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Sumerki - Daemmerung Roman

Titel: Sumerki - Daemmerung Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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weiterzugehen.
    Am Ende der Ausstellung über die Conquista befand sich eine unscheinbare Tür. Ich öffnete sie und trat in einen Korridor hinaus. An der gegenüberliegenden Wand hingen
zwei Pfeile: »Verwaltung« und »Pantheon«. Ich folgte der ersten Richtung und stand schon bald vor einer Tür mit der Aufschrift »Direktor«. Ich drückte die Klinke - die Tür war verschlossen - und kehrte zum Ausgangspunkt zurück. Blieb also nur das »Pantheon«.
    Dieser Gang erinnerte eher an den Flur einer Behörde oder eines Forschungsinstituts. Entlang der mit beiger Ölfarbe gestrichenen Wände reihten sich unzählige Büros mit den Namensschildern: »Ah Kin«, »Bolon Zacab«, »Ek Chua« … Einige trugen sogar drei oder vier Namen. Alle waren sie jedoch verschlossen. Ich ging lange und zählte mindestens hundert dieser Namen, bis ich plötzlich auf eine Aufzugtür stieß. Neben dem nostalgischen, durchsichtigen Knopf, der rot aufleuchtete, als ich darauf drückte, war der Name »Itzamná« eingraviert.
    Der Lift war alt, mit einer Holztür, die sich beim Öffnen zusammenfaltete. Als ich ihn betrat, wummerte er hohl und ließ gastfreundlich eine schwache Glühlampe hinter einem runden Lampenschirm aufleuchten. Es gab nur einen einzigen Druckknopf und keine Zahl daneben. Na gut, so konnte ich mich wenigstens nicht irren.
    Als er sich scheppernd in Bewegung setzte, versuchte ich zu schätzen, wie viele Stockwerke das Museum haben konnte. Acht vielleicht, höchstens zehn.
    Drei, fünf, ja zwanzig Minuten später zog mich der quietschende, rostige Mechanismus immer noch nach oben. Die Glühbirne verlosch mehrfach und flackerte wieder auf, ich zählte nicht mehr die Minuten und hörte irgendwann auf, mich zu wundern. Der Lift kroch immer weiter und weiter …

    Dann zuckte er plötzlich zusammen und blieb stehen. Dies geschah so unerwartet, dass ich erschrak. Irgendwo auf der Höhe des Mount Everest festzustecken hätte mir jetzt gar nicht behagt.
    Ich versuchte hinauszugelangen, und tatsächlich: Die Tür ließ sich zur Seite schieben. Ich trat hinaus auf einen Treppenabsatz, dessen kleine, braune Bodenfliesen mit Zigarettenkippen übersät waren. Vor mir befand sich eine schlichte Tür, an die jemand ein weißes Plastikschild geklebt hatte. Eines von der Art, wie es sich in Polikliniken findet, mit der Aufschrift »Internist« oder »Augenarzt«.
    Auf diesem hier stand: »GOTT«.
    Ich klopfte.

LAS CONVERSACIONES CON DIOS

    E s ist offen«, sagte eine leise, seltsam bekannte Stimme von innen.
    Ich hielt den Atem an, öffnete die Tür vorsichtig und spähte hinein. Ich war auf alles gefasst: von einer paradiesischen Wolke über den Zeremoniensaal eines Maya-Tempels bis hin zur Kammer eines Museumskustoden mit besonderem Sinn für Humor.
    Nach den unerklärlichen Ereignissen der letzten Tage war ich darauf vorbereitet, dass mich dieser stöhnende, altersschwache Fahrstuhl eines geheimnisvollen Museums in einer nicht existierenden Straße tatsächlich bis in die oberste Etage des Weltengebildes befördert hatte. Wohin sollte ich sonst eine geschlagene Stunde hinaufgezuckelt sein, wenn nicht in den Himmel - oder zumindest den Olymp?
    Ich war daher sogar ein bisschen enttäuscht, dass der Raum, in dem ich gelandet war, sich als nichtssagendes Krankenzimmer entpuppte. Trostlose, grünliche Wände, ein blindes, verhangenes Fenster, ein Infusionsständer auf Rollen neben einem ordentlich gemachten Bett. Die Wohnstatt des allmächtigen Itzamná hatte ich mir anders vorgestellt …
    Als ich eintrat, erhob er sich hinter einem kleinen und wahrscheinlich nicht sehr bequemen Schreibtisch voller Papiere, Grafiken und Zeichnungen, die von einem Briefbeschwerer in Form einer Maya-Pyramide zusammengehalten
wurden. Ich erkannte ihn sofort, obwohl ich ihn zuvor nur ein einziges Mal flüchtig gesehen hatte: Es war der Alte, der genau wie ich das in den Äther entschwommene Büro Akab Tsin gesucht hatte. Es war also doch kein Zufall gewesen … War die Notiz, die er hatte fallen lassen, eine Art Einladung gewesen, eine Bestätigung meiner Audienz bei … Gott?
    »Knorosow, Juri Andrejewitsch«, stellte er sich vor, was meine Verwirrung komplett machte. »Ich danke Ihnen für die prompte Erledigung.«
    Auch ich stellte mich nun vor, was er mit einem herablassenden Lächeln quittierte, dann schwieg ich betreten, denn ich erwartete, dass er das Gespräch beginnen würde. Doch er schien es damit nicht eilig zu haben, sondern musterte mich

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