SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)
Deal?»
«Deal!»
«Das Ganze hat einen Haken. Ich habe keine Karten mehr, bloß noch etwas Bargeld. Knapp 2’000 Dollar. 1’000 kann ich dir als Anzahlung geben. Aber meine Kreditkarten, EC-Karten, alles weg! Ich muss sie sperren lassen, mache ich gleich nachher. Um neue zu kriegen, müssen wir in die Schweiz reisen, damit ich mit meiner Privatbank vor Ort Kontakt aufnehmen kann. Habe da noch ein klein wenig was auf der Seite.»
«Hahaha! Ein kleiner Safe in ’ner steuerfreien Zone also? Das nenn ich eine gute Vorsorge. Und einen lustigen Zufall.» Vince grinste.
«Wie auch immer du es nennen willst.» Tony grinste ebenfalls. «Wieso Zufall?»
«Der weltweit zweitgrößte Sitz der PhyCorp – neben dem Hauptquartier in den USA – befindet sich in der Nähe von Zürich in der Schweiz. Im friedlichsten Land der Welt. Pervers, nicht?»
«Dann müssen wir erst recht da hin. Hast du einen Pass und ein Auto?»
«Jep. Laut meinem Pass heiß ich Michael Anderson und bin Amerikaner. Hab ich noch aus den Zeiten bei der Phy. Bin viel gereist damit, wie du weißt, sollte keine Probleme geben. Halt dich einfach ruhig, falls wir kontrolliert werden!»
«Alles klar. Geh nach unten, und lass dir von Lemain ein Zimmer geben, am besten neben meinem. Sollte noch was frei sein. Natürlich auf meine Rechnung. Dann fährst du mit der Métro zurück zu deiner Wohnung und holst deinen Wagen, und was du sonst noch brauchst. Morgen früh geht’s los. Hier hast du schonmal deinen Vorschuss.»
«Danke! Alles klar. Boss.»
«Und Vince? Lass die massiven Geschütze zu Hause!»
«Mein schweres MG Kaliber 15 werd ich daheim lassen. Versprochen.» Vince grinste und verließ den Raum.
Und Tony hat das erste Mal seit Langem das wohltuende Gefühl, das Richtige getan zu haben.
4
Blütenblätter schaukelten auf der Wasseroberfläche. Die Luft duftete nach Kafirlimetten, ätherischen Ölen der bunten Blumen, Limonengras und feinsten Badezusätzen.
Takeda hob den Fuß aus der Wanne und beobachtete, wie die anmutige junge Frau seine müden Zehen massierte. Sie saß mit einem Lendentuch bekleidet, seitlich neben seinem Bad und schwieg.
Takedas Blick glitt über ihr glitzernd schwarzes Haar, das sie zu einem langen Zopf geflochten trug, über ihr makelloses Gesicht, zu den vielen kunstvollen Tätowierungen auf ihren Schulterblättern und ihrem Rücken. Ihren filigranen Rippen entlang zu ihren Brüsten und blieb einen Augenblick an ihren großen dunklen Nippeln hängen. Er hätte schwören können, dass er ihr sinnliches Parfum in den wohligen Düften des Bades herauskannte.
Wie hübsch sie ist! Die hätte nicht gedacht, dass ich eine dermaßen angenehme Gesellschaft mit der Vorsteherin des hiesigen Kombinats machen würde. Eindrucksvolle Erscheinung, diese Dame! Und äusserst erfolgreich. Ich fühle mich überaus geehrt, dass sie sich höchstpersönlich um mich kümmert.
Das gediegene Spa lag im Kellerkomplex eines Geschäftshauses im Norden Londons. Das Quartier gehörte zum Einflussgebiet des hiesigen Clans, einem befreundeten Rengo 16 des Gonagawa-kai. Die Büros in den oberen Etagen waren von einer Personalvermittlungsagentur für japanische Arbeitskräfte belegt, einem kigyo shatei 17 . Eine der üblichen offiziellen Erscheinungen von Schattenfirmen der Yakuza, neben Kreditinstituten. Auch ein reich ausgestattetes Wellnesscenter gehörte dazu.
Naoto Tohoku. Merkwürdiger Nachname! Immerhin hab ich den gefälschten Pass rechtzeitig vor meiner Abreise aus Japan erhalten. Für die nächsten Wochen werde ich mich mit meinem Alter Ego abfinden müssen. Ich sollte froh sein, mit dieser Aufgabe betraut zu sein. Ich könnte gerade so gut Fischfutter sein.
Takeda dachte über seine nächsten Schritte nach. Er hatte nicht sehr viel über die Namen herausgefunden, welche dieser Seymour ausgespuckt hatte. Es war schwierig, etwas über die Typen in Erfahrung zu bringen. Auch seine Verbündeten in der englischen Metropole hatten ihm nicht weiterhelfen können.
Bleibt mir wohl nicht viel anderes übrig, als einem bestimmten Herrn meinen nächsten Besuch abzustatten. Er wird mich sicherlich mit allen gebührlichen Ehren und Gaben empfangen. Und später im Dreck kniend um Gnade betteln.
Takeda lächelte.
«Verzeih, oh verehrter Gast aus der Heimat. Habe ich dir Ungemach bereitet?»
Die Stimme des Mädchens klang so sanft und lieblich wie es ihrem Antlitz entsprach. Sie wollte so gar nicht zum gewaltigen Einfluss und zur
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