Istril mit den nächsten drei weiteren Pferden wieder herunterkam. Hinter ihr und den reiterlosen Pferden ritten Llyselle, Jaseen und Murkassa. Murkassas Gesicht war bleich.
Am Turm warteten noch drei Wächterinnen – Saryn, Selitra und Hryessa.
»Los jetzt!«, rief Saryn, während sie in den Sattel sprang und die sechs Reiterinnen den Hügel hinauf zum Wachturm führte.
Nylan blieb stehen, als er sah, wie Istril kehrt machte und ihr Pferd wieder bergab trieb. Er wartete vor der Schmiede auf die Wächterin mit dem silbernen Haar. »Nachdem Ellysia tot ist, habe ich Befehl, mich aus Kämpfen heraus zu halten, bis die Angreifer den Turm selbst erreichen, solange die Kinder noch zu klein sind, um feste Nahrung zu sich zu nehmen.« Istril blickte zum Turm. »Siret passt jetzt auf sie auf.«
»Du musst mir nichts erklären, Istril. Du hast dein Leben oft genug aufs Spiel gesetzt.« Nylan lächelte sie an. »Ich reite ja auch nicht los und greife die Feinde an.«
»Das ist etwas anderes. Wenn Euch etwas zustößt …« Sie lenkte ihr Pferd wieder den Hügel hinauf. »Ich muss noch ein paar Pferde rüsten.«
Nylan sah ihr einen Augenblick nach, ehe er die Schmiede betrat. Huldran schmiedete Pfeilspitzen, während Desain, eine der neuen Wächterinnen, die Zange hielt.
»Dreh sie jetzt. Langsam.«
Als die Triangel zum dritten Mal angeschlagen wurde, sah Nylan Huldran an. »Wir sollten uns wohl auch in Bewegung setzen.«
»Und das Schmiedefeuer?«
»Lass es brennen.« Nylan wandte sich an Desain. »Hol dein Schwert und geh zum Turm. Istril oder die anderen Wächterinnen werden dich einweisen.«
Als sie ihn verwirrt anschaute, wiederholte Nylan die Anweisung auf Alt-Anglorat, bevor er sich an Huldran wandte. »Wir müssen erst zu den Ställen.«
Sie brauchten nicht ganz hinauf zu laufen. Istril kam ihnen an der Mündung der kleinen Schlucht mit zwei weiteren Pferden entgegen. Nylan stieg auf eine braune Stute, die er noch nie geritten war. Sie schien willig und warf ihn nicht so hart hin und her wie die anderen Pferde.
»Gebt auf Euch Acht, Ser«, sagte Istril. »Greift nicht vorn in der ersten Reihe an.«
»Keine Sorge.«
»Sie ist wirklich besorgt um Euch,
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