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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Jingles tat es ohne Protest und unternahm keinen Fluchtversuch; er huschte so bereitwillig John Coffeys Arm hinauf, wie er auf meine Schulter getreten war. »Wir nehmen uns Urlaub dafür. Nicht wahr, Paul?«
    Ich nickte. Del nickte ebenfalls. Seine Augen glänzten, und die Andeutung eines Lächelns spielte um seine Lippen. »Die Leute zahlen eine Dime, um Mr. Jingles zu sehen. Zwei Cent die Kinder. Ist doch so, oder, Boss’owell?«
    »So ist es, Del.«
    »Sie sind eine gute Mann, Boss’owell«, sagte Del. »Sie auch, Boss Edgecombe. Sie’aben mich manchmal angebrüllt, oui, aber nur, wenn es sein musste. Ihr seid alle gute Männer außer diese Percy. Ich wünsche, ich könnte euch irgendwo wiedersehen. Mauvais temps, mauvais chance. «
    »Ich muss dir etwas sagen, Del«, erklärte ich ihm. »Die Worte, die ich jedem sagen muss, bevor wir gehen. Keine große Sache, aber es gehört zu meinem Job. Okay?«
    »Oui, Monsieur«, sagte er und schaute Mr. Jingles, der auf John Coffeys breiter Schulter hockte, ein letztes Mal an. »Au revoir, mon ami«, sagte er und begann heftiger zu weinen, »Je t’aime, mon petit.« Er warf der Maus eine Kusshand zu. Diese Kusshand hätte lustig oder vielleicht einfach grotesk sein sollen, doch das war sie nicht. Dean starrte von der Gummizelle aus über den Gang und lächelte sonderbar. Ich glaube, er war den Tränen nahe. Ich leierte herunter, was ich sagen musste, und als ich fertig war, trat Delacroix zum letzten Mal aus seiner Zelle.
    »Warte noch einen Augenblick, Boss«, sagte Brutal und überprüfte die rasierte Stelle auf Dels Kopf, wo die Kappe sitzen würde. Er nickte mir zu. »Gut mit Eversharp rasiert. Wir können los.«
    So machte Eduard Delacroix seinen letzten Gang über die Green Mile, und kleine Bäche von Tränen und Schweiß rannen seine Wangen hinab, und Donner grollte in der Nacht. Brutal ging links des Todeskandidaten, ich rechts und Dean hinter ihm.
    Schuster wartete in meinem Büro, und die Wärter Ringgold und Battle standen in den Ecken auf Posten. Schuster blickte auf, als Del eintrat, lächelte und sprach ihn auf Französisch an. Es klang gestelzt für mich, aber es wirkte Wunder. Del erwiderte das Lächeln, ging zu Schuster und umarmte ihn. Ringgold und Battle spannten sich an, aber ich hob die Hände und schüttelte den Kopf.
    Schuster hörte sich Dels Flut von tränenersticktem Französisch an, nickte verständnisvoll und klopfte ihm auf den Rücken. Er schaute mich über die Schulter des kleinen Mannes hinweg an und sagte: »Ich verstehe kaum ein Viertel von dem, was er sagt.«
    »Ich bezweifle, dass es was ausmacht«, knurrte Brutal.
    »Ich auch, mein Sohn«, sagte Schuster und grinste. Er war der Beste von ihnen, und jetzt wird mir klar, dass ich keine Ahnung habe, was aus ihm geworden ist. Ich hoffe, er hat seinen Glauben behalten, was auch immer sonst sich ereignet hat.
    Er forderte Delacroix auf, sich hinzuknien, und faltete die Hände. Delacroix folgte seinem Beispiel.
    »Not’ Père, qui êtes aux cieux«, begann Schuster, und Delacroix sprach mit. Sie beteten das Vaterunser in diesem flüssig klingenden Cajun-Französisch, bis zu »mais déliverez-nous du mal, ainsi soît-il«. Unterdessen waren Dels Tränen versiegt, und er wirkte ruhig. Einige Bibelverse (auf Englisch) folgten, und Schuster versäumte nicht die altbewährte Sache mit dem stillen Wasser. Als das erledigt war, wollte sich Schuster erheben, doch Del hielt ihn am Ärmel fest und sagte etwas auf Französisch. Schuster hörte aufmerksam zu und runzelte die Stirn. Er erwiderte etwas. Del fügte noch etwas hinzu und schaute dann hoffnungsvoll zu ihm hoch.
    Schuster wandte sich mir zu. »Er will noch etwas, Mr. Edgecombe. Ein Gebet, bei dem ich ihm wegen meines Glaubens nicht helfen kann. Ist das in Ordnung?«
    Ich blickte auf die Wanduhr und sah, dass es siebzehn Minuten vor Mitternacht war. »Ja«, sagte ich, »aber es muss schnell gehen. Wir müssen uns an den Zeitplan halten, wissen Sie.«
    »Ja, ich weiß.« Er wandte sich wieder Delacroix zu und nickte.
    Del schloss die Augen, wie um zu beten, doch einen Moment lang sagte er nichts. Er furchte die Stirn, und ich hatte das Gefühl, dass er in der Erinnerung kramte, wie jemand vielleicht in einer kleinen Dachstube nach einem Gegenstand sucht, den er lange, lange Zeit nicht benutzt (oder benötigt) hat. Ich schaute wieder zur Uhr und sagte fast etwas – ich hätte es getan, wenn Brutal mich nicht am Ärmel gezupft und den Kopf

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