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Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Titel: Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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allein begegnet, wird sie ihr das Band mit Gewalt entreißen.«
    »Sagen Sie ihr, daß ich Dr. Barry rufen werde, wenn sie keine Ruhe gibt«, erwiderte Schwester Waring drohend.
    Susy vernahm den Namen mit einem leichten Schreck. Frau Pasquale offenbar auch, denn sie gab plötzlich nach.
    »Nein«, sagte sie leise. »Nicht Dr. Barry.«
    »Allora!« rief die italienische Schwester abschließend, und der Sturm war vorüber.
    Es schien wenigstens so, denn Frau Pasquale ging ohne Widerrede in den Saal zurück. Aber Susy spürte mit einem unbehaglichen Gefühl, daß die schwarzen Augen ihr überallhin folgten. Zur Besuchszeit erschien Frau Pasquales Tochter. Die beiden Frauen ließen Susy nicht aus den. Augen.
    »Die ist ja verrückt«, sagte Frau Carter zu Susy. »Kümmern Sie sich nicht um das Weib. Diese Fremden benehmen sich immer so merkwürdig.«
    Hilda betrachtete Susy, als wäre sie verdammt. »O je! Ich möchte um nichts in der Welt in Ihrer Haut stecken.«
    »Das beruhigt mich ungemein«, erwiderte Susy. »Wahrscheinlich wird sie mich in einer dunklen Ecke erwürgen. Dann müssen Sie ihr morgen die Haare kämmen.«
    »Oh, seien Sie still!« flehte Hilda schaudernd.
    Schwester Waring beruhigte Susy. »Haben Sie keine Bange. Morgen hat sie alles vergessen.«
    »Hoffentlich!« Susy atmete ein wenig auf. Wenigstens glaubte niemand, daß sie das Band gestohlen hätte. Aber die schwarzen Augen verfolgten jede ihrer Bewegungen. Sie bohrten sich in ihren Rücken, als sie die Passierscheine der Besucher einsammelte. Sie schienen sie versengen zu wollen, als sie die Getränke für die Patienten in den Saal brachte. Später, als die saubere Wäsche abgeliefert wurde und Susy Schwester Weiss im Wäschezimmer dabei half, sie fortzulegen, lauerte ein dunkler Schatten vor der Tür, und ein dumpfes Murmeln war zu hören.
    »Die alte Hexe ist noch immer hinter Ihnen her«, sagte Schwester Weiss kichernd. »Nehmen Sie sich bloß in acht! Die ist zu allem fähig.«
    Susy streckte das Kinn vor, sagte aber nichts.
    Der Nachmittag verging quälend langsam. Frau Pasquale starrte drohend aus dunklen Ecken. Sie tauchte plötzlich aus dem Nichts auf und verfolgte Susy, die eifrig hin und her eilte. Susy wünschte sehnlichst, sie wäre zu Hause bei ihren Eltern geblieben und hätte niemals etwas von dem Krankenhaus gehört.
    Endlich war es halb fünf. Susy ging in den Saal, um sich abzumelden. Hilda ordnete gerade die Habseligkeiten einer Patientin in einer Schublade. »Warten Sie nicht auf mich«, sagte sie. »Ich bin noch nicht ganz fertig.«
    Susy ging zu Schwester Waring.
    Diese sah lächelnd auf. »Auf Wiedersehen, Schwester Barden. Es tut mir leid, daß Sie gleich am ersten Tag so etwas erleben mußten.«
    »Ach, das macht nichts. Auf Wiedersehen, Schwester Waring. Und vielen Dank.«
    Als Susy an Hilda vorbeiging, zischte diese dramatisch: »Achtung, sie folgt Ihnen!«
    Susy sah sich um. Frau Pasquale, die ihre Nachttischschublade aufgezogen hatte, kam auf Susy zu, ging jedoch an ihr vorüber.
    »Alte Unke!« sagte Susy leise zu Hilda und wollte rasch hinausgehen. Aber an der Tür stockte sie. Eine dunkle Gestalt mit glitzernden Augen lauerte im Flur.
    Das war zuviel für Susy. >Wenn ich der Frau noch einmal begegne, fange ich selber an, italienisch zu sprechen<, dachte sie bei sich. Verzweifelt sah sie sich um. Vielleicht konnte sie sich irgendwo verstecken, bis Frau Pasquale das Warten zu langweilig wurde, und dann schnell die Treppe hinunterhuschen. Aha, dort schien ein gutes Versteck zu sein!
    In dem schmalen Gang zum Dienstraum befand sich eine kleine Tür. Wahrscheinlich gehörte sie zu einem Wandschrank, in dem Besen oder dergleichen aufbewahrt wurden. Dort würde Susy vor dem drohenden Schatten sicher sein. Rasch ging sie auf die Tür zu, stieß sie auf und trat hindurch, während sie über die Schulter zurückblickte, um festzustellen, ob Frau Pasquale sie auch nicht bemerkt hätte.
    Sie trat durch die Tür und - stürzte in die Tiefe.
    Um sie war Wärme, Dunkelheit und rauschende Luft. Sie fiel und fiel, zu überrascht, um etwas denken oder fühlen zu können, und bemerkte nur nebelhaft, daß sie an weichen Wänden entlangschoß. Endlich fühlte sie Boden unter den Füßen, einen weichen und nachgiebigen Boden, der sie sanft empfing.
    Einen Augenblick blieb Susy schwindlig, aber unverletzt liegen. Dann richtete sie sich langsam auf. Es war so dunkel, daß sie nichts sehen konnte. Sie tastete mit den Händen umher. Überall

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