Tränen im Regen
gedacht, in einen Club zu gehen und dich als... als...“ Adrian fluchte auf japanisch und schüttelte den Kopf, um ihn dann finster anzusehen. „Hast du eine Ahnung, welche Angst wir hatten, als der Anruf kam?“
„Ich weiß“, murmelte Kilian beschämt, denn heute war er heilfroh darüber, dass einer der Barkeeper des Clubs ein Freund von Nick gewesen war und dem sofort Bescheid gegeben hatte, worauf Nick umgehend Adrian angerufen hatte. Aber um ehrlich zu sein, er wusste nicht, was ihn damals zu diesem Blödsinn verleitet hatte. Wahrscheinlich wirklich nur Trotz und zum Teil wohl auch ein bisschen Neugier, weil David und Adrian ihm verboten hatten, in diese speziellen Clubs zu gehen. Der Gipfel war dann die Schlägerei drei Tage später gewesen.
„Ich habe außer bei Delongis noch nie bewusst gegen jemanden die Hand erhoben, Kilian, aber in jener Nacht standest du kurz davor, meine Faust ins Gesicht zu bekommen.“
Auch das wusste er. Kilian hatte es Adrian angesehen und das war auch der Grund für die Prügelei gewesen. Nur wusste Adrian das bis heute nicht und Kilian würde den Teufel tun und es ihm erzählen. Er musste damals nicht ganz dicht gewesen sein, mit Clubdrogen und Alkohol herumzuspielen. Von seinen Besuchen in diesen Sexclubs, um sich als 'Bückstück', wie es abfällig genannt wurde, zur Verfügung zu stellen, gar nicht zu reden. Im Nachhinein gesehen, war es fast ein Wunder, dass er nicht von irgendeinem der Männer vergewaltigt worden war.
„Ich weiß es nicht, echt nicht“, sagte er leise und nahm Adrian die Spieluhr wieder ab, um sie zu schließen. „Vielleicht aus Trotz, keine Ahnung. Ich weiß aber noch, je wütender ihr wurdet, desto heftiger wollte ich über die Stränge schlagen.“
„Was auch wunderbar funktioniert hat.“
Kilian wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken. „Es tut mir leid.“
Adrian seufzte leise und fuhr ihm dann durch die Haare, wie Colin es immer machte. „Das weiß ich und ich bin froh, dass du die Kurve gekriegt hast, bevor es zu spät war. Aber sag' mir eines, Kilian, warum hast du nach der Prügelei damit aufgehört? Ich bin nicht so naiv, dass ich glaube, unsere Drohung, dich an deine Väter zu verraten, wäre der einzige Grund.“ Kilian zuckte zusammen und verriet sich damit. „Dachte ich es mir doch“, murmelte Adrian und hob sein Kinn an, sodass Kilian seinen Onkel ansehen musste. „Erzähl's mir.“
„Das geht nicht, ich hab's versprochen.“
„Tristan.“
Kilian schlug Adrians Hand weg und sprang auf. „Verdammt, woher weißt du das? Wie machst du das immer? Und sag' mir nicht, dass du mich eben kennst, das hat damit nichts zu tun. Niemand weiß, dass er bei mir im Krankenhaus war. Er hat es nicht einmal Nick erzählt und der kann es nicht wissen, weil er auf dieser Fortbildung war.“
„Du hast die Schwestern vergessen, Kilian.“
„Was?“, fragte er verdutzt nach und Adrian grinste kurz.
„Glaubst du ernsthaft, ich hätte niemanden damit beauftragt, in der Nacht im Krankenhaus ein Auge auf dich zu haben? Am Wachschutz kam er vorbei, aber nicht an den Nachtschwestern. Eine hat ihn im Treppenhaus gesehen und mich angerufen. Ich war zwar verwundert, aber ich dachte mir, es kann nicht schaden. Trey und ich waren mit unserer Weisheit am Ende. Nur deswegen hat Tris es bis zu deinem Zimmer geschafft.“
„Himmel, noch mal“, fluchte Kilian und schüttelte den Kopf. „Mein Onkel ist James Bond, ich fass' es nicht.“
„Du kennst mich doch.“
„Ja, aber trotzdem.“ Kilian stellte die Spieluhr zurück an ihren Platz. „Egal. Ich werde es dir nicht erzählen“, sagte er und sah Adrian an, der ihn ruhig anschaute. „So wie du mir nichts von Dale erzählt hast und mir außerdem nichts von Alex erzählen willst, wirst du von mir nichts von Tristan erfahren.“
Adrian nickte. „Das ist nur fair.“
Kilian blieb im ersten Moment der Mund offenstehen, denn ehrlich gesagt, er hatte mit einer anderen Reaktion gerechnet. „Mehr sagst du dazu nicht?“
„Muss ich das?“, hielt Adrian dagegen. „Dass es mir nicht gerade gefällt, dürfte dir bewusst sein, aber da ich dir wegen Alex nicht entgegenkommen kann und dir aus Gründen der Geheimhaltung nichts von Dale erzählen durfte, werde ich damit leben müssen.“
„Schön. Toll.“ Kilian verließ wutschnaubend sein Schlafzimmer. „Danke, dass du mir wieder einmal das Gefühl gibst, ein kompletter Idiot zu sein.“
Kilian wusste nicht mal, warum er sich darüber
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