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und der Geisterzug

und der Geisterzug

Titel: und der Geisterzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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auffällt.«
    »Und was machst du?«
    »Ich sehe mir mit Fred die Loks an.«
    Aber es war schwierig, nach etwas zu suchen, von dem man nicht wusste, was es war. Nach einer Stunde ziellosen Herumwühlens in Jackentaschen, Kisten, Schubladen und alten Koffern trafen sich alle vier am Trittbrett der Sequoia und setzten sich hin. Jasper, der eifrig im Weg gewesen war, ließ sich vor ihre Füße fallen, gähnte und schloss die Augen.
    »Toller Wachhund«, sagte Peter. »Ich kann nicht glauben, dass wir uns hier die Nacht um die Ohren schlagen und nicht mal wissen, wonach wir suchen müssen. Was machen wir jetzt?«
    »Wir denken uns was anderes aus«, sagte Justus entschlossen. »Vielleicht sind es nicht die Figuren oder die Loks. Vielleicht ist es der Bahnhof.«
    »Man merkt, dass du müde wirst«, sagte Bob. »Den Museumsbahnhof gab es doch damals noch gar nicht.«
    »Und den richtigen Bahnhof auch nicht«, sagte Fred, rutschte zu Jasper hinunter auf den Boden und kraulte ihn. »Der wurde erst in den Vierzigerjahren gebaut, nachdem der alte abgebrannt war.«
    »Dann ist es vielleicht doch die Figur von Mr Harrow.« Justus versuchte, sich die Einzelheiten der Figur im Tunnel ins Gedächtnis zu rufen, aber er sah nur den starren Blick der Glasaugen vor sich. »Aber an die kommen wir ja nun nicht mehr heran.«
    »Das Glück von Harrowville«, murrte Peter. »Warum müssen die Leute eigentlich immer in verflixten Rätseln sprechen?«
    »Und woher konnte dieser Chinese das überhaupt wissen?«, fragte Bob. »Mr Harrow hätte ihm ja dann sagen müssen, was aus dem Geld geworden ist. Aber ich habe eigentlich den Eindruck, dass Mr Harrow zu einem Chinesen nur zwei Worte gesagt hätte, nämlich: ›Hau ab!‹«
    »Vielleicht geht es ja auch gar nicht um das Geld«, sagte Fred. »Vielleicht hat er ja doch alles ausgegeben und wollte es nur niemandem sagen. Sein Zug zum Beispiel muss ja wahnsinnig teuer gewesen sein. Schade, dass er im Berg verschüttet wurde – ich hätte mir die Lok gerne mal angesehen.«
    Justus, Peter und Bob starrten auf ihn hinunter. »Augenblick mal«, sagte Justus. »Was hast du da gerade gesagt? Er hatte einen eigenen Zug? Und der war in das Unglück verwickelt?«
    »Ja, es war sein Privatzug. Sein Sohn wollte damit nach Sterling fahren. Mein Onkel hat mal gesagt, es sei ziemlich gemein von den Chinesen, Harrow als Wachsfigur darzustellen, die auf einen Zug wartet, wo doch sein Sohn in genau diesem Zug ums Leben gekommen ist – und das dann ›das Glück von Harrowville‹ zu nennen.«
    Jasper hob plötzlich den Kopf und starrte zur Tür.
    »Lampen aus!«, zischte Justus. Peter und Bob schalteten sofort die Taschenlampen aus, und Fred reagierte mit kurzer Verspätung ebenfalls. Jasper sprang auf und trabte zur Tür, die sie von ihrem Platz hinter der Sequoia nicht sehen konnten. Dort wurde es ein wenig heller – offenbar leuchtete jemand mit einer Taschenlampe herein. Die vier Jungen saßen völlig still. Das Licht wanderte durch die Halle, aber sie saßen im Schatten der Sequoia und rührten sich nicht.
    »Ist hier jemand?«, fragte der Neuankömmling, und sie erkannten Carls Stimme, die ein leises Echo in der Halle weckte. »Ah – hallo, alter Bursche.« Das galt vermutlich Jasper. Aber gleich darauf fing der Hund an zu knurren.
    »Was ist –«, begann Carl und verstummte abrupt. Jasper knurrte weiter.
    Dann hörten die vier Jungen eine neue Stimme, bei deren Klang sich ihre Nackenhaare aufstellten. Es war eine Männerstimme – ölig, leise und voll höhnischer Bosheit.
    »Na, na … freuen Sie sich denn gar nicht, mich zu sehen? Halten Sie das Vieh fest, oder Kingsley hat die längste Zeit einen Hund gehabt.«
    »Komm her, Jasper«, befahl Carl. Jasper knurrte weiter. »Komm her! Stecken Sie das verdammte Ding weg. Sie wissen genau, dass das nichts bringt.«
    »Es bringt eine ganze Menge, mein lieber Freund.« Die böse Stimme lachte leise. »Sie haben den Köter, ich habe die Pistole. Was wäre wohl schneller?«
    »Ich halte ihn ja fest. Was zum Teufel wollen Sie hier?«
    »Oh, Sie wissen doch ganz genau, was ich will. Ich habe Sie bestimmt schon hundert Mal danach gefragt.«
    »Und ich sage Ihnen zum hundertsten Mal, ich habe keine Ahnung, wo das Dreckszeug ist.«
    »Und wie die hundert Mal davor glaube ich Ihnen nicht.« Es gab eine Pause. Die vier Jungen wagten nicht zu atmen.
    »Sagen Sie«, begann die Stimme dann wieder, »es scheint, als ob eine Ihrer kostbaren Figuren dort drüben fehlt.

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