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Tier zuliebe

Titel: Tier zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Klaus
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– auch in meinem jetzigen Alter – noch Ekel vor etwas bisher Gewohntem entwickeln kann?
    Ja natürlich. Das geht aber jedem so. Jemand, der sich das Rauchen abgewöhnt hat, der findet auf einmal Tabakrauch ekelig. Auch an Leuten, die er sehr mag, kann er diesen abgestandenen, kalten Zigarettenrauch plötzlich sehr ekelig finden. Und vorher hat der Betreffende jahrelang geraucht und es gar nicht gemerkt.
    Was passiert bei einem neu entstandenen Ekel im Gehirn?
    Also: Das Gefühl von Ekel und die entsprechende Mimik, das hat jeder. Aber dann kommen Auslöser dazu, die angeboren sind, die man aber wegtrainieren kann, und dann gibt es andere, die waren vorher keine Auslöser, können aber plötzlich welche werden. Das hängt von den sozialen Erfahrungen ab. Durch diese Erfahrungen werden an dieses Netzwerk, das den Ekel erzeugt, neue Inhalte angehängt, die vorher nicht da dran hingen.
    Wäre das in einer Kernspintomografie sichtbar?
    Klar. Auch bei Ihnen hätte man das jetzt gut untersuchen können. Bevor jemand einen Ekel, z. B. den gegenüber abgestandenem Zigarettenrauch, entwickelt hat, hätte man ihm einen Aschenbecher zeigen können und da wäre nichts im Gehirn »angegangen«, im Gegenteil, vielleicht hätte er sogar Appetit bekommen. Und jetzt würde man sehen, dass da bestimmte Bereiche im limbischen System aktiviert werden. Aber nicht nur dort, sondern auch in den speziellen Bereichen, die die Gesichtsmuskulatur in diese spezifische Ausdrucksform bringt.
    Sie beschäftigen sich ja auch mit der Auswirkung von Ernährung auf das Gehirn. Wird sich mein Gehirn durch die vegetarische Kost verändern?
    Das ist viel zu komplex, als dass man das so sagen könnte. Auf jeden Fall bekommen Sie eine völlig neue Darmflora und die ist ein Riesenlebensraum, in denen viele Bakterien und andere Mikroorganismen leben, die alle möglichen Stoffe produzieren, die wir zum Leben brauchen und die uns auch beeinflussen. Und wenn man plötzlich von Fleisch umstellt auf vegetarische Ernährung, verändert sich diese Flora natürlich. Der Darm selbst produziert dann auch andere Substanzen, die es sonst normalerweise in diesen Mengen nicht gegeben hätte, dafür fehlen andere. Das hat alles Einfluss auch auf Ihr Gehirn. Aber selbst dieser hohe Ballaststoffanteil, der dazu führt, dass der Darm so schön ausgefegt wird, und der dazu führt, dass Sie plötzlich ein ganz anderes Gefühl im Bauch haben, wird Ihr Empfinden verändern, wirkt sich also auch auf Ihr Gehirn aus.
    Die Vorstellungen eines »ausgefegten Darms«, anderer Gefühle im Bauch und eines neuen Empfindens klingen wirklich gut – ein motivierendes Gespräch.

Ein »Wort zum Sonntag«
    Im Fernsehen sitzt der Pfarrer der heutigen Sendung von »Das Wort zum Sonntag«, Michael Broch, auf einer Empore. Neben ihm liegt Amy, eine Jagdhündin mit gelbem Halstuch, die ziemlich heftig schnauft. Thema ist das Verhältnis von Mensch und Tier, passend zum Motto »Mensch und Tier« des ökumenischen Kirchentages 2010 an diesem Augustwochenende, dem allerersten in Deutschland, der Tiere mitberücksichtigt.
    Dieses »Wort zum Sonntag« ist ein engagiertes Plädoyer dafür, Tiere anders zu betrachten als bisher, nämlich das Tier bewusst als Teil der Schöpfung wahrzunehmen und entsprechend mit ihm umzugehen. Pfarrer Michael Broch mahnt, wir sollen erkennen, »wie wichtig und schön es ist, dass wir unsere Mitgeschöpfe haben«, und dass wir auf sie angewiesen sind. »Frag doch die Tiere, sie lehren es dich; frag die Vögel des Himmels, sie künden es dir!«, zitiert er aus dem Buch Hiob (12,7). Broch meint, dass Tiere sogar ein Schöpfungs- und Lebensgeheimnis in sich tragen, ein verborgenes Wissen um Gott. Als Beispiel erinnert er an die Tiere, die den Tsunami 2004 in Südostasien vor seinem Eintreten gespürt haben und rechtzeitig vom Meer in höhere Regionen geflohen sind. Diese besondere Begabung, so sagt Broch, habe schon der große christliche heilige Franz von Assisi vor 800 Jahren erkannt. Für ihn seien Tiere Mitgeschöpfe gewesen, »verständig und beseelt«, die fühlen und treu sind, sich freuen, aber auch leiden, wenn sie sinnlos gequält werden. Und so antwortet auch Pfarrer Broch, wenn er von Kindern gefragt wird, ob Tiere in den Himmel kommen, mit »Ja«.
    Die Sendung hat mich neugierig gemacht, denn bislang habe ich seitens der Kirchen eine eindeutige Stellungnahme gegen Massentierhaltung und den ausufernden Fleischkonsum vermisst. Ich möchte nun zumindest von diesem

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