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Terror: Thriller (German Edition)

Terror: Thriller (German Edition)

Titel: Terror: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Maurer
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zurücksinken und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen.
    Schließlich sagte sie zu Anna: »Ich lass dich jetzt einen Moment allein. Aber ich komme auf jeden Fall wieder. Bleib so lange hier oben sitzen, okay?« Als Anna immer noch nicht reagierte, legte Carla ihr die Hand auf die Schulter, eine Geste zwischen tröstender Umarmung und freundschaftlicher Aufmunterung. Sie spürte Annas Schulterblatt durch den dünnen Stoff des Nachthemdes. Die Haut darüber schien zum Zerreißen gespannt.

    Als sie aus der Kirche trat, hatte ein feiner Nieselregen eingesetzt. Sie sah sich um. Der Kirchplatz vor ihr war leer. Das Kopfsteinpflaster unter ihren Füßen glänzte vor Feuchtigkeit. Carla hastete über den Kirchplatz auf den Torbogen zu, der zur Hauptstraße von Pieve führte. Dort waren die Geschäfte. War es richtig, was sie tat? Der Carabiniere mit den grauen Augen wollte Anna haben, warum auch immer. Oder interpretierte sie das falsch? Steigerte sie sich in etwas hinein? Ein Hund kam ihr entgegen. Er trottete mit eingezogenem Schwanz über die Pflastersteine. Weit und breit war kein Mensch, zu dem er gehörte. Der Regen wurde stärker.
    Die Arkadengänge des Corso Mario Ponzoni spendeten Schutz. Rechts war eine Tierhandlung, auf der anderen Straßenseite ein Supermarkt. Carla wandte sich nach links. Es herrschte Betrieb unter den Arkaden. Carla warf einen Blick auf ihre Armbanduhr: 18:07 Uhr. Die Geschäfte würden noch eine Stunde lang geöffnet sein. Die Menschen schienen unendlich viel Zeit zu haben. Alte Damen schlenderten, blieben stehen, plauderten. Kaugummi kauende Teenagermädels hatten einander untergehakt und zogen Parfümwolken hinter sich her. Carla entdeckte ein Schuhgeschäft. Ihr Blick flog über die Auslage. Welche Schuhgröße Anna wohl hatte? Sie hätte sie fragen sollen. Als sie die Tür des Ladens öffnete, ertönte eine Klingel. Wie und wo könnte sie Anna in Sicherheit bringen? Sie brauchte einen Plan. So schnell wie möglich. Die Verkäuferin kniete auf dem Boden und half gerade einer älteren Dame in den Schuh.
    »Bin gleich bei Ihnen«, rief sie Carla zu, wurde aber sofort wieder von der Dame in Beschlag genommen, die von einer Beerdigung im Regen erzählte, bei der alles im Schlamm versunken war. Carla holte ein Paar goldener Turnschuhe Größe einunddreißig aus der Schaufensterauslage. Sie waren mit Perlen und Schmetterlingen aus Plastik besetzt und glitzerten und funkelten, aber sie sahen bequem aus.
    »Was kosten die?«, fragte sie die Verkäuferin.
    »Fünfundzwanzig Euro. Komme sofort!«
    Carla zückte ihr Portemonnaie, holte fünfundzwanzig Euro hervor und legte das Geld auf eine Schuhschachtel.
    »Danke. Wiedersehen.«
    Die Türglocke, die Stimme der Verkäuferin, die ihr irgendetwas hinterherrief. Ein Motorroller knatterte über das Kopfsteinpflaster. Carla stopfte die Kinderschuhe in ihre Jackentasche. Sie brauchte einen Plan.
    Das einzige Bekleidungsgeschäft in den Arkaden, das Kinderkleider führte, war eine sündhaft teure Boutique. Egal, sie durfte keine Zeit verlieren. Unterwäsche, Socken. Anna musste etwas Warmes zum Anziehen bekommen, sie wussten nicht, wo sie die Nacht verbringen würden. Sie entschied sich für eine Jeans, einen Kapuzenpulli und eine Windjacke. Die Größe kam einigermaßen hin. Hoffentlich. Ungeduldig beobachtete sie die Verkäuferin, die in aller Seelenruhe die Ware über den Scanner zog.
    »234,80 Euro.« Die Verkäuferin kaute Kaugummi.
    So viel Geld für so kleine Sachen, dachte Carla und legte ihre Kreditkarte auf den Verkaufstresen. Aber das war alles egal, sie musste nur Anna aus diesem Ort herausbekommen. Aber wie und wohin?
    »Entschuldigen Sie«, die Stimme der Verkäuferin klang ehrlich bedauernd, »Ihre Karte funktioniert nicht. Haben Sie vielleicht die falsche Geheimzahl …?«
    Hatte sie nicht, Carla war sicher, die richtige Geheimzahl eingegeben zu haben. Und sie war auch sicher, dass ihr Konto gedeckt war.
    »Es liegt bestimmt am Gerät.« Die Verkäuferin lächelte charmant. »Das ist heute schon ein paarmal passiert. Bitte probieren Sie’s noch einmal.«
    Aber Carla ahnte, dass die Karte auch beim nächsten Versuch nicht funktionieren würde, und vor allem: Sie hatte keine Zeit, es darauf ankommen zu lassen. Und sie hatte keine Zeit zu diskutieren. Sie nahm der Verkäuferin Einkaufstüte und Bankkarte aus der Hand.
    »Sie bekommen Ihr Geld, ich versprech’s Ihnen.« Damit eilte sie aus dem Laden.
    Sie wandte sich nach links, begann zu

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