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Tochter der Insel - Historischer Roman

Tochter der Insel - Historischer Roman

Titel: Tochter der Insel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
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Immo? Konnte man zwei Männer zugleich lieben?
    Lea stand reglos da und versuchte ihre Empfindungen zu ergründen. Sie fühlte sich schwach und hilflos wie ein Kind, zerrissen zwischen ihren Sehnsüchten. Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals. Sie wartete darauf, dass er verschwinden würde und die törichten Tränen nicht vergossen zu werden bräuchten. Sie musste nachdenken und wollte jetzt nicht weinen!
    Lea presste die zur Faust geballte Hand gegen den Mund, doch es war zu spät. Salzige Tränen blendeten sie.
    Wenn es tatsächlich so war, wenn sie Joris liebte, dann durfte sie ihn nicht länger täuschen und Rebekkas Rolle spielen!

7
    N ein! Lassen Sie mich in Ruhe!«
    Lea wehrte sich verzweifelt, doch sie konnte die Hände nicht abschütteln.
    »Hiske, hilf mir doch!«, schrie sie und versuchte dem Angreifer zu entkommen.
    »Lea, Lea ich bin es, Joris! Du träumst nur!«
    Sie spürte ein sachtes Schütteln. Jemand hielt ihre Schultern umfasst. Wirr blickte Lea um sich und sah direkt in Joris’ Augen. Langsam kehrte sie aus den Tiefen des Albdrucks zurück in die Wirklichkeit. Hier war kein Ferdinand Gärber, der sie bedrängte.
    »Alles ist gut. Es war nur ein Traum.«
    Lea wandte sich von Joris ab und starrte geradeaus. Mondlicht fiel durch das Fenster. Ihre Bettdecke lag auf dem Boden. Sie spürte den Schweiß auf ihrer Stirn, atmete schwer und setzte sich langsam auf. Ihr ganzer Körper zitterte. Noch wollte die Qual des Traumes nicht weichen.
    »Bitte!« Verzweifelt streckte sie die Arme nach Joris aus und er zog sie fest an sich. Sie vergrub das Gesicht an seinem Hals. Tiefe Schluchzer stiegen in ihr auf und entluden sich zitternd. Er ließ sie weinen. Seine Hände versuchten streichelnd, ihren bebenden Körper zu beruhigen.
    Als Lea schließlich etwas ruhiger wurde, löste sie sich von Joris. »Danke! Es war nur eine böse Erinnerung.«
    »Willst du mir davon erzählen?«
    Sie nickte langsam.
    »Ich habe schrecklichen Durst. Können wir etwas trinken?«
    »Ich ziehe mich nur rasch an.«
    Im Wohnzimmer entzündete Joris eine Kerze und erwärmte Wasser für einen Tee. Lea sah ihm zu und ein heißer Schauer überlief sie. Sie glaubte wieder, seine Arme um ihren Körper zu spüren, sein sachtes Streicheln.
    »Es tut mir leid, dich geweckt zu haben.«
    Er machte eine abwehrende Handbewegung. »Hast du oft schlechte Träume?«
    Sie antwortete nicht sofort, sondern trat zum Fenster, schob die Vorhänge zur Seite und starrte in die mondhelle Nacht. Schließlich wandte sie sich um und setzte sich ihm gegenüber.
    »Es hat mit Erlebnissen aus meiner Vergangenheit zu tun.«
    »Was ist damals passiert?«
    Sie überlegte lange und sagte schließlich: »Ich habe meine Kindheit bei einer Großmutter verbracht, deren Herz verhärtet war. Sie konnte mir keine Liebe schenken. Was sie sagte, war Gesetz, und ich habe mich nie aufgelehnt. Als Großmutter starb, hat mich ein Mann um mein Erbe gebracht. Ein Erbe, von dem ich nicht einmal weiß, ob es mir zugestanden hätte. Ich habe es kampflos geschehen lassen. Dieser Schuft hat mich auch noch auf übelste Weise bedrängt und bedroht. Das alles erlebe ich immer wieder in meinen Träumen.«
    »Bist du deshalb mit meinem Bruder davongelaufen?«
    Lea zögerte kurz. »Es wäre eine Lüge, wenn ich das behaupten würde. Ich glaubte, ihn zu lieben. Soweit man sich in kurzer Zeit über derartige Gefühle im Klaren sein kann.«
    Mit einer hilflosen Geste hob Lea die Schultern und rieb, wie um sie zu wärmen, ihre Hände. Joris legte die seinen darüber. Fast glaubte Lea, er würde sie erneut in die Arme schließen, doch dann zog Joris mit einer ruckartigen Bewegung seine Hände wieder zurück. Er erhob sich und goss den Tee auf.
    »Danke«, sagte Lea fast unhörbar.
    »Wofür?«
    »Dass du mich geweckt hast. Dass du da bist!«
    »Ich danke dir, dass du mir dein Vertrauen geschenkt hast. Das ist ein großes Wagnis. Ich habe einmal schwer dafür bezahlen müssen.«
    »Erzähl mir davon.«
    »Ich weiß nicht. Nach deinen Träumen nun auch noch eine traurige Geschichte?«
    »Bitte! Es wird mich ablenken.«
    Er zuckte die Achseln und reichte ihr einen Becher. »Das Mädchen, an dem mein Herz hing, hieß Kristin. Ich habe ihren Namen schon einmal genannt, oder?«
    Lea nickte.
    »Wir lernten uns an ihrem achtzehnten Geburtstag kennen. Ihr Pferd war trächtig, es gab Probleme und so ließ Kristins Vater mich holen.« Er schwieg eine kurze Weile. »Kristin selbst war außer sich vor Sorge und

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