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Tanz der Sinne

Tanz der Sinne

Titel: Tanz der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Entrinnen gab, daß er ihrer mörderischen Wut hilflos ausgeliefert war.
    Bevor sie ihrem Verlangen nachgeben konnte, wirbelte sie herum und floh aus dem Verlies.

Kapitel 20
    Kit erwachte mit einem erstickten Schrei. Ihre Finger waren verkrampft. Entsetzt sah sie sie im Licht der Morgendämmerung an. Sie erwartete fast, den Abdruck eines ledernen Riemens in ihrem Fleisch zu entdecken, aber ihre Hände waren leer. Sie hatte niemanden ermordet. Es war nur ein neuer Alptraum gewesen.
    Sie kamen jetzt häufiger, jeder schrecklicher und erschütternder als der vorige, aber heute hatte sie zum erstenmal von Mord geträumt. Sie versuchte, sich an die Einzelheiten zu erinnern, aber sie waren zu entstellt – von Haß? Von Angst?
    Sie stolperte aus ihrem Bett an den Waschtisch und zerbrach die dünne Eisschicht, die sich auf der Oberfläche des Wassers gebildet hatte. Dann badete sie Gesicht und Hände, wie Lady Macbeth in ihrem verzweifelten Bemühen, sich reinzuwaschen.
    Während sie sich das Gesicht abtrocknete, versuchte sie, sich genauer an den Traum zu erinnern, aber sie erkannte nur Bruchstücke, nichts, was sich identifizieren ließ. Sie war angezogen und bürstete ihr Haar, als ein deutliches Bild vor ihr auftauchte. Das einer unanständig bekleideten Frau, die den nackten Körper eines Mannes auspeitschte.
    Es dauerte einen Moment, bevor sie merkte, daß sie keine wirklichen Menschen sah, sondern mechanische Figuren. Sie waren in allen Einzelheiten ausgearbeitet, bis hin zu den roten Streifen auf des Mannes Rücken. Eine klingelnde Barockmelodie begleitete das rhythmische Auf und Ab der Peitsche. Sie sah eine Spieluhr vor sich – eine obszöne, raffinierte Spieluhr, vor der ihr graute.
    Strathmore machte solche Dinge. Konnte ein Mann, der Purzelbaumschlagende Pinguine konstruierte, auch ein derart abstoßendes Spielzeug ersinnen? Sie sagte sich, daß es noch andere Männer mit dieser Fähigkeit gab, aber Lucien war der einzige, den sie kannte, und er war ein Höllenhund und daher verdächtig.
    Mehr als einmal war sie versucht gewesen, ihm die Wahrheit zu sagen und ihn um Hilfe zu bitten.
    Er würde viel besser wissen, wie sie zum Ziel kommen konnte als sie. Die Vision war eine Mahnung, daß sie ihm nicht trauen durfte, egal, wie sehr sie es sich wünschte.
    Das Klopfen an der Wohnungstür war eine Erlösung. Das würde Henry Jones sein, der sie gestern brieflich um diese frühe Zusammenkunft gebeten hatte. Hastig öffnete sie die Tür. »Haben Sie irgend etwas herausgefunden?«
    »Sie haben Glück, Mädel. Fast all Ihre Freunde von den Höllenhunden verbringen demnächst ein paar Tage auf Mace’s Schloß, Blackwell Abbey.«
    Sie nahm ihm den Umhang ab. »Ist es eins von den Treffen, wo nur Männer zugelassen sind?«
    »Diesmal nicht. Es ist Tradition bei den Harfords, kurz vor Weihnachten einen Maskenball zu geben.
    Um ihren Nachbarn zu zeigen, wieviel Geld sie haben, schätz’ ich. Fast der ganze Landkreis ist eingeladen. Blackwell Abbey ist riesig, es gibt bestimmt Hunderte von Gästen und noch mehr Diener.«

    Er setzte sich mit einem tiefen Seufzer und nahm eine dampfende Tasse Tee entgegen. »Vielen Dank, Mädel, ’s gibt nichts Besseres als Tee, wenn man die ganze Nacht unterwegs war.«
    Sie schenkte sich selbst eine Tasse ein und setzte sich zu ihm. »Es dürfte kein Problem sein, sich unter die Gäste zu mischen.«
    Trübselig sagte er: »Verraten Sie mir, was Sie vorhaben?«
    »Ich bin fast sicher, daß Roderick Harford mein Mann ist. Wenn ich ihn noch einmal sehen kann, weiß ich es genau.«
    »Warum klopfen Sie nicht einfach bei Harford an und fragen ihn geradeheraus, ob er der ist, den Sie suchen?« fragte Henry mit beißendem Spott.
    »Ich habe daran gedacht, aber ich glaube, das wäre keine gute Idee«, sagte sie vollkommen ernsthaft. »Es wäre gefährlich, ihn auf meinen Verdacht aufmerksam zu machen, und das nicht nur für mich.«
    Jones begann, mit seiner Tasse zu spielen.
    »Inzwischen sind Wochen vergangen. Haben Sie daran gedacht, daß es vielleicht zu spät ist?«
    »Es ist nicht zu spät!« rief sie hitzig. »Das weiß ich genau.«
    Aber als sie an ihren Traum zurückdachte, wußte sie mit schrecklicher Gewißheit, daß die Zeit knapp wurde.
    Kit war inzwischen eine Expertin in der Kunst, in die Behausungen der Reichen und Berühmten einzudringen, aber dieses Mal waren ihre Fähigkeiten nicht vonnöten. Aus ihrem Versteck in einem kleinen Pavillon beobachtete sie die wirbelnden Gestalten

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