Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)
Küchenherd geöffnet, das Gas aufgedreht und sei mit dem Kopf zuvorderst hineingekrabbelt. Zu ihren toten Freunden gegangen.
Christophe holte Luft. Er zögerte weiterzuerzählen. Kossowski trat zurück und schnaubte ihn mächtig an: » Pfffrrr!«
» Erzählen Sie weiter«, ermutigte Monot, » es wird spannend.«
Wie er der Kommissarin bereits erzählt habe, habe Christophe versucht, Astrid zu retten. Ohne Erfolg. Es sei zu spät für die große Lebensversicherung gewesen, aber es habe ja noch die schöne Sterbeversicherung gegeben. Doch im Falle eines Selbstmordes würde dieser Vertrag ungültig, wodurch er alles verloren hätte. In wenigen Minuten habe er sich die Inszenierung ausgedacht, die ihn reich machen sollte. Er habe diesen Selbstmord mit einem als Selbstmord getarnten Mord getarnt. Der Mord würde ganz logisch erscheinen: Der Mörder des Sonett-Falls hätte es auf Astrid abgesehen haben können, das würden die anonymen Anrufe beweisen. Es müsste nur alles glaubwürdig sein.
Nachdem er ein Glas Gin in Astrids Mund gekippt und die Gasheizung im Zimmer eingeschaltet habe, habe er ihre Nase darangehalten, damit Astrid nicht mehr nach dem Küchenherd riechen würde: Mit seiner in ein Tuch eingewickelten Hand habe er sie gegen die Verschlussklappe gepresst, wobei er sie sehr fest am Hals hätte packen müssen, denn die Leichenstarre habe schon eingesetzt. Dann habe er sie hingelegt und die Fenster noch einige Minuten zugelassen, bevor er alles geöffnet und dann die Feuerwehr gerufen habe. Er habe nur noch Astrids Brille wegräumen und einen Schlüsselbund verstecken müssen, bevor sie eingetroffen seien.
Viviane sah auf die Uhr. Sie musste wieder nach oben. Sie kratzte an der Tür, damit Monot hinauskäme.
» Ich war natürlich nicht unten, ich habe euch nicht gesehen, aber bravo. Kochen Sie ihn weich: Seine Geschichte ist erstunken und erlogen, auch wenn es nicht so aussieht.«
» Er wirkt aber ehrlich, Commissaire.«
» Erstunken und erlogen, sage ich Ihnen. Sehen Sie, zum Beispiel: eine Frau, die ihren Geliebten am Abend des Valentinstags zu seinem alten Vater schickt, glauben Sie das? Machen Sie ihn fertig, er wird nicht durchhalten.«
Sie ging, ihre Notizzettel warteten, ebenso ihre Vorgesetzten.
Am Nachmittag kam die Kommissarin niedergeschlagen zurück: Als der Allmächtige sie an der Place Beauvau ankommen sah, hatte er ihr angekündigt, dass die Besprechung mit dem Minister abgesagt wurde. Er konnte Viviane aber mitteilen, was trotz der nicht zustande gekommenen Begegnung beschlossen worden war: » Man lässt Ihnen drei Wochen, um den Fall abzuschließen. Danach geht die Akte an das Sonderdezernat für Schwerverbrechen.«
» Und was passiert dann mit Lieutenant Monot? Er sollte in den Medien doch in den Vordergrund gestellt werden.«
» Das wird er auch: Die Akte geht mitsamt Ihrem Lieutenant ans Sonderdezernat, meine kleine Viviane.«
Um ihn zu erweichen, hatte sie dem Allmächtigen von Christophes ersten Geständnissen berichtet. Es half nichts.
» Nein, am Abend des 21. März wird man Ihnen den Fall entziehen. Es war schon schwierig, überhaupt diese Frist für Sie durchzusetzen. Der Minister und seine Pressefrau wollten Ihnen den Fall schon jetzt entziehen.«
Sie wusste nicht, wie sie ihrem Assistenten diese Neuigkeit mitteilen sollte.
Im Untergeschoss stand er Christophe nun alleine gegenüber, alle beide sahen sich an wie zwei erschöpfte Kämpfer. Monot seufzte, als er sie hereinkommen sah, zog sie auf den Gang, ließ dabei die Tür auf, um seinen Verdächtigen im Auge zu behalten. » Er hält an seiner Version fest«, knurrte er, » nichts bringt ihn davon ab. Aber ich habe eine Überraschung für Sie, kommen Sie.«
Christophe senkte den Kopf, als er sie eintreten sah.
» Erzählen Sie doch der Kommissarin noch einmal die Geschichte mit dem Journal du Dimanche, guter großer Meister. Das wird ihr gefallen.«
Christophe begann mit leiser Stimme, die Hand vor dem Mund, als schäme er sich für jedes Wort. Zu Recht. » Ich wollte Ihnen nichts Böses, Commissaire. Als Sie anriefen und mir Ihren Namen hinterließen, um einen Termin zu machen, war mir klar, wer Sie sind, in der Presse wurde ja über Sie berichtet. Ich dachte, das ist eine Gelegenheit, um Werbung für die Praxis zu machen, vielleicht auch, um die Tarife anzuheben. Ich habe einen Freund abgestellt, der Sie am nächsten Tag fotografieren sollte und das Foto dem Journal du Dimanche geschickt. Die Journalisten kamen
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