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Tempus (German Edition)

Tempus (German Edition)

Titel: Tempus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maud Schwarz
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endlich glücklich. Lucius hat daher beschlossen, nicht einzugreifen, sondern zu warten.«
    »Worauf?«, fragte ich und kniff die Augen zusammen.
    »Guck nicht so! Davon bekommst du nur Falten, und dann mag dich Marcius nicht mehr leiden«, wies sie mich zurecht.
    Ich schnaubte verächtlich und fragte erneut: »Worauf wartet Lucius?«
    »Darauf, dass es sich mit der Zeit von allein erledigt.« Sie machte ein zerknirschtes Gesicht. »Bitte, sei mir nicht böse!«
    »Warum sollte ich? Du kannst ja nichts dafür«, antwortete ich. Das sagte mir auch mein Verstand. Mein Herz aber grollte. Dabei war Filippa nur die Überbringerin einer Nachricht gewesen, die erwartungsgemäß ausgefallen war.

Versteckspiele

    Filippas Worte nagten noch lange an mir. Immer wieder musste ich über sie nachdenken. Ob sich unsere Liebe wirklich von allein erledigen würde? Das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Andererseits: Nichts währte ewig. Das wusste ich aus eigener Erfahrung nur zu gut.
    »Mach dich nicht verrückt und lass dir nichts einreden«, schimpfte ich halblaut mit mir selbst.
    »Mit wem sprichst du?« Marcius trat aus dem Schatten eines mächtigen, thronartigen Sessels hervor, wo er mir aufgelauert hatte. Er wusste, dass ich um diese Zeit meist auf dem Weg zur Küche war.
    »Nur mit mir selbst, dann widerspricht mir wenigstens niemand«, grinste ich leicht verlegen.
    »Aha!« Er grinste ebenfalls. Sein Kopf kam meinem näher und näher. Ein klapperndes Geräusch, das aus der Küche stammte, ließ uns auseinanderfahren.
    »Komm, wir verschwinden!« Marcius guckte prüfend in alle Richtungen, nahm mich an die Hand und eilte los.
    »Wohin? In den kleinen Garten?«
    »Nein, in mein Zimmer«, sagte er mit einem Anflug von Trotz.
    »Ich dachte, wir wollten vorsichtig sein. Wir sollten deinen Vater nicht provozieren. In deinem Zimmer sehen sie bestimmt zuerst nach, wenn dich einer sucht«, gab ich zu bedenken.
    »Stimmt. Dann irgendein anderes Zimmer. Es muss doch in diesem verdammten Haus einen Ort geben, wo wir mal ungestört sind.« Er bog kurz entschlossen in den Gang ab, der zur Bibliothek führte. Hinter jedem Mauervorsprung und jeder Säule, an der wir vorbeikamen, gingen wir für einen Moment in Deckung.
    »Willst du zur Bibliothek?«, flüsterte ich.
    »Ja.«
    »Aber das Arbeitszimmer deines Vaters liegt gleich daneben.«
    »Hast du eine bessere Idee?« Er klang etwas gereizt.
    »Nein.«
    »Na also.«
    Wir huschten weiter zur nächsten dunklen Nische. Kurz vor Lucius’ Arbeitszimmer, das wir passieren mussten, blieben wir stehen. Marcius lauschte angestrengt, dann wisperte er: »Jetzt!«
    Mit einem Pochen in der Brust schlich ich am Eingang von Lucius’ Zimmer vorbei, in dem ein Licht brannte. Meine Hand, die Marcius noch immer festhielt, fühlte sich feucht an. Am liebsten hätte ich sie mir an meiner Tunika abgewischt, aber dafür hätte ich mich aus Marcius’ festem Griff befreien müssen, und ich wollte unbedingt jede unnötige Bewegung und jedes Geräusch vermeiden.
    Ich unterdrückte ein nervöses Kichern, als wir endlich die Bibliothek erreichten. Geschafft! Marcius ließ meine Hand eine Spur zu abrupt los. Erst jetzt bemerkte ich Kleon, der sich im Halbdunkeln über den Tisch mit meiner angefangenen Abschrift beugte.
    Sämtliches Blut rauschte aus meinem Kopf in meine Füße. Bei Marcius war es anscheinend genau umgekehrt. Er räusperte sich vernehmlich, und auf sein eben noch glühendes Gesicht trat der kühle Ausdruck von Ich-bin-ein-Senatorensohn.
    Kleon richtete sich langsam auf. »Die Tinte geht zur Neige. Ich werde veranlassen, dass neue gebracht wird«, sagte er derart gelassen, dass ich mir sicher war, dass er uns hatte kommen hören.
    »Sehr gut! Und du Elina, kommst jetzt hoffentlich allein zurecht. Wenn du Fragen hast oder dich mal wieder verläufst, wende dich jederzeit an mich. – Oder an Kleon. Er hilft dir gern.« Marcius blickte Kleon herausfordernd an. Im Hinausgehen, sodass Kleon es nicht sehen konnte, zwinkerte Marcius mir zu. Bedauernd, aber auch ein bisschen spitzbübisch.

Der Fluch der Bäume

    Voller Vorfreude lief ich zum Pferdestall, wo ich mit Marcius zur blauen Stunde verabredet war. Das war die Zeit kurz bevor das Tageslicht gänzlich verschwand und die Welt in bläuliche Farbe getunkt wurde. Hoffentlich kam uns nicht wieder jemand in die Quere! Neulich war es Kleon gewesen und gestern Neilos. An manchen Tagen war es wirklich wie verhext.
    Ehe ich das schummerige

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