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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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flußaufwärts
     die Holy Trinity. Die Wache auf diesem Schiff wird die Botschaft an die
     God’s Bright Light senden. Eine Parole zur vollen Stunde, ein
     Lichtzeichen zur halben.«
    Crawley nickte.
    »Und ist das geschehen?«
    »Die Wache auf der Holy
     Trinity hat es getan.«
    »Aber hat die God’s
     Bright Light das Zeichen auch an die Saint Margaret weitergegeben?«
    »Oh ja«,
     antwortete Crawley. »Das ist ja das Sonderbare. Seht Ihr, Pater, die
     Holy Trinity ist mein eigenes Schiff. Ich ließ meine Leute an Land
     gehen und befehligte selbst die Nachtwache.«
    »Und Ihr habt die
     Signale abgeschickt?«
    Crawley nickte. »Um fünf
     Uhr ließ ich durch ein Sprachrohr die Parole geben. Und um halb
     sechs blinkte die Lampe dreimal.«
    »Und um sechs?«
    »Ah, da wurden keine
     Signale mehr gegeben. Ein Matrose kam mit einer Hure zurück. Er fand
     das Schiff verlassen und schlug Alarm. Er zwang die Hure, ihm zu helfen,
     und ruderte unter ihrem Geschrei und Gekreisch zu meinem Schiff herüber.
     Ich und meine Männer gingen an Bord.
     Es war wie auf einem Geisterschiff. Die Kajüte war aufgeräumt,
     die Decks in Ordnung, alles, wie es sein sollte. Die Laterne am Topp
     brannte noch, und die Blendlaterne in ihrer Nische neben der Kajütentür
     ebenfalls. Keine Spuren von Gewalt, und nichts fehlte.« 
    Athelstan griff nach seinem
     Federkiel, um sich ein paar Notizen zu machen. »Nehmen wir also an,
     jener Matrose kam eine Viertelstunde nach dem letzten Lichtzeichen und
     eine Viertelstunde vor der nächsten Parole zurück auf sein
     Schiff. Nach seiner Aussage -und nach der Euren, Sir Jacob - sind in
     dieser Zeit drei gesunde Seeleute von diesem Schiff verschwunden?«
    »So sieht es aus.«
    »Und das Beiboot fehlte
     nicht?«
    »Nein!« Crawley
     schnippte mit den Fingern. »Ihr könnt den Mann gleich selbst
     befragen.«
    Cabe ging hinaus und kehrte
     mit dem affengesichtigen Burschen zurück, der sie empfangen hatte. Er
     erzählte ihnen seine Geschichte in einem merkwürdigen, singenden
     Akzent, und sie stimmte genau mit dem überein, was Cranston und
     Athelstan bereits gehört hatten.
    »Als du dich dem Schiff
     nähertest«, fragte Athelstan, »ist dir da etwas Ungewöhnliches
     aufgefallen?«
    »Nein, Pater.«
    »Und als du an Deck
     kamst?«
    »Grabesstille.«
    Athelstan dankte ihm, und der
     Bursche zog sich zurück.
    »Könnte jemand mit
     einem Boot zum Schiff gekommen sein?« fragte Cranston. »Der
     wieder wegfuhr, nachdem er etwas Furchtbares getan hatte?«
    »Unmöglich«,
     meinte Cabe. »Zum ersten hätten die Wachen auf den anderen
     Schiffen es gesehen.«
    »Es lag Nebel auf dem
     Fluß«, gab Cranston zu bedenken.
    »Trotzdem.« Cabe
     schüttelte den Kopf. »Selbst im Halbschlaf würde man das
     Plätschern der Ruder hören, das Rumsen des Bootes an der
     Schiffswand. Und zum zweiten hätte man ein herannahendes Boot
     angerufen. Drittens hätte Bracklebury jeden abgewehrt, der versucht hätte,
     an Bord zu gelangen. Man hätte den Lärm gehört und Alarm
     gegeben. Das alles ist nicht geschehen. Alles war in Ordnung. Sogar die
     Kombüse. Wir haben nichts angerührt.«
    »Eine Möglichkeit
     gäbe es noch«, erwog Cranston. »Vielleicht haben der Maat
     und die zwei Matrosen das Schiff verlassen? Sind an Land geschwommen und
     dort verschwunden?«
    »Warum sollten sie das
     tun?« fragte Cabe. »Und wenn es so gewesen wäre, hätte
     jemand auf den anderen Schiffen sie sicher gesehen.«
    Coffrey meldete sich zu Wort.
     »Dies ist das Schiff des Teufels, Sir John. Viele der Männer
     glauben, Satan ist an Bord gekommen, um sich Roffels Geist zu holen, und
     er hat Bracklebury und die beiden anderen mitgenommen.«
    Athelstan fröstelte es;
     selbst diese zynischen, abgebrühten Männer widersprachen
     Coffreys Worten nicht.

 
    Vier
    Cranston und Athelstan
     beendeten die Sitzung, und die Seeleute kehrten auf ihre Posten zurück.
     Der Admiral führte die beiden auf dem Schiff umher und zeigte ihnen
     das breite Deck, den höhlenartigen, stinkenden Laderaum, der in
     einzelne Kammern aufgeteilt war, die primitiven Unterkünfte für
     Mannschaft und Bogenschützen, die Waffenkammer und die kleine,
     muffige Kombüse. Alles war sauber und aufgeräumt, obgleich
     Athelstan jedesmal zusammenzuckte, wenn hin und wieder eine dunkle,
     pelzige Ratte über das Deck huschte oder zwischen den Spanten
     umherkrabbelte.
    »War irgend etwas nicht
     so, wie es sein sollte, als das Schiff

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