Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
zwei Wochen.«
»Waren Sie schon in seinem Zimmer?« Als Wendy den Kopf schüttelte, sagte Marge: »Wäre es möglich, dass ich mich mal dort umsehe? Wir suchen immer noch nach einem Grund … wir alle. Es wäre hilfreich, wenn ich Gregorys Laptop mit aufs Revier nehmen und seine Daten gründlich untersuchen könnte.«
Wendy wirkte nervös. »Vielleicht sollte ich darüber zuerst mit meinem Mann reden.«
»Selbstverständlich.« Marge wartete kurz ab. »Haben Sie sich Gregorys Laptop angesehen?«
Wieder schüttelte sie den Kopf.
»Kennen Sie seinen Benutzernamen und sein Passwort?«
»Ich kenne seinen Benutzernamen. Sein Passwort wusste ich mal, aber ich glaube, er hat es geändert.«
»Wir könnten ja in sein Zimmer gehen und nachschauen, ob Ihr Passwort funktioniert?« Wendy kaute an ihrem Daumennagel herum. Marge sagte: »Oder kann ich seinen Laptop herholen, wenn Sie noch nicht so weit sind, das Zimmer zu betreten?«
»Ich sollte wirklich zuerst mit meinem Mann darüber reden.«
»Wann immer es Ihnen passt«, sagte Marge. »Ich weiß, dass Sie daran interessiert sind, den Grund herauszufinden –«
»Da bin ich mir nicht mehr ganz sicher.« Sie atmete tief ein und ganz langsam wieder aus. »Was macht es denn für einen Unterschied? Es bringt ihn auch nicht zurück.« Dicke Tränen liefen über ihre Wangen. »Vielleicht wäre es das Beste, einfach loszulassen.«
»Was immer Ihrer Meinung nach das Beste für Sie ist.« Marge bot der Frau noch einmal ihre Karte an, und sie nahm sie entgegen. »Rufen Sie mich an, wenn Sie Ihre Meinung geändert haben.«
Die Frau stand auf, und ihr sorgenvoller Blick traf den von Marge. »Danke für Ihren Besuch.«
»Keine Ursache.« Marge zögerte, beschloss dann aber, die Frage einfach zu stellen: »Wie ich hörte, wurde das Filmen mit der Videokamera zu Gregs Lieblingshobby. Interessierte er sich fürs Filmemachen?«
»Gregory war immer derjenige, der bei Familienfeiern filmte«, sagte Wendy.
»Also interessierte ihn das Thema schon lange.«
Wendy schwieg.
»Reine Neugier«, sagte Marge. »Rufen Sie mich an, wenn Sie etwas brauchen.«
Als die Frau immer noch nichts sagte, drehte Marge sich um und fand alleine den Weg hinaus.
10
Rina liebte die Ruhe am Morgen des Schabbes , wenn die Nachbarschaft befreit war von Baustellenlärm und Laubbläsern. Durchs Küchenfenster hörte sie tatsächlich Vogelgezwitscher. Im letzten Jahr hatte es ein Finkennest in einem ihrer Büsche gegeben. Mehrmals am Tag hatte sie das Gekreische vernommen, wenn die Eltern zur Fütterung ihrer Jungen zurückgekehrt waren. Essen kam an erster Stelle, und mit einer großen Familie drehte sich ein Großteil ihres Lebens um Mahlzeiten.
Sie war seit acht Uhr für die Schul angezogen, aber Peter trödelte herum. Also ließ sie sich am Küchentisch nieder, trank einen Kaffee und las Zeitung – ein seltener Moment ganz eigener Zeit, der sich prompt als ein kurzer erweisen sollte. Gabe kam in die Küche, in einem schwarzen langärmeligen T-Shirt, Jeans und Turnschuhen. Hinter seiner randlosen Brille lagen müde grüne Augen.
»Hey«, sagte er.
»Du bist früh auf.«
»Ja, ich dachte, ich erledige ein paar unerledigte Dinge und nutze den Morgen.«
»Möchtest du frühstücken?«
»Ja, wäre vermutlich nicht schlecht.« Der Junge holte sich einen Becher aus dem Schrank und goss sich einen Fertigkaffee auf. Er fühlte sich jetzt wohl heimisch genug, um Schranktüren zu öffnen und den Kühlschrank zu plündern, ohne um Erlaubnis zu fragen. Er mischte sich eine Schale Müsli an und begann damit, sich das Essen in den Mund zu schaufeln.
»Wir essen heute zu Hause zu Mittag, falls du Lust hast.«
»Danke, aber ich hab was vor.« Er sah sie an. »Ein Typ, den ich kenne, gibt heute ein Klavierkonzert an der SC . Ich dachte, ich unterstütze ihn.«
»Das ist sehr nett von dir. Ist er gut?«
»Sehr gut.« Gabe lächelte sie schräg an. »Nicht so gut wie ich.«
»Das versteht sich von selbst.« Sie erwiderte das Lächeln. »Wann fängt das Konzert an?«
»Um drei. Aber um pünktlich da zu sein, muss ich den Bus um eins nehmen, also zieh ich hier gegen halb eins los.«
»Tut mir leid, dass ich dich nicht hinfahren kann.«
»Kein Problem. Es macht mir nichts aus, zu Fuß zu gehen. Wenn ich nicht ständig zu Bushaltestellen laufen würde, hätte ich überhaupt keine Bewegung mehr.«
»Wir haben ein Laufband.«
»Du meinst wohl eher eine Tretmühle – passt zu meinem Leben.«
»Armer Gabe«,
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