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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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zu kontrollieren. Das Fieber der Männer stieg immer noch, und der Puls der Kranken wurde langsamer. Ein Mann befand sich auf dem Weg der Besserung. Zwei andere hatten das Stadium des Deliriums überwunden. Bei ihnen mußte man jetzt einer Lungenentzündung vorbeugen. In dem improvisierten Krankenhaus roch es durchdringend nach dem ätzenden Kalk und der Krankheit. Es war ein heißer Tag. Überall saßen Fliegen. Die Säcke mit den Eukalyptusblättern waren schnell verschmutzt und mußten ständig erneuert werden. Manchmal hätte Joanna am liebsten aufgegeben. Es erinnerte sie an die letzten Tage von Lady Emily, als sie schwach und sterbend im Bett lag und Joanna sie gepflegt hatte. Jetzt drohten dieselben Gefühle der Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit, der Verzweiflung und des Aufbegehrens sie zu überwältigen.
    Sie ging zu Bill Lovell. Drei Wochen waren seit Heiligabend vergangen. Nach Aussagen von Dr. Ramsey und den Aufzeichnungen ihrer Mutter hätte die Krankheit überwunden sein müssen. Aber als Joanna hinter den Paravent trat, bekam sie einen Schreck.
    »Matthew«, sagte sie leise zu dem Stallburschen, der den Boden mit Kalk bürstete, »holen Sie sofort Dr. Ramsey. Beeilen Sie sich. Bitten Sie ihn, sofort zu kommen.«
    Sie trat an Bills Bett und betrachtete das aschgraue Gesicht. Die Augen unter den geschlossenen Lidern bewegten sich schnell.
    Joanna griff nach dem Tagebuch ihrer Mutter und schlug es mit einem Griff bei den Seiten auf, die sie inzwischen auswendig kannte. Aber sie las den Text noch einmal wie eine Bibelstelle. Sie suchte Trost in den Worten und empfand sie wie eine Aufzeichnung ihrer eigenen Erfahrungen. »Wir sind in der dritten Woche der Epidemie«, hatte Lady Emily geschrieben. »Jaswaran pflegt die Kranken unermüdlich. Major Caldwell ist in der Nacht gestorben. Petronius ist gerade bei der Witwe. Ich fürchte, dieser schreckliche Typhus wird nie mehr aufhören. Ich mache mir Sorgen um die kleine Joanna. Ist es richtig, daß ich sie hier bei mir behalte? Sollte ich sie nicht besser wegschicken?«
    Joanna schloß die Augen und dachte an ihren kleinen Schützling. Adam erschien ihr so zart, wenn sie ihn Abend für Abend ins Bett brachte. Sie machte sich auch um Sarah Sorgen. Das Mädchen war zwar stark, aber eventuell besaß sie keine Widerstandskräfte gegen die Krankheit der Weißen. Jeden Abend betete Joanna um die richtige Führung und stellte sich dieselben Fragen wie damals Lady Emily. Als Joanna die Augen wieder aufschlug und im Tagebuch weiterlas, kam sie zur selben Schlußfolgerung wie ihre Mutter: »Aber wohin könnte ich Joanna schicken? Wer würde sich so gut um sie kümmern, wie ich es kann?«
    Joanna klappte das Buch zu und hielt es zwischen den Händen. Sie fühlte sich plötzlich ihrer Mutter nahe. Ihr kam es vor, als sei Lady Emily tatsächlich anwesend und gebe ihr Rat. Sarahs Worte fielen ihr ein: »Das Tagebuch ist der Traumpfad Ihrer Mutter.«
    Glücklicherweise dauerte es diesmal nicht lange, bis David Ramsey erschien. Die rotblonden Haare klebten schweißnaß an seinem Kopf, und er war unrasiert. Er mußte Bill Lovell nur kurz untersuchen, um festzustellen: »Tut mir leid, Joanna. Es ist Perionitis.«
    »Was können wir für ihn tun?«
    David war verzweifelt. Warum hatte er nicht den Mut gehabt, seine Therapie auszuprobieren? Vielleicht hätte er Bill damit retten können. »Wir können nichts mehr für ihn tun«, sagte er leise. »Sorgen Sie dafür, daß er halb aufgerichtet liegt. Geben Sie ihm nichts zu essen, sondern nur ein wenig Wasser zu trinken. Es kann nicht mehr lange dauern, bis es zu Ende geht.«
    »Können Sie bleiben, David?« fragte Joanna.
    Er sah die Qual in ihren Augen und hätte sie am liebsten in die Arme genommen. Er wollte das Pferd besteigen und mit ihr den westlichen Distrikt verlassen. Er wollte mit ihr vor dieser Kulisse, dem Tod und der Hoffnungslosigkeit fliehen …
    »Tut mir leid«, sagte er, »andere warten auf mich …«
    »Ja, natürlich.«
    Matthew stand hinter der Scherhütte und weinte. Er hatte das Gespräch mitgehört. Joanna legte ihm die Hand auf die Schulter. »Versuchen Sie, Hugh zu finden. Er sollte jetzt bei Bill sein.«
    Bald darauf ritt Hugh in den Hof. Er wirkte erschöpft und niedergeschlagen. Seine grauen Augen waren gepeinigt von all dem Leid, das sie gesehen hatten. Er hatte erlebt, wie ganze Familien am Typhus erkrankt waren. Mütter, Väter, Kinder lagen vom Fieber geschwächt auf den Betten. Sie hatten nichts zu

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