Unbescholten: Thriller (German Edition)
immer noch nach Luft rang. Mit steifen Gliedern lief sie zu ihrem Auto, das auf dem Kiesweg vor dem Haus stand. Sie schaffte es gerade noch, sich hineinzusetzen und die Türen zu verschließen, bevor die Männer aus der Küchentür gerannt kamen.
Sie drehte den Zündschlüssel um. Der Motor startete. Der Jungenhafte zog eine Pistole und zielte auf sie. Der Fette rief ihr zu, sie solle sofort aus dem Wagen steigen.
Sophie legte den Rückwärtsgang ein und trat das Gaspedal durch. Der Kies spritzte unter den Reifen nach allen Seiten, als sie die Einfahrt hinunter auf die Straße schoss. Sie fuhr rückwärts auf den parkenden Honda zu und machte sich auf den harten Aufprall gefasst. Der Land Cruiser zerdrückte die Motorhaube des Hondas problemlos. Sophie wurde nach vorn geschleudert und stieß hart gegen das Lenkrad. Dann legte sie den Gang ein und gab wieder Gas. Im Rückspiegel sah sie die vollkommen demolierte Motorhaube des Hondas.
Die Männer standen mitten auf der Straße vor ihr, mit gezogenen Waffen. Sophie trat das Gaspedal durch und duckte sich. Sie hielt genau auf die beiden zu.
Anders Ask und Hasse Berglund warfen sich im letzten Augenblick zur Seite.
In der Einkaufspassage Mörby Centrum fuhr Sophie ins Parkhaus und stellte ihr Auto auf dem oberen Deck ab. Sollte sie jetzt zur U-Bahn hinuntergehen oder hinaus zu den Bussen? Die U-Bahn hatte hier Endstation, es gab also nur einen Aufgang. Wenn der Zug nicht kam und die Männer ihr gefolgt waren, hatte sie keine Möglichkeit mehr zu entkommen.
Sie zog eine Fahrkarte am Automaten und lief zu den Bushaltestellen. Dort versteckte sie sich in der wartenden Menschenmenge und schaute immer wieder in die Richtung, aus der die Busse kamen. Zwischendurch sah sie auch zu dem Eingang hinüber, aus dem jeden Moment die Polizisten kommen konnten. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
Dann kam endlich ein großer roter Gelenkbus, bog in die T-Kreuzung ein und rollte langsam auf sie zu. Schnaufend hielt er vor den wartenden Fahrgästen. Die Nummer des Busses sagte ihr überhaupt nichts, aber das spielte im Augenblick auch keine Rolle. Sie reihte sich in die Schlange ein und stieg ein, zeigte dem Fahrer ihre Fahrkarte und wurde durchgewinkt. Sophie setzte sich weit hinten auf einen Zweiersitz und betete zu Gott, dass sie bald abfahren würden. Aber der Bus stand mit geöffneten Türen da und hielt sich strikt an die Abfahrtzeiten.
Ihr Atem ging flach. Sie fühlte, wie immer wieder Panik in ihr aufstieg, und musste all ihre Kraft aufbieten, um sitzen zu bleiben und nicht ihrem Instinkt zu gehorchen und einfach loszulaufen.
Endlich wurden die Türen geschlossen, und der Bus fuhr ab. Sophie atmete auf. Der Bus brachte sie fort von Danderyd und in Richtung Sollentuna. An der Haltestelle Sjöberg stieg sie aus, lief zwischen den Häusern entlang, die alle gleich aussahen, und rief ein Taxi. Eine Viertelstunde später war es da. Sie bat den Fahrer, sie in die Stadt zum Sergelstorg zu fahren.
Sophie bezahlte bar, stieg an der Klarabergsgatan aus und ging hinunter zum Plattan, dem etwas tiefer gelegenen Platz am Sergelstorg. Dort verschwand sie in der Menschenmenge, fuhr die Rolltreppe hinunter und sprang in eine U-Bahn Richtung Slussen. Am Slussen wechselte sie den Bahnsteig und fuhr zurück nach Gamla Stan. Von dort lief sie schließlich zu Fuß nach Östermalm.
Er hatte im Hauseingang auf sie gewartet und kam ihr nun auf der Straße entgegen. Sie weinte nicht, ließ sich aber von ihm in den Arm nehmen und legte ihren Kopf an seine Schulter.
Mit dem Aufzug fuhren sie in die oberste Etage. Jens betrachtete sie im Spiegel und war sich nicht sicher, wie er sie trösten konnte und ob er es überhaupt durfte. Sophie konnte sehr pragmatisch sein. Sie bat ihn sofort um Desinfektionsmittel. Dann legte sie einen Verband um ihre blutende Hand und ging nach nebenan. Er hörte, wie sie mit ihrer Schwester telefonierte.
Jens richtete ihr etwas zu essen her. Sie war still und in sich gekehrt, und er ließ sie in Ruhe.
Es roch nach Formalin. Gunilla schaute auf ihren toten Bruder hinunter. Erik Strandberg lag auf einer der metallisch glänzenden Bahren des Leichenkellers und sah aus, als schliefe er. Sie wollte ihn wecken und ihm sagen, dass er zur Arbeit müsse, dass es ein ganz normaler Tag sei und sie später irgendwo essen gehen könnten.
Gunilla suchte nach Erinnerungen an ihren Bruder, aber ihr Kopf war leer. Nichts wollte ihr einfallen.
Vor dem Krankenhaus saß sie noch eine
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