Todesflut: Thriller
schluchzte sie. »Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn ihr nicht aufgetaucht wärt.«
»Ja, dieser Lahmarsch hier ist dann schließlich doch noch auf mein Motorrad gestiegen. Und jetzt rostet meine arme Harley unter fünfundzwanzig Metern Seewasser vor sich hin. Aber ihre letzte Fahrt war ein wahrer Höllenritt!«
Kai hätte gern gesagt, dass nun alles gut sei, aber das hätte nicht der Wahrheit entsprochen. Sie waren keineswegs in Sicherheit, hier konnten sie unmöglich bleiben – zum gegenwärtigen Zeitpunkt konnten sie aber auch nicht gehen.
Kai bat Brad um sein Handy und rief den Notruf an. Er bekam nur das Besetztzeichen. Er versuchte es gleich noch einmal, wieder erfolglos.
Dann wollte er Reggie anrufen, als ihm schlagartig einfiel, dass der Apparat ja nicht sein eigener war. Sein Handy lag zerschmettert am Straßenrand der Fort Weaver Road, inzwischen war es längst fortgeschwemmt worden. Reggies Handynummer war natürlich nicht in Brads Adressbuch, und wie Reggies Nummer lautete, wusste er nicht, er hatte sie nie von Hand gewählt.
Also tippte er seine eigene Nummer ein. Er wusste, dass er zur Voicemail geleitet werden würde, weil sein Telefon nicht reagierte. Es läutete, und Kai drückte den Knopf für die Fernabfrage. Vor kaum fünf Minuten hatte er eine Nachricht erhalten.
»Kai, hier spricht Reggie.« Kai hörte Reggie schnaufen. »Ich flehe alle guten Geister an, dass du meine Nachricht bekommst, weil das bedeutet, dass du noch lebst. Wir laufen gerade die Fort Weaver Road hinauf. Es ist hier wie im Tollhaus. Überall Menschen. Ich habe noch keinen Kontakt zu Alaska herstellen können. Ich gehe davon aus, dass du Palmer erreicht hast, weil du mich sonst angerufen hättest, aber ich versuche es weiter. Wenn wir erst einmal in Wheeler sind, dürfte man uns einige Standleitungen zur Verfügung stellen.«
Kai machte sich Vorwürfe, dass er sein Center verlassen hatte, ohne die Übergabe nach Alaska vollzogen zu haben. Er konnte nur hoffen, dass der Bevölkerungsschutz mit dem Tsunami-Warnzentrum in Palmer in Verbindung stand. Soweit ihm bekannt war, hatten Brian und der Rest der pazifischen Inseln im Augenblick keine neuen Informationen, weil er seinen Posten verlassen und nicht einmal dafür Sorge getragen hatte, dass jemand anderes die Verantwortung übernahm. Seine Schuldgefühle drehten ihm den Magen um.
»Ich lasse mein Handy angestellt«, fuhr Reggie fort. »Es war ein Riesenglück, dass ich zu deiner Voicemail durchgedrungen bin. Wenn du irgendwo steckst, sag mir Bescheid, dass alles in Ordnung ist. Ich hoffe, von dir zu hören.«
Die Nachricht war zu Ende. Kai speicherte Reggies Telefonnummer in Brads Adressbuch, dann wählte er.
»Wen rufst du an?«, fragte Brad.
»Reggie. Vielleicht kann er uns einen Hubschrauber organisieren.«
Der Anruf ging sofort auf die Voicemail.
»Schnell, Brad, an welchen Straßen liegt dieses Haus?«
»Das ist schwierig zu sagen, wenn man sie nicht sieht. Ich weiß, dass wir in der Kalakaua sind.« Er deutete auf die Berge in ihrem Rücken. »Lemon ist in dieser Richtung, und das könnte Laka’laina sein.«
Großartig, dachte Kai. Sein Bruder war vermutlich der einzige Grundstücksmakler in Honolulu, der die Straßennamen nicht kannte.
Lani kam zu ihm, das Walkie-Talkie in der Hand.
»Mom will mit dir reden.«
Kai bedeutete Brad, es zu nehmen. »Sag ihr, was wir tun, und dass es uns gut geht.«
Für den Augenblick, dachte er.
Als er Reggies Ansage hörte, sagte er: »Reggie, hier spricht Kai. Für den Fall, dass du diese Nachricht innerhalb der nächsten zehn Minuten abhörst: Wir befinden uns auf dem Dach eines weißen, zehn Stockwerk hohen Gebäudes mit dem Namen Seaside, am östlichen Ende von Waikiki. Die Querstraßen sind unserer Meinung nach Kalakaua und Laka’laina. Wenn dich diese Nachricht erreicht, schick uns einen Helikopter. Und ruf mich an. Ich habe mein Handy verloren. Ich telefoniere mit Brads.« Er nannte die Nummer und legte auf.
»Glaubst du, er kann uns einen Hubschrauber organisieren?«, fragte Teresa.
»Ich weiß es nicht, wenn er es nicht tut, müssen wir unsere Beine in die Hand nehmen.«
»Rennen?«
Kai hatte vergessen, dass Teresa keine Ahnung von Tsunamis hatte.
»Diese Welle zieht sich zurück, wenn uns das nächste Wellental der Serie erreicht.«
»Serie! Willst du damit sagen, dass noch mehr Wellen kommen?«
Kai hatte keine Zeit, den Schock abzufedern.
»Auf diesem Dach können wir nicht bleiben. Wir
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