THARKARÚN – Krieger der Nacht
Kopfes.
»Anscheinend sind wir alle noch aufgewühlt von dem, was wir im Turm miterlebt haben«, begann er so ruhig wie möglich. Er glaubte nicht, Shaka täuschen zu können, denn er war überzeugt, dass der Dämon sofort bemerkt hatte, wie viel ihm das Thema bedeutete.
Shaka nahm einen Zipfel seines Umhangs von der Mauer. »Setz dich«, forderte er Morosilvo auf, und der tat schleunigst wie geheißen. »Du bist heute nicht der Erste, der versucht, von mir eine Erklärung zu erhalten«, sagte er mit seiner durchdringenden Stimme. »Thix Velinan hat es vor einer knappen halben Stunde versucht. Doch ich glaube, er wollte weniger wissen, was geschehen ist, sondern wie man das erreicht. Ich habe ihm gesagt, er soll verschwinden und die ganze Sache vergessen.« Er fuhr mit einer Hand an die Scheide seines Säbels, und Morosilvo spannte sich unverzüglich an, doch dann zog der Dämon seine Hand wieder zurück und legte sie auf sein Knie. »Ich habe allerdings kein Problem damit, es dir zu erzählen. Du weißt, dass du nicht für Magie geschaffen bist, und hast nicht die Absicht, dich damit weiter zu beschäftigen. Eine sehr weise Entscheidung.«
Morosilvo versuchte, nicht geschmeichelt zu wirken. »Weißt du, mein Vater war ein Hexer«, gestand er ihm. »Außerdem wohl auch ein Betrüger, man hat ihn in einem Dorf im Faunenreich umgebracht, nachdem man herausgefunden hatte, dass er Geister beschwor, um dann gegen die Bezahlung von zweihundert Goldstücken diesen Spuk höchstpersönlich wieder zu beenden. Er war allerdings nicht von deinem Orden.«
»Das ist nicht mein Orden«, fuhr Shaka zornig auf. Instinktiv sah Morosilvo nach, ob seine Hand nicht doch wieder an seinem Säbel lag.
»Entschuldige, ich wollte dich nicht beleidigen«, korrigierte er sich eiligst.
»Das war keine Beleidigung.« Shaka zuckte mit den Schultern. »Es ist nur nicht mein Orden, weiter nichts. Ich habe schon seit langer Zeit nichts mehr mit ihm zu schaffen, und mir liegt
sehr daran, dass das auch so bleibt. Auch das habe ich Thix Velinan gesagt.«
Eine der Metallmünzen in seinen Haaren klirrte leicht und sicherheitshalber rückte Morosilvo ein wenig von ihm ab.
»Heute Morgen im Turm«, fuhr Shaka fort, »haben der Magus und Dan Ree etwas Bemerkenswertes zustande gebracht. Ardrachan hatte zu viel Magie in seinem Körper, nicht wahr? Deshalb ist er verrückt geworden. Die beiden haben sie seinem Körper entzogen und in die beiden Klingen der Kurzschwerter gebannt. So ist die Zauberkraft in einem Gegenstand eingeschlossen und der Feenkrieger kann sie kontrollieren.« Er hob skeptisch eine Augenbraue. »Ich stelle mir vor, dass Ardrachan dadurch andere Anfälle vermeiden kann, aber es wird ihn wohl kaum davon abhalten, durch die Lande zu ziehen und zu seinem eigenen Vergnügen Leute abzuschlachten.«
»Und ist das ein Problem?« Jetzt fuhr Morosilvo auf. »Wir haben doch wohl alle einiges auf dem Kerbholz, ein Verbrechen mehr oder weniger wird kaum etwas ausmachen.«
»Nein, wohl kaum.« Shaka stützte sich auf seinen Stab und stand auf, dann zog er sich den Umhang zurecht. »Die Rettung der acht Reiche wird etwas verändern. Deshalb bin ich der Aufforderung des Magus gefolgt, als er mich im Dämonenreich aufsuchte. Und auch wegen des Weißen Steins.« Er warf Morosilvo einen schrägen Blick zu. »Die Magie des Weißen Steins ist stärker als alles, was wir je erlebt haben. Hast du nie darüber nachgedacht? Ich will sie kennenlernen. Dafür riskiere ich viel, denn denk doch nur an die Möglichkeiten, die uns diese Zauberkraft bieten kann! Das lohnt die Mühe!«
»Ich weiß nicht«, sagte Morosilvo leise und vergrub die Hände in die Taschen seines Wamses. »Wenn du willst, kannst du mich gerne einen Feigling nennen, aber das Risiko könnte größer als der Nutzen sein. Ich habe nicht gern mit Dingen zu tun, die ich nicht einschätzen kann.«
Shaka antwortete ihm nicht sofort. Mit seiner bleichen, feingliedrigen
Hand fuhr er sich durch die Haare. »Dann bist du wohl weiser als der gesamte Orden der Schwarzen Hexer«, sagte er schließlich. Für ihn war damit das Gespräch beendet, er schulterte seinen Stab, drehte Morosilvo den Rücken zu und wandte sich mit entschiedenen Schritten zur Festung.
ACHTUNDZWANZIG
E INE ANGENEHME BRISE strich am Nachmittag über Astu Thilia. Über der Elbenhauptstadt lag die friedliche Stille, mit der ein Tag meist zu Ende geht, wenn es noch Nachmittag ist und alles langsam zur Ruhe kommt, auch die
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