THARKARÚN – Krieger der Nacht
würde zu gerne wissen, wie die Lage in Shilkar ist! Hoffentlich kommt bald eine Botschaft von dort, die uns sagt, welche Strategie wir verfolgen sollen. Ich werde keinen Boten zum Saal im Wald schicken, um ihnen zu sagen, dass unser Heer hier nichts ausrichten kann, ohne dass die eigentlichen Heerführer in unserem Quadranten darüber Bescheid wissen.«
»Eine weise Entscheidung.«
Schweigend gingen sie weiter, der Tag neigte sich dem Ende zu. Was würde die nächste Nacht bringen? Alfargus hätte alles darum gegeben, jetzt die Zeit anhalten zu können, und er wusste, dass Elirion wenigstens in diesem Fall seiner Meinung war. Er blieb an einer Ecke der Festungsmauer stehen. Unter ihnen breitete sich die graue Ebene von Carith Shehon aus.
»Deine beiden Leibwächter, das sind Zauberer, oder?«, fragte der Elbe unvermittelt. »Also, ich mag diesen Ombrier, den mit dem unaussprechlichen Namen. Er wirkt in sich gekehrt, sagt wenig, aber handelt, wenn es darauf ankommt. Man hört ja so einiges über die Leute aus Ombra. Und der andere?«
Elirion blieb neben ihm stehen und verschränkte die Arme. »Du meinst Herg«, antwortete er leise. »Deine Frage überrascht mich nicht: Irgendwann fällt er jedem auf. Ich antworte auf diese Frage immer: Er ist für meine Sicherheit zuständig. Doch wenn du mir wirklich so ähnlich bist, wie ich annehme, wirst du dich damit sicher nicht zufriedengeben. Na gut, ich will dir eines der großen Geheimnisse der Menschen erzählen. «
»Ich höre!« Alfargus wirkte angespannt, schaute aber den anderen Prinzen nicht an. Seine Augen schweiften in die Ferne, auch wenn sie wahrscheinlich überhaupt nichts wahrnahmen.
Elirion lehnte sich an die Mauer und schaute der schwarzen Flagge zu, die am einzigen Fahnenmast der Festung flatterte.
»Herg ist ein Ritter der Finsternis«, begann er stockend, als müsse er seine Erinnerungen selbst erst wiederfinden. »Du kennst doch den Orden der Ritter der Finsternis, oder? Eine Gruppe von kriegerischen Mönchen, die im Tempel auf dem Berg der zwölf Götter im Reich der Menschen leben. Es heißt, der Orden sei von Kentar selbst gegründet worden, als er durch die Welt irrte und für seine Verfehlungen Buße tun wollte. Herg war Novize in einer Kompanie des Ritterordens, der zwölften, um genau zu sein. Doch er hat die höheren Weihen nicht empfangen, er hat den Orden vorzeitig verlassen, ich glaube nicht, dass es ihm dort besonders gefallen hat. Da er nirgendwo anders bleiben konnte, wurde Herg an den Königshof zurückgeschickt. Er ist schließlich der Bruder meines Vaters, musst du wissen. «
»Versuche nicht, mich für dumm zu verkaufen!«, erwiderte Alfargus. »Dein Vater hat keinen Bruder.«
»Besser gesagt: Er sollte keinen haben«, berichtigte ihn Elirion. »Aber Könige haben viele Frauen in ihrer Umgebung und eines Tages kam eine von ihnen an den Hof und präsentierte einen Sohn. Natürlich war er dort unerwünscht, und um ihn wieder loszuwerden, entschied man, ihn dem Ritterorden anzuvertrauen, denn von dort dringen nur wenige Nachrichten in die übrige Welt. Aber da er dort nicht bleiben wollte, kam er an den Königshof zurück, um den König um Obdach zu bitten. Daraufhin wies mein Vater ihn mir als Leibwächter zu. Er ist zwar kein richtiger Zauberer, aber manchmal tut er geheimnisvolle Dinge: Er verschwindet urplötzlich und taucht genauso schnell an anderer Stelle wieder auf, so was in der Art. Im Allgemeinen kann ich mich auf ihn verlassen. Er verlangt nicht viel, außer, dass ich ihm freie Hand gebe.«
»Sein Name klingt jedenfalls eigenartig.« Während Alfargus das sagte, beobachtete er aus dem Augenwinkel, wie eine
Goblintruppe unter Schlachtgesängen in die Festung zurückkehrte.
»Herg meinst du?« Elirion zögerte. »Für einen Elben wahrscheinlich schon. Aber das ist nicht sein Name, nicht sein richtiger jedenfalls. Auch wenn es dir absurd vorkommen mag: Ich habe keine Ahnung, wie er wirklich heißt. Herg passt einfach zu ihm.«
Das Tor schloss sich hinter den Goblins, und Alfargus hörte, wie sie ihr Lied im Hof weitersangen. »Warum? Was bedeutet der Name?«
»Schatten.« Elirion hatte sich zu ihm umgewandt und schaute ihn halb ernst, halb belustigt an. »Klingt ziemlich witzig, was? Man könnte es für einen schlechten Scherz halten, aber er hat sich den Namen selbst ausgesucht. Herg, der Schatten.«
Aus der Ferne hörte man leises Donnergrollen. Es sah zwar nicht nach Regen aus, doch das Wetter im Norden war
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