Tödlicher Ruhm
Schauspieler werden, aber wenn ich das nicht haben konnte, wollte ich mich auch damit zufrieden geben, einfach nur berühmt zu sein.«
»Tja, Ihr Wunsch ist in Erfüllung gegangen«, sagte Hooper. »Ich hoffe, Sie können es genießen.«
Draußen vor dem Gebäude kläffte die versammelte Pressemeute und schnappte nach ihm, als er sich einen Weg zu seinem Wagen bahnte.
39. Tag 19:00 Uhr
»Es ist Donnerstagabend«, sagte Andy, der Erzähler, »und für die Bewohner wird es Zeit, ihre Nominierungen dieser Woche abzugeben.«
Wieder nominierten alle Sally.
»Sie ist so merkwürdig geworden«, sagte Jazz, als Peeping Tom ihn fragte, weshalb er sie nominiert hatte. »Ich meine, sie schläft allein draußen im Garten und kommt immer so angespannt rüber. Ist echt anstrengend mit ihr.«
Die vier anderen Bewohner, die sie ebenfalls nominiert hatten, nannten mehr oder weniger denselben Grund. Moon formulierte es kurz und bündig: »Ich hab einfach keinen Bock mehr auf ihre Scheißlaune...«
Und dann war da noch die Kleinigkeit, dass sich alle offensichtlich vor ihr fürchteten.
Selbstverständlich fügten alle hinzu, sie fänden Sally echt super, und sie sei eine Klassefrau.
Als Zweites wurde Garry nominiert, da die anderen Bewohner langsam von seinen kranken Scherzen die Schnauze voll hatten.
»Ich meine, ich liebe ihn, echt«, sagte Dervla, »aber wenn er noch einmal dieses Kreischen aus Psycho nachmacht, wenn ich zur Toilette gehe...«
»Er ist ein Supertyp«, versicherte Jazz der Kamera, »aber Moon Ketchup über den Hals zu gießen, als sie sich gerade mal ‘ne Runde hingelegt hatte, war echt voll daneben. Ich meine, er ist super, ich liebe ihn, aber wisst ihr was? Unter uns gesagt: Es reicht.«
Sally sagte nichts, als die Nominierungen verkündet wurden. Sie saß nur da und starrte eine halbe Stunde ins Leere, dann verdrückte sie sich in die ehemalige Ballerbude.
Garry versicherte allen, es sei ihm egal, ob er blieb oder ging. »Unter uns gesagt, hab ich da draußen ein Superleben. Ich hab meinen kleinen Jungen, ich freu mich darauf, in den Pub zu gehen. Ich freu mich, wenn ich einfach weitermachen kann. Solange mir keiner von euch ein Messer in den Kopf rammt, bevor ich Gelegenheit hatte, mit Chloe auf diesem Sofa da zu kuscheln.«
Später am Abend kam Sally ins Haus zurück. »Ihr glaubt alle, ich hätte es getan, oder?«, sagte sie zu niemand Bestimmtem. »Und wisst ihr was? Vielleicht war ich es sogar.«
Im Monitorbunker führte Geraldine ein kleines Tänzchen auf. »Danke, Sally, du süße, pralle Lesbe, du! Bessere Abschiedsworte gibt es nicht. Setz sie ans Ende, Bob, bring den Abspann, und wenn er durch ist, spiel sie noch mal... >Vielleicht war ich es sogar<. Superduper gran-di-os!«
40. Tag 20:15 Uhr
Trish war bei Sallys Mutter gewesen, einer nervösen, bekümmerten Frau, die sie bereits erwartet hatte. »Ich habe mich schon gefragt, wie lange es wohl dauert, bis Sie zu mir kommen, und nach dem, was Sally im Fernsehen gesagt hat, wusste ich, dass es heute Morgen so weit ist.«
»Erzählen Sie mir von Sally«, forderte Trisha sie auf.
»Na ja, Sie wissen sicher, dass mein verstorbener Mann und ich sie nicht zur Welt gebracht haben.«
»Ja, wir wussten, dass Sally adoptiert wurde.«
»Seit dem Mord habe ich nicht mehr schlafen können«, sagte sie und starrte in ihre Teetasse. »Ich weiß genau, was Sally denken muss, ich weiß es. Sie wird sich Sorgen darum machen, dass die Leute denken, sie hätte es getan, weil... Aber Geisteskrankheiten werden doch nicht vererbt, oder? Jedenfalls ist es unwahrscheinlich. Ich habe mit Ärzten gesprochen, die es mir gesagt haben.«
»Was ist mit Sallys Mutter los?«
»Paranoide Schizophrenie, aber eigentlich weiß ich gar nicht so genau, was das bedeutet. Es scheint, als würden diese Begriffe heutzutage ständig benutzt. Sally hat es Ostern vor zwei Jahren herausgefunden. Ich finde, Adoptivkinder sollten nicht erfahren dürfen, woher sie kommen. Früher war das anders. Adoption bedeutete einen kompletten Neubeginn. Die neue Familie war die Familie. Heutzutage tun alle so, als seien Adoptiveltern nur Pflegepersonal. Sie sind nicht echt, sie haben sie nicht geboren!«
»Hat Sally das zu Ihnen gesagt?«, fragte Trisha. »Dass Sie nicht ihre richtige Mutter sind?«
»Sie liebt mich, das weiß ich, deshalb wollte sie mir bestimmt nicht wehtun. Aber sie hat ständig davon gesprochen, dass sie die Frau finden will, die sie zur Welt gebracht hat, ihr eigen
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