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Teuflische Schwester

Teuflische Schwester

Titel: Teuflische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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hatte ihr Vater nach dem Film gesagt? »Schade, daß
wir Melissa nicht mitgenommen haben. Sie liebt solche
Filme. Sie machen ihr zwar eine Heidenangst, aber sie
findet sie toll.«
Melissa.
     
Selbst wenn er mit ihr zusammen war, dachte ihr Vater
nur immer an Melissa.
    Beim Einschlafen stand für Teri fest, daß Melissa ihr
allmählich genauso verhaßt wurde wie ihre Mutter und ihr
Stiefvater.
Es war ein Kinderspiel gewesen, sie loszuwerden.
Bei Melissa würde es noch einfacher werden.
D’Arcy würde ihr dabei helfen. Teri wußte ja jetzt, wer
    sie war und woher sie kam.
Sie war niemand und lebte nirgendwo.
Nirgendwo, außer in Melissas Einbildung.
Aber das genügte. Solange Melissa sie für wirklich hielt,
genügte das vollauf.

10
»Daddy?«
    Es war am nächsten Nachmittag. Charles Holloway
wollte gerade das Haus verlassen, weil er zum Flughafen
mußte. Melissas Stimme ließ ihn noch einmal in den
ersten Stock hinaufschauen. Sie stand unschlüssig auf dem
Treppenabsatz.
    »Mu-mußt du wirklich weg?« fragte sie mit bebender
Stimme.
Charles breitete lächelnd die Arme aus. Wie ein Blitz
kam sie die Treppe heruntergeschossen und warf sich ihm
um den Hals. »Bleib doch da«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
»Kann nicht jemand anderes diese Sache da für dich
erledigen? Bitte.«
Charles machte sich sanft los. »Das wäre mir auch am
liebsten«, gestand er. »Aber das kann wirklich nur ich
erledigen. Ich muß da tausend Sachen für Teri
unterschreiben. Wenn ich jetzt nicht hinfahre, haben wir
einen ewigen Papierkrieg am Hals, und am Ende muß ich
dann doch alles persönlich regeln. Das wäre dir doch
sicher auch nicht recht, oder?«
Melissa schüttelte seufzend den Kopf. Als ihr Vater mit
den Fingern durch ihr kurzes Haar fuhr, wich sie einen
Schritt zurück.
»Hey!« protestierte er. »Wohin gehst du?«
»Du lachst mich doch nur aus«, sagte Melissa
vorwurfsvoll.
»Überhaupt nicht!« verteidigte sich Charles und zog sie
wieder an sich. »Du gefällst mir mit dem kurzen Haar. Du
siehst überwältigend aus.«
Melissa musterte ihn zweifelnd von unten. In seinen
Augen entdeckte sie nur das vertraute warme Funkeln, mit
dem er sie immer ansah. »Gefällt es dir wirklich?« fragte
sie wehmütig. »Oder sagst du es nur, um mich zu
trösten?«
»Du weißt doch, daß ich dich nie anlügen würde. Wenn
es wie Stroh aussehen würde, würde ich es dir nicht
verschweigen.« Er legte den Kopf schief, und in seinen
Augen blitzte der Schalk auf. »Wenn ich es mir recht
überlege«, fuhr er neckisch fort, »könnte es durchaus wie
Stroh aussehen. Du brauchtest es nur zu bleichen.« Er
wich geschickt Melissas Hieb aus, dann schloß er sie noch
einmal in die Arme. »Weißt du was? Ich bring’ dir eine
Überraschung mit, einverstanden?«
»Was denn?«
»Wenn ich es dir sagen würde, wäre es ja keine
Überraschung mehr.«
Plötzlich meldete sich von oben eine Stimme. »Und was
ist mit mir?« rief Teri. »Bringst du mir auch was mit?«
Ohne Melissa loszulassen, lächelte Charles zu Teri
hinauf. »Aber sicher!« rief er. »Willst du nicht auch
runterkommen und deinem Vater einen Kuß geben?«
Zögernd, fast ängstlich, kam Teri die Treppe herunter.
»Ich … ich wollte euch nicht stören«, murmelte sie.
Charles legte den freien Arm um seine älteste Tochter.
»Keine Angst!« rief er. »Zwei Töchter, zwei Arme. Für
jede einen.« Dann nahm seine Stimme einen etwas
ernsteren Tonfall an. »Es wird schon gutgehen. Und in ein
paar Tagen bin ich ja wieder da. Alles klar?«
Melissa nickte, sagte aber nichts. Vielleicht hat er ja
recht, sinnierte sie zwei Minuten später, als sein Wagen in
der Kurve verschwand. Vielleicht geht jetzt mit Teri
wirklich alles gut.
    Der Sand unter Melissa kühlte schnell ab. Über die Bucht
senkte sich die Nacht. Melissa saß vor dem Feuer, den
Kopf gegen einen Baumstamm gelehnt. Erleichtert stellte
sie fest, daß Bretts Party gar nicht so schlimm war wie
befürchtet, ja daß sie sich sogar wohl fühlte. Die ersten
Minuten waren natürlich entsetzlich gewesen. Als sie von
weitem die vielen Leute am Strand gesehen hatte, wäre sie
am liebsten auf der Stelle umgekehrt. Aber als ob sie ihre
plötzliche Panik gespürt hätte, hatte Teri sie bei der Hand
genommen und sie aufgemuntert. »Komm schon. Es wird
ein toller Abend. Mach dir einfach keine Gedanken.«
    Teri hatte recht behalten. Wenn überhaupt jemandem
aufgefallen war, daß ihre Kleider nicht richtig paßten, so

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