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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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berühmt für seine Unbeständigkeit, und womöglich zog in der Nähe ein Gewitter vorbei.
    Alfargus atmete tief die feuchte Luft ein. Die Nacht kam unaufhaltsam näher. »Vielleicht ist er genau das, was uns fehlt«, sagte er nachdenklich. »Vielleicht müssen wir selbst zu Schatten werden, um gegen diese Schattenwesen Erfolg zu haben.«
    Elirion sagte nichts. Einige Minuten vergingen und beide lauschten sie dem dumpfen Donnergrollen in der Ferne. Dann brachte ein viel näheres, deutlicheres Geräusch Alfargus in die Wirklichkeit zurück: schnelle Schritte, die die Steintreppe zur Festungsmauer heraufeilten. Er richtete sich auf, um nachzusehen, wem die Schritte gehörten. Es war ein Feensoldat, noch ganz außer Atem.
    »Ein Bote aus Shilkar, Majestäten, er erwartet Euch unten in der Vorhalle.«
    Elirion war erfreut. »Endlich ein Lebenszeichen«, rief er aus, während Alfargus den Soldaten entließ. »Eine Nachricht, egal, ob gut oder schlecht, Hauptsache wir erfahren etwas.«

    Aber Alfargus schüttelte abwägend den Kopf und seine hellen Locken tanzten auf seinen Schultern. »Das würde ich so nicht unterschreiben«, entgegnete er leise. »Nein, das würde ich wirklich nicht.«

ZWANZIG
    T HIX ARNUR VELINAN lief durch den Wald, ihm peitschten immergrüne Zweige ins Gesicht. Er rannte schnell, denn bald, das wusste er, würde man bemerken, dass er geflohen war. Die anderen sieben waren nicht auf den Kopf gefallen und der Magus noch viel weniger. Sich nach seiner Nachtwache während der Ablösung davonzuschleichen, hatte den Einsatz all seiner Fähigkeiten gefordert und noch mehr, dem Magus direkt unter der Nase weg die verzierte Lanze zu stehlen. Aber es gab in allen acht Reichen eben keinen Dieb, der es mit Thix Velinan aufnehmen konnte, und nicht einmal dieser Zwerg Pelcus mit all seiner Technik und seinem Sprengstoff konnte ihm das Wasser reichen.
    Der Magus schlief ganz allein in dem ersten großen Zelt. Tatsächlich wusste Thix nicht einmal genau, ob er das auch wirklich tat. Er konnte sich nicht recht vorstellen, dass der Abgesandte der Götter in tiefen Schlaf versank, und hatte sich in diesen Tagen öfter den Kopf darüber zerbrochen, was der wohl nachts wirklich in seinem Zelt machte. Aber als der Elbe die Zeltbahn am Eingang beiseitegeschoben hatte, um nachzusehen – er hatte sich auch eine gute Ausrede zurechtgelegt, falls der Magus wach sein sollte –, lag der mit geschlossenen Augen ausgestreckt auf seiner Matte, starr wie ein Toter, und schien genauso tief zu schlafen wie jeder andere Einwohner der acht Reiche. Die Lanze lehnte in einer Ecke dicht neben ihm.

    Thix war daraufhin vorsichtig ins Zelt geschlichen und hatte sie an sich genommen; aus irgendeinem Grund hatte er vorher geglaubt, sie müsse schrecklich schwer sein, stattdessen wunderte er sich jetzt, wie leicht sie war. Vielleicht war der Griff ja hohl. Andererseits war das auch nicht wichtig – er stahl diese Waffe sicher nicht wegen ihres materiellen Wertes, sondern wegen ihrer unglaublichen Zauberkraft. Thix wusste, dass der Stab eines Zauberers aus dem Holz von dessen Bruderbaum gemacht war und daher nur von dem Magier selbst benutzt werden konnte, doch diese Lanze war aus Metall und vielleicht galt diese Regel deshalb nicht für sie.
    Sobald er auch nur einige grundsätzliche Kenntnisse in Zauberkunst erlangt hätte, würde er ihre enormen Möglichkeiten nutzen können, da war er sich ganz sicher. Er hatte sich auf dieses Abenteuer bloß eingelassen, um an Macht zu kommen, die er vorher nicht besaß. Die anderen konnten ja ohne ihn weiterziehen, wenn sie wollten. Er vermutete sogar, dass der Magus sich mit seinen geheimen Kräften eine neue Lanze verschaffen konnte. Man würde ihn sicher nicht vermissen, und er würde schon dafür sorgen, dass er nicht gefunden wurde.
    Thix schaute sich hastig um. Er suchte den besten Weg, um eventuelle Verfolger abzuschütteln. Der Morgen war noch nicht angebrochen, in den Lücken zwischen den dichten Zweigen war hier und da ein Ausschnitt des bereits heller werdenden, von blassen Sternen schwach erleuchteten Nachthimmels zu sehen. Die Schatten des Waldes waren dunkel und undurchdringlich, überall raschelte und knackte es. Ein düsterer Tierlaut irgendwo über ihm ließ ihn zusammenfahren. Er drehte seinen Kopf in diese Richtung, um zu erkennen, wer oder was ihn wohl ausgestoßen hatte, dann schimpfte er sich stumm einen Dummkopf. Es war doch nur ein großer Uhu, der ihn von seinem

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