Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game
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»Was soll ich bloß tun?« Joy erschauerte sichtlich. »Wie kann ich mir je wieder eine Existenz aufbauen? Ich werde nie mehr so sein wie vorher.«
»Nein, aber du wirst stärker sein. Du bist eine Überlebenskünstlerin. Du glaubst nur, du hättest aufgegeben, aber du warst sofort mit von der Partie und hast versucht, gemeinsam mit mir gegen Vicq Comeaux zu kämpfen.« Sie benutzte bewusst seinen Namen. »Ich habe gesehen, wie du versucht hast, sein Fußgelenk zu packen, als er sich auf mich gestürzt hat. Das lässt auf eine Kämpfernatur schließen, Joy. Sie mussten dich mit Drogen betäuben, weil sie dich nicht brechen konnten. Alles, was du in diesem Raum mit diesen Männern getan hast, hast du nur getan, um zu überleben. Das ist alles. Und du hast es überlebt.«
»Ich habe gehört, wie Carl gesagt hat, sie sollten vorsichtiger mit mir umgehen als mit Francine. Ich glaube, sie ist tot. Sie ist vor zwei Jahren verschwunden. Sie waren zu viert.« Joy begann wieder zu schluchzen. Sie schlug sich die Hände vors Gesicht. »Der Schlimmste von allen war nicht da. Er wird mich finden, und er wird mich töten. Er wird mich totschlagen.« Die Worte kamen aus ihr herausgesprudelt, voller Furcht und Abscheu.
»Wir wissen alles über Saunders«, beteuerte ihr Flame. »Er hat einen sehr guten Freund von mir töten lassen. Es würde mich sehr wundern, wenn er bis zur Verhandlung überlebt.«
»Verhandlung? O Gott. Alle werden es erfahren. Sie werden die Filme zeigen, die sie aufgenommen haben. Es wird eine Schande für meine Familie sein.«
»Joy.« Flame strich ihr das Haar aus dem Gesicht. »Sieh dir diese Hütte an. Sie brennt gerade ab. Carl, James und Vicq sind tot. Es wird nichts mehr da sein, was man jemandem zeigen könnte. Erzähl mir von Saunders. Bist du sicher, dass er der Boss war?«
Joy nickte mehrfach. »Alle schienen sich ein wenig vor ihm zu fürchten. Er und Carl sind irgendwie miteinander verwandt. Sie haben Vicq engagiert, um mich zu bewachen und mich …« Sie schluchzte erneut, und diesmal klang es hysterischer. Sie brauchte ein paar Minuten, um sich wieder zu fangen. »Gefügiger zu machen. Mich auszubilden. Das hat Saunders gesagt. Er hat mich oft gewürgt, bis ich keine Luft mehr bekam, während er mich vergewaltigt hat. Ich glaube, so ist Francine gestorben. Carl und Saunders haben ihn mehrfach darauf hingewiesen, dass er mich nicht töten soll.«
Flame rieb ihr den Rücken, weil sie den Körperkontakt nicht abreißen lassen wollte. Ihr war aufgefallen, dass Joy den Trost ihrer Berührungen zu brauchen schien. »Nonny, die Großmutter von Raoul und Wyatt, war es, die uns auf diese Gegend hingewiesen hat. Du hast Fotos von der Lichtung gemacht.«
»James hatte mich zu einem Picknick hierher gebracht. Jetzt weiß ich, dass er vorhatte, mich zu dem Zeitpunkt zu entführen und mich Vicq zu übergeben.«
»Warum hat er es nicht getan?«
»Ein paar Fallensteller, die ich kannte, sind vorbeigekommen. Sie sind mit meinen Brüdern befreundet, und sie haben sich mit mir unterhalten.«
»Ja, natürlich«, sagte Flame. »James muss befürchtet haben, sie könnten ihn als den letzten Mann identifizieren, mit dem du gesehen wurdest, hier draußen und allein mit ihm. Das kann ihm nicht recht gewesen sein. Diese Fotos waren eine große Hilfe, Joy.«
Joy drehte sich um und sah sie zum ersten Mal an. »Was soll ich bloß tun?«
»Leben. Tag für Tag. Deine Wunden heilen. Tag für Tag. Du hast eine wunderbare Familie und ganz erstaunliche Freunde. Du bist klug genug, um zu wissen, dass nicht alle Männer so sind wie Vicq und die anderen. Es wird nicht leicht sein, und du wirst Hilfe brauchen, aber du wirst eine Möglichkeit finden, ein glückliches Leben zu führen. Ich weiß, dass es dir gelingen wird.«
Joy erschauerte. »Ich will nur das Gesicht meiner Mutter wiedersehen. Ich habe gebetet, dass ich ihr Gesicht wiedersehen darf.«
»Du wirst es wiedersehen. Wyatt ist jetzt hier. Wir müssen dich zum Sumpfboot bringen, damit wir dich ins Krankenhaus transportieren können. Jemand muss dich tragen. Raoul oder Wyatt?«
»Wyatt Fontenot ist hier?« Ihre Stimme erhob sich zu einem lang gezogenen Klagelaut. Sie zog die Unterlippe zwischen ihre Zähne und ließ den Laut abreißen. »Er weiß, was hier vorgegangen ist? Wie kann ich ihm ins Gesicht sehen? Ich will nicht, dass er mich so sieht.«
»Wyatt hat unermüdlich nach dir gesucht. Er hat dich keinen Moment lang aufgegeben. Ja, er weiß, was
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